Wo Tapas und Flamenco sich begegnen

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Wie eine längere Geschichte ein gutes Ende fand, was Huldrich Zwingli damit zu tun hat und wo man sich zumindest visuell dem Flamenco hingeben kann. Sie erfahren es hier.

Wir befinden uns an der Spitalgasse. Im Mittelalter befand sich hier ein Spital. Im 12. Jahrhundert von Herzog Berchthold dem Fünften von Zähringen gegründet. In der Nähe lag der ehemalige Mushafen-Platz.
Wer reich genug war, liess sich damals zu Hause pflegen. Arme fanden Hilfe im Spital. Dafür sorgte Huldrich Zwingli mit seiner Almosenverordnung. Fortan oblag die Versorgung der Armen auch bei der Stadt und nicht mehr nur bei der Kirche. Fast fühlt man sich an unser heutiges Krankenkassen-Debakel erinnert. Beim Mushafen-Platz bot man denen, welche sich es nicht leisten konnten, auch tägliche eine warme Mahlzeit, nach dem Morgengeläut. Selbst dies wiederholt sich heute mit dem Angebot der Gassenküchen wieder.
Zwinglis Verordnung von 1525 bildete somit einen Grundstein für das heutige Sozialwesen. Die Spitalgasse blieb noch bis zum 19. Jahrhundert Standort des einstigen Spitals.

Neubeginn, bekannte Leitung
Heute erinnert die Spitalgasse ein wenig an eine mir bekannte Strasse in Berlin. Auch dort findet man eine Tapas-Bar. Unser Lokal aber findet sich in den Räumlichkeiten der ehemaligen «Cicchetteria Da Rosa» (Altstadt Kurier, April 2019). Insbesondere Tino Fonseca, der einstige Kellner, blieb aufgrund seiner fröhlichen Art in guter Erinnerung. Nachdem die vormaligen Besitzer die «Cicchetteria» an den Nagel hingen und nach Italien in ihr Heimatland zurückkehrten, folgte zunächst der wenig glückliche Versuch eines Gourmetrestaurants. Nach dessen Schliessung blieb es einige Zeit ruhig, bis im Januar dieses Jahres eben dieser Tino das Zepter übernahm und eines von zwei «Amigos Tapas» eröffnete. Das andere befindet sich, mit gleichem Konzept, an der Langstrasse, in den Räumlichkeiten des ehemaligen Restaurants «Samses».

Neuer Glanz
Der neue Inhaber bewies ein glückliches Händchen und beliess den Charakter des sehr kleinen Lokals weitestgehend. Nach wie vor hat man das Gefühl, direkt in der Küche zu sitzen, die nur durch eine Glasscheibe vom Gastraum getrennt ist. Die Wand gleich links vom Eingang schmückt ein grossformatiges Poster einer (bereits eingangs erwähnten) Flamenco-Szene. Der grosse Rest blieb unverändert. Auf der kleinen, übersichtlichen Karte findet sich dem Namen entsprechend eine umfangreiche Auswahl an warmen und kalten Tapas. Hervorzuheben ist die grosse Tapas-Platte «Gran Amigos», welche zu Fr. 65.– eine veritable Auswahl an gemischten Tapas bietet und eine Kleinfamilie bereits sättigen dürfte. Wer sich nicht gerne überraschen lässt, wählt aus den kleineren, aber nichts desto weniger schmackhaften Tapas (zwischen Fr. 14.50 und 25.–). Für den grossen Hunger besteht anschliessend die Möglichkeit der Wahl zwischen Spanferkel mit Kartoffeln, Cochinillo al Horno con Patatas (Fr. 39.–), oder einem sehr zarten Rindsfilet, Filetes de Solomillo (150/180 Gramm Fr. 42.–/ 49.–). Auch Pasta-Liebhaber finden hier das Gewünschte. Zum Beispiel Pasta Amigos mit Riesencrevetten vom Grill mit Knoblauch, Chili und Olivenöl (Fr. 29.–).

Wünsche erfüllt
Die Karte bietet etwas für jeden Geschmack. Sollte man tatsächlich nicht fündig werden oder einen speziellen Wunsch hegen, genügt ein Blick zu Tino Fonseca. Er schickt den Koch an den Tisch, welcher sich nach den Wünschen erkundigt und diese dann auch gelungen umsetzt, wie wir bereits mehrfach erfahren durften.
Die grosse Show kommt am Ende. Nach den Postres, insbesondere der traumhaften Tarta de Santigo con Salsa de Orujo, ein galizischer Mandelkuchen mit Rahmkrokant (Fr. 9.50), serviert man einen feurigen Carajillo, wie man ihn in Zürich nur selten bekommt. Lassen Sie sich überraschen.

Alexander Villiger

«Amigos Tapas», Spitalgasse 5, 8001 Zürich. Offen Montag bis Donnerstag 12 bis 23.30, Freitag und Samstag 11.30 bis 24 Uhr. Tel. 044 261 03 03, Reservation empfohlen, Tisch reservieren: foratable.com.

Zur Abbildung: Der Geschäftsführer Tino Fonseca (rechts) mit dem Küchenchef, José Francisco Miguez.
Foto: EM