Nachruf auf Ueli Kleboth

Ueli Kleboth, geb. 5. Juni 1947, hatte zwei Leben – im ersten wurde er 50, im zweiten, das am 28. Juli als Folge eines Herzinfarktes erlosch, 18 Jahre alt.

Ueli wuchs mit einem Bruder und einer Schwester in Wollishofen auf. Nach der Schule besuchte er die «Metalli» in Winterthur, wo er die Ausbildung zum Mechaniker absolvierte, und anschliessend an der damaligen Kunstgewerbeschule in Zürich den Vorkurs. Danach bildete er sich daselbst zum wissenschaftlichen Zeichner aus. Diesen Beruf übte er – in ­einer Teilzeitanstellung an der Klinik für Rheumatologie der Universität ­Zürich – bis zum Ende seines ersten Lebens selbständig aus. Daneben schuf Ueli in seinem Atelier (zuletzt an der Niederdorfstrasse 54) tolle Bilder, die allerdings der Öffentlichkeit nie zugänglich waren. Der vielseitig interessierte Ueli war aber auch ein grosser Jazz- und Bergell-Fan, reiselustig, wan­derfreudig und als Geniesser gutem Essen und Trinken nie abgeneigt.
Mit 50 dann die Zäsur: Ein Herzstillstand führte zum Tod – das Gehirn blieb lange ohne Durchblutung. Mit der Wiederbelebung begann Uelis zweites Leben, allerdings fast ohne Gedächtnis, Erinnerungsvermögen und Wissen. Sein Habitus und die Motorik waren teilweise zu denen eines alten Mannes geworden. So «täbbelte» der stets Liebenswürdige und Freundliche durch die Gassen, anfänglich oft auf der Suche nach seinem Zuhause an der Predigergasse 22. Und da zeigte sich, was für ein Glück es war, dass er im «Dorf» wohnte: Die meisten Leute kannten ihn bald und erklärten ihm liebevoll den Weg oder führten ihn gar heim. Auch wenn er manchmal aufgelöst seine Partnerin Elisabeth Bischof (Bibi) suchte, die sich rührend um den zum Kind Gewordenen kümmerte, stand ihm stets jemand bei – die all­gemeine Hilfsbereitschaft im Quartier war grossartig.
Nun hat Ueli sein Daheim für immer gefunden. Hier wird er fehlen!

Andres Bolliger

PS: Zu Uelis Gedenken und aus Dankbarkeit gegenüber allen Helfenden stossen wir am Samstag, 26. September, ab 16 Uhr im Limmatclub auf ihn an. Alle sind dazu herzlich eingeladen.