Ein entspanntes, lässiges Fest

Am Samstag, 27. Juni, feierte der Altstadt Kurier sein 25-jähriges Bestehen mit einem Fest auf der Gemüsebrücke. Petrus hatte alle Hände voll zu tun, Schleuse auf, Schleuse zu, Sonne raus…

Wer zu Beginn der offiziellen Feier um 10.30 Uhr das Festzelt auf der Gemüsebrücke erreichen will, muss gegen einen argen Wolkenbruch ankämpfen. Unbeirrt posaunt die Feuerwehrmusik pünktlich los, die etwas schräge und liebenswerte Truppe gehört einfach zu einem Quartierfest. Und genau so ein Fest soll das werden, auf unserem «Dorfplatz».
Der Präsident des Herausgebervereins, Michael Schädelin, ergreift das Wort und hält eine seiner klugen und witzigen Reden. Es sei ein kleines Wunder, dass es unsere Quartierzeitung noch gebe, das sich folgendermassen herleiten lasse. Erstens sei es ein Akquisitionswunder, und Ursi Strasser habe diese Aufgabe brillant erfüllt und ihr komme das Verdienst zu, immer wieder helfend und rettend eingesprungen zu sein. Zweitens sei es ein medizinisches Wunder, denn noch nie musste eine Nummer ausfallen infolge Krankheit des Redaktors und Blattmachers, der die Zeitung schon seit 19 Jahren macht: «Zuerst erarbeitet er das Layout und dann erst hat er Fieber.» Drittens sei da eine überdurchschnittliche Leserbindung und viertens sei es ein Sympathiewunder. 300 Mal ist die Zeitung schon erschienen und immer sei es gelungen, engagierte Leute an sie zu binden, die sie mittragen. Der Präsident überreicht Ursi Strasser nun zu ihrem Rücktritt aus der Redaktionskommission einen Altstadt-Kurier-Sammelband: Die Mitgründerin und tragende Säule der Zeitung möchte mehr Zeit für sich haben, aber doch weiterhin regelmässig schreiben.
Der Regen hat aufgehört und das Zelt füllt sich rasch mit den übrigen geladenen Gästen.
Die zweite Ansprache hält der Kulturchef der Stadt Zürich, Jean-Pierre Hoby. Dies nicht etwa, wie er in seiner humorvollen Rede über Dichtung und Wahrheit ausführt, in Vertretung des Stadtrats (Dichtung), sondern als Vertreter der Stadtpräsidentin Corine Mauch (Wahrheit), denn sie ist mit dem Gesamtstadtrat an einer Retraite abwesend. Auch er spricht von einem Wunder, dass es diese Quartierzeitung immer noch gibt, gemacht von Leuten von hier, und noch immer ein quicklebendiges Projekt.
Die Feuerwehrmusik spielt nochmals auf, Häppchen werden aufgetragen, in den Gläsern perlt Prosecco, gut gelaunt prostet man sich zu.

Chöre und Musik
Um 11.30 Uhr, es wird schon etwas warm im Zelt, können wir bereits die Seitenwände aufziehen, gerade rechtzeitig zur Eröffnung des Fests für die ganze Quartierbevölkerung und alle anderen. Der Kinderchor des Schulhauses Hirschengraben formiert sich. Dazu muss man wissen, dass die 35 Kinder von der ersten bis zur sechsten Klasse unter der Leitung von Nora, Ayda und Emanuel die Lieder ohne ihre Lehrerinnen geprobt und zu «When the Saints» sogar einen eigenen Text gedichtet haben. Der geht (auszugsweise) so: «Oh wänn de Chef go schriibe gaht, oh wänn de Chef go schriibe gaht… Und alli Lüt händ d’Zitig gärn… Drum wänd au mir go schriibe gah…» Herrlich, den tosenden Applaus und Jubel haben die Kinder, die übrigens alle in Weiss erschienen sind, wirklich verdient!
Nun geht es schnell. Der würzige Risotto ist bereit, die Würste liegen auf dem Grill, Wein wird kredenzt, Kaffee und Kuchen runden das Angebot ab.
Ab 13 Uhr begeistert das Trio «Musique en route» mit seinem Balkansound, immer wieder kräftiger Beifall, für die ersten Stücke tritt die Gruppe vor dem Zelt im Freien auf, lässt sich von der milden Sonne bestrahlen. Später zieht man sich dann gern wieder ins rettende Zelt zurück, wo es umso gemütlicher ist. Um 16 Uhr dann der Altstadtchor, unter der Leitung von Michael Kleiser, der charmant schmunzelnd verkündet, der Chor singe vier Lieder und eine Zugabe. Eines davon ist, zur grossen Freude vieler, der «Kleine grüne Kaktus»… Begeisterte Publikumsreaktionen sind dem Chor immer wieder gewiss.

Dank an alle
Gegen das Festende hin nimmt Michael Schädelin die Ziehung der Wettbewerbspreise vor, so, wie das im italienischen Fernsehen üblich sei, wo glatzköpfige Moderatoren jeweils eine leicht bekleidete Blondine als Assistentin hätten. Zur «Blondine» erkürt er Barbara Zolliker, und prompt fordert eine (weibliche) Stimme (erfolglos): «S’ Jäggli uszie!» Dass ausgerechnet Magi Wechsler den ersten Preis, das Velo gewinnt, die kürzlich ihr Fahrrad zu Schrott gefahren hat, freut nicht nur sie.
Hier nun sei allen gedankt, die zum guten Gelingen des Festes beigetragen haben: Allen voran Peter Keck, dem OK-Präsidenten, für die hervorragende Organisation, tatkräftig unterstützt durch den erfahrenen Gastronomen Jörg Omlin, dann ebenso sehr Christine Schmuki, Michael Schädelin und so vielen anderen, die mitgeholfen haben. Allen Lieferanten, die uns grosszügig und wohlwollend beliefert haben, allen Gönnern und Spendern, besonders der Präsidialabteilung der Stadt Zürich für ihre finanzielle Unterstützung des Anlasses. Und natürlich allen, die das Fest besucht und dadurch erst ermöglicht und belebt haben. Es lebe das Quartier! Herzlichen Dank!
So gegen 18 Uhr lassen wir das Fest ausklingen. Müde, aber glücklich, könnte man sagen. Oder wie es eine Festbesucherin ausdrückt: «Es ist ein ganz tolles Fest gewesen, eine schöne, entspannte Stimmung, wunderbar!»

Elmar Melliger