«Ich geniesse es einfach»

Olga Zehnder konnte im Alterszentrum Bürgerasyl-Pfrundhaus ihren 107. Geburtstag feiern.

Das muss man sich mal vorstellen: Als vor 100 Jahren der Erste Weltkrieg ausbrach, da ging Olga Zehnder bereits zur Schule. Sie ist im Berner Seeland aufgewachsen und 1930 nach Stäfa gezogen, wo sie heiratete und im Restaurant eines Onkels arbeitete. 1950 kam sie nach Zürich, wo sie zuerst im Kreis 4 und dann fast 50 Jahre im Kreis 6 lebte. Ganz in ihrer Nähe wohnte auch ihre Tochter mit ihrer Familie, und so entwickelte sich ein reges Familienleben. In ihrer Dreizimmerwohnung lebte die vitale Frau selbständig bis vor anderthalb Jahren, also bis sie 105 Jahre alt war. Dann übersiedelte sie ins Alterszentrum Bürgerasyl-Pfrundhaus, wo am 4. September die Geburtstagsfeier stattfand. Die Jubilarin durfte viele Angehörige empfangen, die Mutter von zwei Kindern ist dreifache Gross- und fünffache Urgrossmutter.
Dass zur Feier die Stadtpräsidentin Corine Mauch persönlich kam, um sie zu beglückwünschen, das sei für sie eine grosse Ehre, sagte sie und strahlte. Die beiden Frauen unterhielten sich nach dem offiziellen Teil noch angeregt.
Mit ihren 107 Jahren ist Olga Zehnder nicht nur die älteste Stadtzürcherin, sondern der älteste Mensch des ganzen Kantons. Nach ihrem Befinden gefragt, antwortete sie: «Ich geniesse es einfach, dass es so gut geht.» Es gefalle ihr sehr gut im Bürgerasyl-Pfrundhaus, wo es schön sei und alle so nett mit ihr umgingen.
Das sagte sie noch bevor sie – als grosser Roger-Federer-Fan – von der Leiterin Rosmarie Meier eine Autogrammkarte des Tennis-Stars geschenkt bekam.
Und auf die Frage nach einem Geheimrezept für ihr hohes Alter meinte sie mit den Schultern zuckend, sie lebe einfach. Und fügte an: «Ich habe immer gesund gelebt, und jeden Tag ein Gläschen Wein…»

Elmar Melliger