Die Meister der eisernen Kugeln

Wie sich Ottilie wieder einmal vergewissern konnte, dass Mitmachen fast so schön ist wie siegen.

Eigentlich deutete heuer überhaupt nichts darauf hin, dass das beliebte Altstadt-Bouleturnier auf dem Lindenhof trocken an Land gebracht werden könnte. Die Meteo-Leute zückten für ihre Wetterwochenübersicht für den Samstag, den 28. Juni, die schwärzesten und regnerischsten Wolken, die ihre Symbolpalette bieten konnte – doch dann liess ein unerwarteter Föhneinbruch die heranbrausenden Wetterfronten fortlaufend ins Nichts verdunsten und ausser einem kurzen Nieseln, das eher als feuchte Aussprache denn als Regen gelten konnte, blieb das Terrain den ganzen Nachmittag hervorragend bespielbar. Überhaupt war viel los auf dem Lindenhof, als Ottilie ihren gewohnten Augenschein nahm: Eine Hochzeitsgesellschaft feierte in noblen Roben und Anzügen, Touristen aus aller Welt bewunderten den Hafenkran und die duftenden Linden und in all dem Gewimmel spielten 27 Mannschaften oder 55 Teilnehmer um Ruhm und Ehre. Als kleines Insiderturnier für Menschen ohne jeden sportlichen Ehrgeiz gestartet, entwickelt sich der Anlass immer mehr zum ernsten Wettkampf und Gipfeltreffen der Meister der eisernen Kugeln. Und doch behielt der Anlass auch diesmal seinen Charme und seine Unbeschwertheit. Für einmal gewann nicht Hanspeter Wälchli vom veranstaltenden Altstadthaus, und auch Michael Schädelin und Daniel Bürgisser als Mitveranstalter dümpelten irgendwo im Mittelfeld vor sich hin. Dafür trumpften Marie-Claire Meienberg und Ruedi Roth, zwischenzeitlich verstärkt mit Daniel Oertle, so richtig auf und sicherten sich mit vier Niederlagen und einem Skore von 25:52 souverän und fröhlich den letzten Platz. Siegreich hingegen war Ruedi Schwarzenbach, der mit seinem portugiesischen Partner José einen mediterranen Tireur der Extraklasse zur Seite wusste. Und Ottilie konnte sich einmal mehr vergewissern: Mitmachen ist halt fast so schön wie siegen!