Gegen Strassenstrich im Niederdorf

Am 30. Juni fand ein Treffen statt von Betroffenen des Strassenstrichs an Zähringer- und Häringstrasse mit Vertretern der Stadt.

Es war dies bereits das vierte Treffen zu dieser Thematik. Gegen vierzig Personen waren versammelt, Geschäftsleute, Hoteliers, Hauseigentümer etc. sowie auch der Quartiervereinspräsident Martin Brogli und der Präsident der Geschäftsvereinigung Limmatquai / Dörfli, Angelo Pfister.
André Müller und Lisa Berrisch informierten als Co-Leiter des Projekts Rotlicht über die geplante Prostitutionsgewerbeverordnung (PGVO), welche die aus dem Jahr 1991 stammenden Vorschriften über die Strassenprostitution ersetzen soll. Demnach soll Strassenprostitution künftig nur noch in Altstetten (Verrichtungsboxen), in der Brunau und im Niederdorf erlaubt sein. Der Strassenstrich am Sihlquai soll aufgehoben werden, sobald die Sexboxen bereit sind.
Hier nun setzte in der Diskussion die Kritik an. Dass der Strassenstrich verkleinert und ausgerechnet im Niederdorf weitergeführt werden soll, das rief energische Voten hervor. Denn bereits heute stehen zehn bis zwanzig Prostituierte an der Zähringer- und Häringstrasse. Befürchtet wurde im Publikum einhellig eine Verschlimmerung der heute schon als störend bis unzumutbar geschilderten Situation. An der Zähringerstrasse, wo übrigens ebenso viele männliche Stricher dazukommen, sind sieben Hotels im Dreisternebereich. Ein Hotelier erklärte, dass diese im vergange-nen Jahr zusammen 155 000 Logiernächte verzeichneten. Schon länger stehe nun in Internetratings zu lesen, dass die Hotels direkt am Strassenstrich lägen, was potenzielle Gäste abschrecke. Bereits seien abnehmende Frequenzen und Umsätze zu verzeichnen. Übrigens beträgt der Wohnanteil gemäss Wohnanteilplan hier sechzig Prozent, es ist also auch ein Wohnquartier.
Das ab dem 4. Juli für vorerst sechs Monate geltende Nachtfahrverbot wird den Verkehrslärm eindämmen, das war unbestritten. Doch ob das bezüglich Strassenstrich viel bringen würde, wenn erst mal der Strich am Sihlquai aufgehoben ist, das wurde in Zweifel gezogen. Immer wieder wurde gesagt, dass dann das Niederdorf die attraktivste Strichgegend werde, weshalb mit einer Verschlimmerung gerechnet werden müsse. – Vom Verfahren her ist es so, dass der Gemeinderat über die PGVO zu befinden hat, was er vermutlich im Herbst tun wird.
Und dass erst nach der Annahme der PGVO der Stadtrat am Strichplan in der Altstadt Änderungen vornehmen kann.
Ob er das tun will und wird, diese Frage konnte niemand im Saal beantworten.

Elmar Melliger