Unterwegs mit «sip züri»

Eine Delegation des Vorstands des Quartiervereins Zürich 1 rechts der Limmat war zu später Stunde mit einer Patrouille von «sip züri» unterwegs.

Am 18. März, einem Freitag, versammeln sich Vorstandsmitglieder des Quartiervereins Zürich 1 rechts der Limmat in den Räumen von «sip züri». Es ist 22 Uhr und jemand scherzt, eigentlich sollte man dann bald im Bett sein. Martin Brogli, Marie-Claire Meienberg, Charles A. Weibel und der Schreibende sind eingeladen, sich von der Arbeitsweise der «sip» ein Bild zu machen und möchten ihrerseits in ihrem Quartier an Ort und Stelle auf einige Probleme aufmerksam machen. Vereinbart wurde dieses Treffen an einer Sitzung, die unlängst stattgefunden hat und die ihrerseits eine Folge des Gesprächs mit dem Polizeivorstand Stadtrat Daniel Leupi von Ende Jahr war.
Nach einem kurzen Informationsaustausch anlässlich des Schichtwechsels, am Wochenende arbeitet die «sip» rund um die Uhr, geht es los. Man ist sich der besonderen Situation bewusst, als die beiden «sip»-Leute eiligen Schrittes an einer Ansammlung von Jugendlichen vorbei schreiten, die sich auf einer Treppe niedergelassen haben, umgeben von Flaschen und allerhand Abfall. «Hier würden wir normalerweise einen Halt machen und die Jugendlichen ansprechen. Doch angesichts der knapp bemessenen Zeit lassen wir das heute ausnahmsweise bleiben», erklärt Roman Dellsperger, Teamleiter bei «sip züri», der die Expedition begleitet und den Gästen jeweils das Geschehen erläutert. Grundsätzlich geht es wie der Name der mobilen Einsatztruppe sagt um Sicherheit, Intervention und Prävention. Man leistet aufsuchende Sozialarbeit, kombiniert mit Ordnungsdienst, erfahren wir.
Die Gruppe strebt dem Hauptbahnhof zu, wo viele aus der Agglomeration Angereiste sich auf eine lange Nacht vorbereiten und schon mal etwas trinken. Es gibt junge Mädchen, so erfahren wir staunend, die kommen in Alltagskleidern in der Metropole an und schmeissen sich hier ins Ausgangskostüm, Minijupe etc., deponieren die biederen Jeans derweil in einem Schliessfach. Da und dort halten die zwei «sip»-Leute, ein Mann und eine Frau, was sich bewährt hat, auf eine Gruppe zu und sprechen sie an (während wir in einiger Distanz im Hintergrund bleiben). So früh am Abend lassen sich die meisten noch auf ein Gespräch ein, was später in der Nacht infolge Alkoholkonsums oft schwieriger ist. Bei solchen Gesprächen kann es beispielsweise darum gehen, auf Gefahren aufmerksam zu machen, etwa wenn jemand auf einem Geländer balanciert. Allgemein nimmt die Thematik Alkoholkonsum einen grossen Stellenwert ein, mit allen Aspekten. Oder man spricht die Abfallproblematik an. Mit dabei sind auch immer Flyer mit Adressen von Institutionen, die Hilfestellungen bieten, und mit weiteren Informationen.
Weiter gehts in Richtung Altstadt, vorbei an einigen Punkern, die bei der Bahnhofbrücke mit ihren Hunden lagern, ein paar Worte werden gewechselt, man kennt sich bereits von früheren Gelegenheiten.

