Lasagne am Schanzengraben

Es ist das einzige Restaurant mit Terrasse auf den idyllischen Schanzengraben: unsere Kulinarier assen im «MaDonna», einem Restaurant mit Bar und Lounge.

Die Löwenstrasse als Ausgehmeile? Den meisten Besuchern kommt gar nicht in den Sinn, dass es dort auch ein Leben gibt, wenn die MMM-Migros den Eingang verriegelt hat. Aber ja, es gibt ein Leben nach Ladenschluss, zumindest im «MaDonna». Dort begrüsst Ivan Nardozza die Gäste. Ivan wird gerade 25 sein, wenn dieser Text erscheint.
Die Donna im Hintergrund ist Carmela, seine Mutter. Sie steht in der neuen, grosszügigen Küche.

Blutte Soldaten und ein Kläffer
«Die Küche war vielleicht drei Quadratmeter klein», erzählt Ivan Nardozza. Er arbeitete unter anderem im «Widder» in Zürich. Sowohl sein Papà wie seine Mamma sind Gastronomen, und der Sohn wuchs quasi im Restaurant auf. Weil sein Onkel Lino Marra den Coiffeursalon Degas im selben Haus wie das «MaDonna» führt, wusste er vom Wechsel und sorgte mit der Gründung der BLM Restaurationen GmbH (Stammkapital 20 000 Franken) für die finanzielle Basis. Eröffnet wurde das zum Restaurant umgebaute Lokal Anfang Dezember 2007 – mit Bar, Lounge, Restaurant und Terrasse mit Blick auf Bäume und aufs Wasser.
Vor 100 Jahren hätte man von der Terrasse aus die Militärbadeanstalt gesehen, sie lag direkt im Schanzengraben. Wo einst Soldaten badeten und sich wuschen, schwimmen heute Enten und freuen sich über ein Stück Brot, das für sie wirken muss, als falle Manna vom Himmel. Mein Einwurf, vermutlich habe eine Ente die Geschichte vom Manna in der Bibel geschrieben, quittierte Herr Keck mit «tumms Züüg!». Er erinnerte sich an mein Vogelfüttern im «Bauschänzli» und knurrte: «Jetzt fängt das wieder an!» Da wusch ein Vater den Familienhund im Schanzengraben. Der kleine Kläffer namens Theo hatte sich offensichtlich im Kuhmist gewälzt.
«Ich sitze auf dem Gala-Platz», zökelte Herr Keck mit Sicht auf das leise plätschernde Wasser und die Usteri-Brücke und kippte munter seinen Crodino mit Weisswein, den schön orangefarbenen Aperitivo. Dann starteten wir mit einer üppigen Burrata samt Parma-Schinken (Fr. 16.– als kleine, Fr. 22.– als grosse Portion) das Essen. Burrata («Gebutter») ist eine Sonderform des Mozzarella, er wird in Säcklein verpackt und schmeckt rahmiger als der übliche Frischkäse aus Büffelmilch. Ich hielt mich an einen leichten Pinot Grigio (Grauburgunder) von Grivò zu Fr. 6.– der Dezi, Herr Keck stieg auf einen Primitivo Vinosa San Marzano um (Fr. 7.– der Dezi).

Ivan, Franco und Carmela
Franco, der humorvolle und versierte Kellner (er war jahrelang im «Commercio») hatte Herrn Keck gewarnt, der Primitivo sei vielleicht ein wenig zu süss. Aber mein bedeutsames Gegenüber liess sich ebenso wenig umstimmen wie ich mich vom Füttern der Enten abbringen. «Wir essen wirklich nächstes Mal in der Volière», drohte Herr Keck und schwenkte den «Mei-Mei-Finger», als ich ein weiteres Stücklein hinabwarf. – Die Tris di Pasta MaDonna Carmela Nardozza – alles frische Teigwaren, ob Cavatelli, Tortellini, ja sogar die Spaghetti – schmeckten so grossartig wie die Saucen und die knackigen Crevetten dazu. Die Kosten (Fr. 21.– für die halbe, Fr. 29.– für die ganze Portion) sind sehr kundenfreundlich. «Man muss fair bleiben bei den Preisen», bekräftigt der junge Wirt, «aber wir verschenken Speisen und Getränke auch nicht. Die Qualität muss top sein, und das nicht nur drei oder sechs Monate nach der Eröffnung.»
Am Mittwochmittag zieht Signora Nardozza immer frische Lasagne aus dem Ofen, was sich herumgesprochen hat, und am Mittwochabend spielt Live- Musik. Am Samstagabend öffnete der Figlio nach dem Speiseservice einen Club im Lokal, musste aber beobachten, «dass sich das Lokal zu stark abnutzt.» Also bleibt es bei der Musik am Mittwoch. In den bald vier Jahren, in denen er das «MaDonna» führt, war Ivan Nardozza bloss zwei Wochen in den Ferien, aber das scheint ihn wenig zu stören; sein Wohl ist ihm weniger wichtig als das Wohl seiner Gäste.

Paillard, Averna, Bambus
Herr Keck liess von seinem Kalbspaillard mit grossflächiger Gemüsebeilage nichts mehr übrig, ich von meiner Finissima (hauchdünnes Rindsfilet mit Rosmarin, Fr. 42.–, dazu frische Pommes frites zu Fr. 6.–) auch nicht. Das Dessert mussten wir auslassen, nicht aber die Pasticini (süsses Gebäck) von Frau Mamma zum Espresso. Versöhnt tranken wir einen Averna mit Eis, und Herr Keck gelobte, keine Entenbrust zu essen. Ivan Nardozza setzte sich auf einen Averna zu uns. Und auf die Frage, wie wir erklären sollten, wo sein empfehlenswertes Lokal liegt, sagte er im schönsten Zürcherdeutsch: «Wänns mi fröged, wo häsch dänn dis Reschtorant, säg ich immer: gägenüber vom Bambus! Dää kännt wüki jede!»

Restaurant «MaDonna», Löwenstrasse 25, 8001 Zürich, Tel. 044 210 06 10. Geöffnet Montag bis Freitag von 7 bis 24 Uhr, Samstag von 9 bis 2 Uhr. Sonntags Ruhetag.

René Ammann