Heinz Bütler, der Filmkünstler vom Predigerplatz

Die, welche ihn nur schwarz gekleidet auf seinem schwarzen Velo in den Altstadtgassen herumkurven sehen, können sich nicht vorstellen, was für eine schillernde Person hinter dem attraktiven, aber bescheiden auftretenden Mann steckt.

Er wohnt mit seiner Frau Jana (arbeitet zeitweise im Laden von Helen Faigle am Neumarkt) in seinem Elternhaus am Predigerplatz. Ihre Töchter Jelena und Elisa sind ebenfalls hier aufgewachsen. Seine Eltern führten eine Bäckerei-Konditorei, wo heute Wolfgang Langer sein Bücher-Antiquariat eingerichtet hat. Der diplomierte Übersetzer und Dolmetscher drehte bis 1980 vor allem Fernsehfilme, danach unabhängig produzierte Dokumentar- und Spielfilme. Seither arbeitet er als freier Filmautor und Produzent und realisiert seit 2000 als Filmautor für NZZ Film Doks zu Themen der bildenden Kunst, Literatur, Fotografie und des Designs. Er drehte und dreht bedeutende Filme – herausgepickt: «Biographie eines Blicks» über einen der grössten Fotografen aller Zeiten: Henri Cartier-Bresson. Oder die Dokumentarfilme über Alberto Giacometti, Ferdinand Hodler, Félix Vallotton und Balthus. Im Film «Riviera Cocktail» über den Fotografen Edward Quinn leben nochmals die Stars und Sterne der Fünfziger- und Sechzigerjahre auf, welche sich an der Côte d’Azur tummelten. Rechtzeitig zum 80. Geburtstag des Schriftstellers Paul Nizon (am 19. Dezember) erscheint der Titel «Paul Nizon – Der erotische Kontinent Paris». – Auch für NZZ Format, dem Fernsehmagazin der Neuen Zürcher Zeitung, das donnerstags um 23.15 auf SF1 ausgestrahlt wird, dreht Heinz Bütler spannende und einfühlsame Filme. Zum Beispiel «Die Lust am Schlemmen» mit Beda Stadler und Didi Bruna inklusive Bratwurst-Paradies Sternen-Grill am Bellevue. Oder die «Bern-Safari» mit Endo Anaconda von Stiller Has. Super!
Heinz Bütler hat eine behutsame Art, auf die Menschen, welche er porträtiert, einzugehen, ihr Vertrauen zu gewinnen und die Geschichten in wunderschönen Bildern zu erzählen. In der Filmedition Suhrkamp ist soeben die DVD mit dem Spielfilm «Holozän» (Ko-Regie mit Manfred Eicher) nach der Erzählung von Max Frisch erschienen. Im Februar kommen als Koproduktion von «dctp.tv» und NZZ Format vier DVDs (Box) zum Thema «Der Erste Weltkrieg, Kunst und Krieg. Die Abwesenheit von Kriegskunst.» Autoren: Alexander Kluge und Heinz Bütler. Zum Schluss sei noch der Film und der Kunstband über das kurze Leben des Churer Kunstmalers Andreas Walser erwähnt. Sie zeigen in berührender Weise das immense Schaffen des jungen Künstlers, welcher 20-jährig nach Paris zog, im Umfeld von Jean Cocteau und Picasso Erfolg hatte und 1930 bereits ausgebrannt mit 22 Jahren starb. Ein grosser Teil seiner Bilder und Manuskripte wurden 1981 in einem Dachgeschoss in Paris gefunden. Sie sind im Film und im Kunstband unter dem Titel «Die Nacht ist heller als der Tag» zugänglich geworden.
Die spannenden Filme sind auch schöne Weihnachtsgeschenke und im NZZ-Shop an der Falkenstrasse erhältlich.

Ursi Strasser-Egger