Temporäre Festplätze
Beim Central biegen wir in die Zähringerstrasse ein, wo die Quartiervertreter auf die Problematik des Strassenstrichs und damit verbundener störender Immissionen wie Freierverkehr, laute Zaungäste oder Abfall aufmerksam machen. Den Fachleuten ist das indessen bereits bekannt. Denn sie folgen Hinweisen seitens der Polizei und aus der Bevölkerung und sind in allen Stadtkreisen aktiv. Aufgrund der vorangegangenen erwähnten Gespräche haben sie bereits damit begonnen, die Präsenz in der Altstadt zu verstärken.
Weiter des Wegs, beim Hirschenplatz ist es zurzeit gerade ruhig, viele Menschen sind unterwegs, nichts Auffälliges. Auf der Stüssihofstatt weckt eine Ansammlung junger, einander laut zuprostender Leute einige Aufmerksamkeit. Es stellt sich heraus, dass es sich um eine grössere Gruppe handelt, die mit einem Mal aufbricht und weiter zieht. Zurück bleiben einige Personen, die vor einer Bar stehen, der Gesamteindruck ist sofort ein anderer. Ebenso rasch kann sich ein ruhiger Platz in einen Festplatz verwandeln.
Diesen Eindruck erhält man auf dem Napfplatz, wo sich gerade eine stattliche Anzahl junger Frauen laut kreischend und lachend aufhält. Die Patrouille erfährt im Gespräch, dass sie gerade gut gegessen und einiges getrunken haben und sich keineswegs bewusst waren, dass hier auch gewohnt wird. Überrascht ziehen sie weiter.
Auf dem Leueplätzli stehen in der Nähe der Bar rauchende Gäste, denen ihr Lärmpegel ebenso wenig bewusst ist. Auch hier genügen ein paar klärende Worte und es wird ruhig. Wobei für die Umgebung von Gastrobetrieben eigentlich der Wirt zuständig ist und die «sip» sich zurückhält.

Keine leichte Aufgabe
An der Limmat beim Rathaus-Café haben sich bemerkenswert junge Girls auf den Bänken niedergelassen und widmen sich Hochprozentigem, was die Patrouille zum Anlass für ein kurzes Gespräch nimmt. Polizeiliche Kompetenzen hat die beim Sozialdepartement angesiedelte «sip» keine, was durchaus Vorteile hat, etwa der, dass ungezwungene Kontakte möglich sind.
Es ist bereits Mitternacht vorbei. Auf Wunsch von Anwohnenden statten wir jenseits der Limmat dem Lindenhof (alles ruhig) und dem Urania-Spielplatz einen Besuch ab, wo sich in der Dunkelheit einige Gestalten aufhalten und beim Auftauchen der Patrouille sofort weghuschen. Hier wird oft laut gezecht und werden Flaschen und Abfälle hinunter geworfen.
Zurück auf der Stüssihofstatt, sind wir neugierig, wie sich die Situation präsentiert: Kaum ein Mensch ist auf dem Platz. Die offen stehende Türe zur Bar lässt Musik ins Freie, sie wird jedoch sogleich geschlossen, wie sich die Patrouille nähert.

«Eine gute Sache»
Dafür, dass noch nicht einmal der Frühling offiziell begonnen hat, halten sich an diesem Abend bemerkenswert viele Menschen im Freien auf. Auch in der Schneggengasse,
wo die Patrouille von einem jungen Mann angeschnödet wird, der seinen Mut von den Promillen im Blut bezieht. Die «sip»-Leute stehen Red und Antwort, auch als weitere Alkoholisierte sich dazu gesellen und die Situation plötzlich bedrohlich wirkt. Höflich, aber bestimmt, bleiben sie sachlich und ziehen sich dann langsam zurück. Je später die Nacht, desto schwieriger die Aufgabe.
Unsere Gruppe, es geht gegen ein Uhr, löst sich auf. Ein spannender Abend war das. Beeindruckend, wie kompetent die beiden in den verschiedenen Situationen agiert haben, zwei erfahrene Fachleute, die auf unseren Gassen patrouillierend bereits durch ihre Präsenz eine präventive Wirkung haben. – Für Charles A. Weibel sind diese Patrouillen mit ihrem deeskalierenden Ansatz ein gutes Mittel, womit mancher Polizeieinsatz vermieden werden kann. Auch der QV-Präsident Martin Brogli kann ein positives Fazit ziehen: «Das sind echte Fusspatrouillen, wie wir sie immer von der Polizei gefordert haben. Und wie wir sehen konnten, braucht es dafür gar nicht in jedem Fall die Polizei. Eine gute Sache!»
Die Gäste begeben sich zur Ruhe. Für unsere Patrouille ist die Nacht noch lange nicht vorbei. Sie zieht weiter und macht ihre wichtige Arbeit, die in dieser Stadt immer mehr geschätzt wird.

Elmar Melliger

«sip züri» ist erreichbar unter der Telefonnummer 044 240 18 19. Für polizeiliche Notfälle wählt man die Nummer 117.