Interesse und Kritik am Bauvorhaben

Eine Woche vor der Informationsveran- staltung hatte der Kantonsrat bereits den Kredit von 82 Millionen Franken für den Um- und Erweiterungsbau des Obergerichts bewilligt. Im vollen Saal waren nach der sachlichen Information denn auch etliche kritische Voten zum Bauvorhaben und zur Informationspolitik zu hören.

So gut besucht ist der grosse Saal des Obergerichts, wo das Geschworenengericht tagt, wohl nicht alle Tage. Hundertdreissig Personen hatten sich eingefunden zur Informationsveranstaltung zum geplanten Bauvorhaben (Januarausgabe Altstadt Kurier). Der Präsident des Obergerichts, Rainer Klopfer, orientierte zunächst über die Ausgangslage. Dass ein ausgewiesener Platzbedarf bestehe, schliesslich arbeiten über zweihundert Personen im Haus, bzw. in dazu gemieteten Räumen in der Umgebung. Es sei ein altes Gebäude, das den Anforderungen eines modernen Gerichts längst nicht mehr genüge. Nun sei auch die letzte Dachkammer als Büro genutzt, nun sei das Ende des Patchworks gekommen. Ein Gericht, so befand der Präsident, gehöre ins Zentrum einer Stadt, wie die Regierung auch. Das aus einem Wettbewerb hervorgegangene und nun vorliegende Projekt sei fantastisch, er sei begeistert davon. Der Kantonsrat habe den Kredit bewilligt, grünes Licht gegeben.

Fünfstöckiger Massivbau
Stefan Bitterli, Kantonsbaumeister, stellte das Projekt näher vor. Die projizierten Modellbilder gaben eine Vorstellung davon, was da entstehen soll. Das kompakte Projekt, so Bitterli, vereine etliche Vorteile auf sich: Es gebe kurze Wege, der Baumbestand könne weitgehend erhalten bleiben, der Kreuzgang werde aktiviert, allerdings nicht öffentlich zugänglich. Für den fünfstöckigen Massivbau habe man bewusst den muralen Charakter gewählt statt etwa eines Glaspalastes, auch aus Sicherheitsüberlegungen, wobei die Fassadenoberfläche noch nicht bestimmt sei. Vier Bäume müssten weichen, sie seien aber ohnehin krank, die anderen Bäume könnten stehen bleiben. Der Bau, ergänzte Klopfer, nehme auf das Quartier und die Nachbarn Rücksicht. Und durch den Bezug des Provisoriums im Seefeld könne die Bauzeit kürzer gehalten werden. Es werde 2009 bis 2011 gebaut.

Kritische Fragen
Bei der folgenden Fragenrunde ging es zunächst um die Standortfrage: Warum gerade hier, und wann wird es wieder zu eng sein? Andere Standorte habe man nicht geprüft, erklärte Klopfer, denn die Kasernenwiese sei dafür definitiv nicht geeignet, ebenso wenig das Justiz- und Polizeizentrum beim Güterbahnhof. Da gelte es die Trennung der Gewalten zu beachten. Der Erweiterungsbau genüge für die nächsten fünfundzwanzig Jahre wieder allen Ansprüchen. Die ebenfalls anwesende Vertreterin des städtischen Amts für Städtebau, Christine Enzmann, wurde gefragt, was denn die Stadt für das Quartier unternommen habe. Sie erklärte, dass sie nicht ganz die richtige Ansprechperson sei. Gab aber allgemein zu bedenken, dass das Gericht an diesem Standort Geschichte hätte und der Neubau mit der Erhaltung der Arbeitsplätze auch eine Investition in die Zukunft und eine Chance für das Quartier bedeute. Man sei sich der Problematik für die unmittelbaren Anwohnenden aber bewusst. Auf die Kritik an der Informationspolitik, eine Informationsveranstaltung nämlich erst nach der Kreditbewilligung anzusetzen, entgegnete Rainer Klopfer, dass das beabsichtigt gewesen sei und dass immerhin die direkten Anwohner im Juni mit einem Schreiben informiert worden seien. Er denke, dass man vielleicht den Verteiler etwas breiter hätte fassen sollen. Das neue Gebäude wurde als Gefängnisbau im Stil von Pöschwies kritisiert, dass das Gärtlein und der Brunnen verschwinden soll, empört zur Kenntnis genommen. Der Brunnen werde versetzt, entgegnete Klopfer, ebenso entstehe etwas neues Grünes in der Nähe.

Unterflurcontainer als Trost?
Es wurde gefragt, ob die während der Bauzeit ungenutzten Angestelltenparkplätze den Anwohnern zur Verfügung gestellt werden könnten, und ob die Zufahrt zum GZ Altstadthaus gewährleistet sei. Diese bleibe gewährleistet, die Benützung der Parkplätze könne geprüft werden, ebenso die Einrichtung eines Unterflurcontainers bei der Grünanlage (ein zuvor abgelehntes Anliegen). Die öffentlichen Parkplätze auf städtischem Grund werden übrigens nicht tangiert, und die künftige unterirdische Parkierung bleibt Angestellten des Obergerichts vorbehalten. Gewünscht wurde seitens des Quartiervereins eine kontinuierliche Information, allenfalls eine weitere Infoveranstaltung vor Baubeginn, wenn auch Detailfragen geklärt sein werden. Dem Wunsch nach Information wolle man in geeigneter Form sicher nachkommen, lautete die Antwort. Nach einigen weiteren teils energischen Voten schloss die lebhafte Veranstaltung nach gut anderthalb Stunden. Im Anschluss daran offerierte das Obergericht einen Apéro für alle Anwesenden.

Elmar Melliger