Rennweg mit und ohne Parkplätze

Mit einem Vergleich der Situation vor und nach der Aufhebung der Parkplätze am Rennweg will man die Veränderungen erfassen und auswerten.

Eine erste Umfrage hat stattgefunden. Alex Martinovits, Projektleiter bei der Fachstelle für Stadtentwicklung, beschreibt die Ergebnisse.

Entsprechend dem historischem Kompromiss wurden kurz nach der Eröffnung des neuen Parkhauses Gessnerallee unter anderem im Bereich Rennweg-Kuttelgasse die oberirdischen Parkplätze aufgehoben. Damit wird der Rennweg praktisch zur Fussgängerzone. Aufgrund noch hängiger Rechtsverfahren ist das Befahren des Rennwegs aktuell noch gestattet – künftig wird ein ähnliches Verkehrsregime wie in den grundsätzlich autofreien Bereichen an der Bahnhofstrasse gelten.

Vorher-Nachher-Vergleich
Das Tiefbauamt und die Fachstelle für Stadtentwicklung der Stadt Zürich haben zusammen mit der Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse, der Vereinigung Zürcher Spezialgeschäfte, der City-Vereinigung, der Vereinigung Rennweg-Geschäfte und dem Quartierverein Rennweg deshalb eine Studie durchführen lassen.
Ziel dieser Studie ist es, einen Vorher-Nachher-Vergleich anzustellen und die im Zusammenhang mit der Aufhebung der Parkplätze ablaufenden Veränderungen des Einkaufs-, Besucher- und Passantenverhaltens zu untersuchen.
Dabei wurden in einer ersten Welle im April dieses Jahres, also vor der Aufhebung der Parkplätze, die PassantInnen gezählt und befragt, ebenso wurden die GeschäftsinhaberInnen zu ihrer Meinung befragt. So kam ein Mix von Abklärungen, Messungen und Befragungen zum Einsatz.
Die Studie wird im Frühling 2005 wiederholt, um die Situation ohne Parkplätze mit derjenigen mit Parkplätzen vergleichen zu können. Die Ergebnisse der ersten Welle dieser Vorher-Nachher-Studie, die in der zweiten Aprilhälfte, kurz vor der Aufhebung der Parkplätze, durchgeführt wurde, liegen nun vor.

Die wichtigsten Ergebnisse
Grundsätzlich zeigt sich vom Rennweg-Quartier und seinen Geschäften – trotz generell eher schwieriger Geschäftslage im Detailhandel – ein selbstbewusstes und optimistisches Bild. So werden etwa die Aussichten der eigenen Geschäfte im Vergleich zum Durchschnitt der Geschäfte der gleichen Branche in der Zürcher Innenstadt tendenziell positiver eingeschätzt, und zwar sowohl was Umsatz wie auch Ertragslage und Kundenfrequenz betrifft.
Von den befragten PassantInnen in

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Rennweg und Kuttelgasse kommen 4 Prozent direkt aus dem Rennweg-Quartier, zu 3 Prozent sonst aus dem Kreis 1, 42 Prozent aus anderen Stadtkreisen (Stadt gesamthaft 49 Prozent), 34 Prozent aus anderen Gemeinden im Kanton Zürich, 13 Prozent aus anderen Kantonen und 4 Prozent von ausserhalb der Schweiz. – Die Mehrheit der PassantInnen (54 Prozent) hält sich zwecks Einkaufs im Rennweg-Quartier auf. – Beim zuletzt verwendeten Verkehrsmittel wird mit 53 Prozent «zu Fuss» am meisten genannt, gefolgt von Tram/Bus (25 Prozent) und dem Auto (12 Prozent). Diejenigen drei Viertel, welche unmittelbar vor diesem Verkehrsmittel noch ein weiteres verwendet hatten, geben zu 27 Prozent die Bahn, zu 25 Prozent Tram/Bus, zu 12 Prozent «zu Fuss» und in 11 Prozent der Fälle das Auto an. – Fussgänger und öffentlicher Verkehr dominieren demnach.
Im Zusammenhang mit der (zum Zeitpunkt der Befragung noch bevorstehenden) Aufhebung der Parkplätze geht die Mehrzahl (57 Prozent) der vor Ort Einkäufe tätigenden KonsumentInnen davon aus, dass sie künftig etwa gleich oft ins Rennweg-Quartier kommen werden. 24 Prozent denken, eher öfter zu kommen, 7 Prozent seltener oder gar nicht mehr (12 Prozent sind ohne Meinung).
Als wichtigste Vorteile einer Aufhebung der Parkplätze werden die Antworten «grössere Attraktivität», «ruhigeres und angenehmeres Quartier» und «mehr Lebendigkeit dank mehr Fussgängern» je von 60 bis 70 Prozent der KonsumentInnen und von fast 50 Prozent der Geschäfte genannt; als Nachteil wird von der Hälfte der Geschäfte und einem Sechstel der KonsumentInnen die schlechtere Erreichbarkeit angeführt.
Das bereits genannte Selbstbewusstsein und der Optimismus der Geschäfte widerspiegeln sich auch in einem klaren Stärken-Profil des Rennweg-Quartiers aus Sicht der Geschäfte und PassantInnen: Rund 40 Prozent der KonsumentInnen und 50 Prozent der Geschäfte nennen die Rennweg- und Kuttelgasse-Geschäfte als wichtige Stärke, und 85 Prozent der KonsumentInnen und rund 60 Prozent der Geschäfte nennen die Vorzüge der Altstadt (Ambiance, Gebäude, Altstadt-Flair, Gassen) als wichtige Vorzüge. Die Altstadt-Ambiance scheint der besondere «unique selling point» des Rennweg-Quartiers zu sein.
Als wichtige Schwächen werden von 60 Prozent der PassantInnen und rund 30 Prozent der Geschäfte zu viele Autos/Verkehr genannt; alle weiteren Nachteile (zu wenig Cafés, zu wenig Grün, zu wenig bzw. (künftig) keine Parkplätze) werden schon deutlich seltener genannt. Am meisten vermisst werden Strassencafés.

Alex Martinovits