Ladenschliessungen und neue Initiativen

In der nächsten Zeit stehen einige Änderungen an, was die Geschäfte an Rindermarkt und Neumarkt angeht. Die Läden stehen unter Druck, einige langjährige Ladeninhaber geben auf. Gleichzeitig geben andere mit neuen Ideen Gegensteuer.

Die Zeiten sind schwierig. Das bekommt jeder zu hören, der sich mit Ladenbesitzerinnen und -besitzern (nicht nur) in der Altstadt unterhält, das ist kein Geheimnis. Die Einkaufsgewohnheiten haben sich geändert. Viele suchen nach dem günstigsten Angebot und lassen die Qualität auch mal ein zweitrangiges Kriterium sein. Seit dem Frankenentscheid der Nationalbank vor einem Jahr hat sich der Einkaufstourismus ins grenznahe Ausland verstärkt. Online-Einkäufe haben an Stellenwert zugelegt.

Trottomundo schliesst
Das hat Mike Mertens schmerzlich erfahren. Genau vor einem Jahr war in dieser Zeitung über Trottomundo zu lesen, das vor anderthalb Jahren in neue Hände übergegangene Reisebüro mit Reiseladen. Das 1980 gegründete Fachgeschäft, aufgeteilt in zwei Sparten, blickte hoffnungsvoll in die Zukunft. Doch der Franken­entscheid, die politische Situation in Reisedestinationen, der Einkauf im Internet machten das Geschäftsjahr 2015 zu einem schlechten Jahr, wie Mike Mertens erklärte: «Als der Januar noch übler ausfiel, musste ich die Notbremse ziehen.» Geholfen hat ­sicher nicht, dass das Geschäft am Rindermarkt 6 im Obergeschoss angesiedelt ist, doch dort, über dem «Oliver Twist Pub», war es ja schon seit Beginn. – Bereits im Herbst ist das Reisebüro umgezogen an die Langstrasse 136, wo man sich unter dem Namen «Reisehaus» neu positioniert. Gemeinsam eine bessere Lokalität zu finden, ist leider nicht gelungen. Nun schliesst der Reiseladen Trottomundo ganz.
Mike Mertens hatte sozusagen Glück im Unglück: Nach erfolgter Total­liquidation, die bis am 19. März läuft, kann er bereits anfangs April eine neue Stelle antreten. Bei seinem früheren Arbeitgeber, bei Jelmoli in der Sportabteilung. Nun kann er dann auch wieder einmal Ferien machen, und auf die nächste Reise freut er sich schon jetzt.

Foxx Galerie schliesst
Ein besonderer Farbtupfer war immer die Foxx Galerie am Rindermarkt 13. Claudine Bandi führt hier seit 1993 die auf Pop Art spezialisierte Galerie. Die eigenwillige Galeris­tin ist immer eigene Wege gegangen, ihr Angebot war unverwechselbar. Nun hat sich der Geschäftsgang verschlechtert, wie sie sagte. Als Gründe dafür gab sie ebenfalls die Frankenstärke an und die Verlagerung ins Internet: «Gewisse Leute sind besonders dreist. Sie holen sich die Beratung bei mir in der Galerie und das Produkt besorgen sie sich dann on­line.» Bereits das Jahr 2014 sei nicht gut gelaufen, das vergangene Jahr im ähnlichen Stil.
So hat sie sich entschlossen, den Laden per Ende Mai aufzugeben. Sie sei nun in einem Alter, in dem sie noch etwas Neues anfangen könne. So will sie mobiler werden. Ausstellungen organisieren, über ihre Website im Geschäft bleiben, die Foxx Galerie in anderer Form weiterführen. Dabei kommt ihr ihre langjährige Erfahrung zustatten und ihr grosses Netzwerk.
Doch zunächst macht sie noch eine letzte Ausstellung am Rindermarkt, mit Jörg Döring, mit dem sie zwanzig Jahre erfolgreich zusammengearbeitet hat. Die Vernissage ist am 14. April, von 17.30 bis 20.30 Uhr.

Sonja Rieser schliesst
«Es ist immer schwieriger geworden, die letzten vier Jahre», sagte Sonja Rieser. Sie hat vor dreissig Jahren an der Zwinglistrasse ihr Atelier und ­ihren Laden eröffnet. 1991 ist die Modistin mit ihren ausgefallenen Hüten an die Froschaugasse 2 gezogen. Vor sieben Jahren erfolgte der Umzug gleich um die Ecke, an den Neumarkt 1, wo sie ein grösseres Schaufenster hat. Hier erweiterte die kreative Frau ihr Angebot um Kinderaccessoires. Die Hüte hat sie bis heute immer weiter hergestellt, allerdings nicht mehr im Laden, wo kein Platz für ein Atelier ist. Dieses hat sie bei sich zu Hause eingerichtet, weshalb sie im Laden seltener anzutreffen war und deshalb Angestellte brauchte. Vor einem Jahr stellte sie dann um auf die «Hunde­sachen», unter dem Namen «Petit Compagnon». Nachdem Samen Mauser an der Marktgasse geschlossen hatte, wollte sie ein Angebot bereitstellen für die Vierbeiner.
Nun zieht sie einen Schlussstrich, gibt sie den Laden per Ende März auf: «Es hat gerade knapp gereicht, doch ich habe auch etwas genug davon, ständig neu optimieren zu müssen. Und ich spüre, wie eine Last von mir abfällt.»
Sie will sich nun konzentrieren auf das Hutmachen bei sich zu Hause in ihrem grossen Atelier, wo sie auch Kurse anbietet. Und ihren weiteren Begabungen nachgehen wie Schneidern, Malen, Illustrieren!

Neue Initiativen
Nun haben sich Katharina Nicca (Notenpunkt), Barbara Wick (Barbara Wick AG) und Florian Grunow («Herr Grün») zusammengetan und beschlossen, etwas zu unternehmen. Als erste Aktion starten sie am Samstag, 14. April, eine «Frühlingsputzete». – Geschäftsinhaberinnen und -inhaber im Bereich Brunngasse, Froschaugasse, Neumarkt, Rindermarkt, Spiegelgasse, Predigergasse und Predigerplatz beteiligen sich daran. Sie wollen neues Leben in die Gassen und in ihre Geschäfte bringen. «Etwa 95 Prozent der Geschäfte in diesem Gebiet werden durch die Inhaber geführt. Das ist ein Wert, und das wollen wir positiv nutzen», sagte Katharina Nicca.
Am Sechseläutensamstag, 14. April, werden die Geschäfte von 10 bis 16 Uhr unter dem Motto «Frühlingsputzete» etwas Spezielles anbieten, im Laden und auf der Gasse, es wird ­Verpflegung geben und Musik. Genauere Details werden von den Initiantinnen und Initianten noch bekanntgegeben.

Elmar Melliger