Im «Schwarzen Garten»

Über dreissig Interessierte sind am 1. Juli gekommen, um im Rahmen einer Gartenschau mit dem Altstadthaus das Geheimnis des «Schwarzen Gartens» zu erfahren.

Er gehört zum Haus Nr. 9 und liegt verborgen hinter den Häusern Stüssihofstatt 8 und 10.
Yolanda Burkhardt erzählt, wie es früher hier dunkel und feucht war. Es wuchs nicht viel mehr als ein Apfelbaum, ein Strauch auf einer kleinen Wiese und die heute hundert Jahre alte Esche. Sie überragt die umliegenden Häuser, spendet reichlich Schatten und ihre Wurzeln kriechen über den ganzen Garten. Nur im 14. Jahrhundert soll hier eine schwarze Frau, die der Glockengiesser des Hauses Nr. 9 von einer Reise ins Morgenland mitgebracht hatte, duftende exotische Pflanzen gezogen haben, wie eine Legende berichtet.
Claudia Depuoz schildert uns in beeindruckender Weise aus ihrem breiten Wissen die kulturgeschichtlichen Zusammenhänge des Hauses und des Gartens. Von den Badern im 14. Jahrhundert über die Scherer im 17. und 18. Jahrhundert bis hin zur Gründung des «Medizinisch-chirurgischen Instituts» im Jahre 1782, welches 1833 in die Medizinische Fakultät der neu gegründeten Hochschule überging.
Es war kein leichtes Unterfangen, auf diesem Flecken Erde einen Garten zu gestalten. Doch Yolanda Burkhardt hat hier einen Zaubergarten geschaffen. Im Norden rankt am Zaun eine Rebe. Davor gedeihen Pfingstrosen, Akelei und Storchenschnabel und in Töpfen Callas und Engelstrompeten. In der Mitte steht ein Brunnen, auf der andern Seite bezaubern die unzähligen Grün-Schattierungen von Farnen, Herbstanemonen, Pfingstrosen und Tränenden Herzen den Garten. Dazwischen breitet sich der Frauenmantel aus, der bestimmt jeden Morgen in seinen Blättern unzählige Wassertropfen gleich kleiner Glaskugeln der Wahrsager glitzern lässt. Winzige weisse Blüten tanzen über dem dunklen Grün. Etwas Geheimnisvolles, Verwunschenes, liegt auch heute noch über diesem Garten. Die alte, mit grüner Moospatina überzogene Mauer, die damals die schwarze Frau vor den neugierigen Blicken der Nachbarn schützte, begrenzt den Garten im Osten. Auch auf den zwei gartenseitigen Terrassen von Claudia Depuoz und Brigitta Kreuzer reihen sich die Pflanzentöpfe dicht an dicht.
Überall gibt es etwas zu entdecken und beim Genuss der köstlichen Häppchen, die unsere Gastgeberinnen spendieren, erfahren wir noch viel mehr.

Christina Zehntner