Verkehrsberuhigte Alststadt

Am 25. Oktober fand in der Helferei Grossmünster eine vom Forum Soziokultur Kreis 1 organisierte Veranstaltung zum Thema «Verkehrsberuhigte Altstadt – wie nutzen und gestalten?» statt.

«So many chiefs and no indians!», rief Stadtwanderer Benedikt Loderer in den Saal, bevor er auf dem Podium Platz nahm. Tatsächlich sahen sich zehn Personen auf dem Podium dreissig Personen im Publikum gegenüber; was ja auch schon nicht schlecht ist. Denn, so stellte der Agent provocateur weiter fest: Es gibt keinen grossen Leidensdruck. Einige Projekte sind umgesetzt oder stehen kurz vor der Realisierung. Fern die Zeiten, als etwa eine offene Drogenszene die Bevölkerung plagte.
Die TeilnehmerInnen des Podiumsgesprächs hatten zuerst Gelegenheit, ein kurzes Eingangsreferat zu halten. Christine Bräm (Amt für Städtebau) und Alex Martinovits (Stadtentwicklung) stellten Studien vor. Raffael Noesberger (Tiefbauamt) sprach über Bauvorhaben betreffend Verkehr, Erich Zeller (Tiefbauamt) referierte über Verkehrsplanung, Rainer Klostermann (Architekt und Urbanist) plädierte dafür, Begegnungszonen zu schaffen, und Daniel Leupi (IG Velo, Gemeinderat Grüne) vertrat die Interessen der VelofahrerInnen und forderte velodurchlässige Fussgängerbereiche. Peter Rose und Rudolf Lehmann (Dienstabteilung Verkehr) standen für die Beantwortung von Fragen zur Verfügung; die Moderation übernahm Daniel Bürgisser vom Quartierverein Zürich 1 rechts der Limmat.
In der folgenden Diskussion, mit Einbezug des Publikums, forderte Loderer die Priorisierung des autofreien Münsterhofs vor dem verkehrsfreien Zähringerplatz, den er für weniger attraktiv hält. Voraussetzung für den autofreien Münsterhof ist allerdings die Realisierung des geplanten Parkhauses beim Opernhaus, die noch in weiter Ferne liegt (ebenso wie ein Parkhaus beim Central). Jemand forderte das Einrichten von Güterumschlagsplätzen an der Obmannamtsgasse. Peter Rose wies darauf hin, dass von 5 bis 12 Uhr Güterumschlag gestattet ist, nicht aber Parkieren. Rudolf Lehmann erklärte, dass in der ganzen Zone Parkverbot besteht. Der anwesende Gemeinderat Luca Jagmetti berichtete von seinem Postulat, das die Zufahrt für Anwohnende auch ohne eigenes Auto (Mobility) fordert. Wie der Rennweg gestaltet werde, wollte jemand wissen. Erich Zeller erklärte, dass er eigentlich bereits gestaltet sei. Einzig Sitzgelegenheiten und Boulevard-Cafés seien noch möglich. Momentan sei der Rennweg leider eine Parkverbotszone statt eine Fussgängerzone, sagte Rudolf Lehmann. Es ist hier noch ein Rekurs hängig betreffend Verkehrsregime.
Zum mittleren Limmatquai wurde gesagt, dass dies leider kein Aufenthaltsraum, sondern nach wie vor ein Verkehrsraum sei (Klostermann). Wobei hier von einer verkehrsarmen Zone gesprochen werden müsste, denn es besteht ein Nebeneinander verschiedener Nutzungen und Verkehrsteilnehmer inklusive Tramverkehr. Dass hier in ganzer Tramlänge abgesenkte Tramhaltestellen geplant sind, wurde als Verhältnisblödsinn bezeichnet, denn ein erleichterter Einstieg für Gehbehinderte könnte sich auf eine Türe beschränken. Raffael Noesberger hielt dem entgegen, dass dies das Behindertengesetz so verlange.
Knapp drei Stunden nach Beginn fand die lebhafte Veranstaltung ein Ende.

Elmar Melliger