Eidg. Boule und Pétanque

Das grosse Boule-Turnier in der Altstadt findet seit je am Bettag auf dem Lindenhof statt. Ein Bericht von unserem Sportreporter.

Als wahrscheinlich einzige Quartierzeitung, aber wie es sich für ein Weltblatt gehört, leistet sich der Altstadt Kurier eine eigene Sportredaktion. Nicht auszudenken natürlich, was geschähe, müsste der zuständige Reporter ein, sagen wir, eidgenössisches Schwingfest oder eine Tour de Suisse begleiten. Bleibe der Schuster also bei seinem Leisten und konzentriere er sich auf den einzigen verbliebenen sportlichen Wettstreit der Altstadt, das alljährliche Pétanque-Turnier auf dem Lindenhof.
Was vor etwa vierzig Jahren (die Angaben über das genaue Datum gehen auseinander…) in der «Malatesta-Bar» als so etwas wie eine Trotzreaktion auf die von der Obrigkeit verordnete Langweile am Bettag erbrütet wurde, hat sich wie so vieles in Zürich zu einem Mega-Anlass entwickelt.

Grosse Strahlkraft
Einst ein von Etienne von Graffenried, dem ehemaligen Präsidenten des OK, mit mehr oder weniger Umsicht geleitetes Lokalfest mit sportlicher Betätigung, lockt heute Pétanque-SpielerInnen aus dem halben Kanton auf den Lindenhof. Hundert Aktive, verteilt auf fünfzig Mann- beziehungsweise Frauschaften, konnten die Organisatoren um Robert Marangoni trotz anfänglich wenig einladenden Witterungsverhältnissen heuer begrüssen.

Tenue grau
Allerdings fehlte etwas der Nachwuchs, denn unter den heimischen Cracks, die offensichtlich unbekümmert durch die grosse Anzahl fremder Fötzel recht zahlreich anwesend waren, scheint mittlerweile graues Haar zum Tenue zu gehören. Auch die Einnahme von aufmunternden Betriebsstoffen sei merklich zurückgegangen, meinte etwa Elsa Feurer, und dies nicht nur seit Hans Strobel seine berühmt-berüchtigten Schokoladenkekse nicht mehr liefert.
Nun denn, Nostalgie hin, Sehnsucht nach Vergangenem her, das Bettags-Turnier lebt und wird wohl auch in Zukunft dem Sportreporter einmal im Jahr Gelegenheit geben, alten Zeiten nachzusinnen. Gewonnen wurde der Wettkampf übrigens von Saldar Tarar und Jonas Wilemi, Spieler, die ihrer Leidenschaft sonst auf der Josefswiese frönen.
Der anschliessende Ball fand wie schon letztes Jahr im Limmat-Club statt, wo die Lokalband Tramgleis Besuchern zufolge ein hinreissendes Konzert gab.

Remy Roos