Das Altstadthaus sind wir alle

Seit Januar 2014 wird das Altstadthaus durch das Quartier geführt. Die gut besuchte «Quartierversammlung» war Anlass einer ersten Auslegeordnung.

Dreissig Personen fanden sich am 23. Juni im Altstadthaus ein, was der mit «Saal» bezeichnete Raum im Untergeschoss des kleinen, charmanten Quartiertreffs gerade noch bewältigen konnte. Seit dem 1. Januar führt hier der Trägerverein Altstadthaus das Zepter. In den Statuten hat er sich zur Pflicht gesetzt, regelmässig eine öffentliche Veranstaltung durchzuführen, in der sich die Quartierbevölkerung kritisch zum Programm äussern kann. Und dies mit gutem Grund, soll das Altstadthaus doch ein Haus für alle sein. In einem durch Zentrumslasten bedrängten Quartier, in dem auf einen Einwohner 11.5 Arbeitsplätze fallen und pro 13 Einwohner eine Gaststätte Menschen von weit her anzieht, braucht die Bevölkerung eigene Identifikationspunkte. Denn die Zürcher Altstadt ist auch ein Wohnquartier, das seine Rechte einfordert. In diesem Spannungsfeld spielt das Altstadthaus eine unverzichtbare Rolle und ist dann erfolgreich, wenn es von den Bewohnerinnen und Bewohnern als ihr eigenes Haus wahrgenommen wird. Also soll man auch Forderungen an die Programmgestaltung stellen dürfen – was umgekehrt die Bereitschaft voraussetzt, sich für das Gemeinschaftsprojekt zu engagieren. Dieses Engagement war in der Versammlung deutlich spürbar.
Die von Daniel Bürgisser umsichtig moderierte Veranstaltung begann mit einem Bericht des Altstadthaus-Teams zum gegenwärtigen Programm.

Programm fast ungeschmälert
Trotz finanziellen und personellen Einschränkungen gelang es, die Programmstruktur nahezu ungekürzt in die neue Ära zu überführen. Allerdings mussten die Öffnungszeiten auf drei Nachmittage reduziert werden, was sich negativ auf die Vermietungen auswirkt. Michèle Heri Michel stellte das aktuelle und sehr gut besuchte Kinderprogramm vor, Hanspeter Wälchli gab Einblick in die beliebten Veranstaltungen für Erwachsene.
Den Voten aus dem Publikum war anzumerken, dass das Kinderprogramm auf gute Zustimmung stösst. Als wichtigste Anregung wurden Angebote im Übergang vom Kindes- in das Jugendalter gewünscht – zum Beispiel einen gemischten Buebe- und Meitliznacht. Oder könnte man den Saal einmal pro Woche in den frühen Abendstunden den Fünft- und Sechstklässlern zur Verfügung stellen? Daniel Bürgisser wies darauf hin, dass die Programmgruppe solche Bedürfnisse zusammen mit den Schulklassen im Hirschengraben ergründen wird. Hier wurde angeregt, auch die Kinder des Schulhauses Schanzengraben einzubeziehen und die linke Limmatseite ganz allgemein besser in die Information einzubinden. Auf die Wunschliste wurde auch ein einwöchiges Ferienangebot für Altstadtkinder gesetzt. Umgekehrt forderte das Team zur aktiven Mitarbeit auf – so sind etwa Geschichtenerzählerinnen und -erzähler während dem weihnachtlichen Kerzenziehen willkommen!

Gewohntes und Neues
In der Diskussion zum Erwachsenenprogramm kristallisierten sich zwei Bedürfnisse heraus: Zum einen soll das Altstadthaus wiederkehrende Programm-Klassiker wie etwa den Quartierbrunch auf dem Lindenhof oder die Altstadtgartenserie unbedingt beibehalten. Hier treffen sich Menschen, welche diese Veranstaltungen seit Jahr und Tag lieben und besuchen. Zum anderen sollen weiterhin Veranstaltungen programmiert werden, die neue Kreise ansprechen und ermöglichen, dass wir uns in ganz neuer Art begegnen. Veranstaltungen zum Beispiel, in denen man gemeinsam etwas erarbeitet oder die uns Gelegenheit geben, unbekannten Begabungen eine Bühne zu bieten. Gewünscht wurden auch generationenübergreifende Veranstaltungen. Zum Beispiel: die junge Generation bietet den älteren Semestern einen Einstieg in die sozialen Medien. Erinnerungen vergangener Programmhöhepunkte machten die Runde und Ideen schwirrten noch ohne feste Gestalt herum.
Hohe Wellen warf schliesslich das Neumarktfest, dessen Musik in nahezu einhelligem Urteil als zu laut taxiert wurde. Beim Neumarktfest macht sich die dünnere Personaldecke unseres Quartiertreffs übrigens besonders bemerkbar: es ist dringend auf Helferinnen und Helfer angewiesen.
Der lebendige und sympathische Anlass zeigte den Weg auf, den das Altstadthaus eingeschlagen hat: Es will ein Haus für alle sein, die hier wohnen, ein Ort, der uns dazu verhilft, selber aktiv zu werden, um gemeinsam mit einem professionellen Team jenes Programm zu gestalten und mitzutragen, das uns das Gefühl gibt, in unserem Quartier auch wirklich zu Hause zu sein unter Gleichgesinnten, die sich dort engagieren, wo sie wohnen.

Michael Schädelin