Die zürcherischste Postleitzahl

Frischer Wind im Hotel Leoneck: Das ehemalige Restaurant «Crazy Cow» an der Leonhardstrasse wurde trendig aufgemöbelt und heisst neu wie die Postleitzahl der Innenstadt: «8001».

Auch Kühe bleiben nicht ewig jung. Ihre natürliche Lebenserwartung liegt zwar, gemäss Zürcher Tierschutz, bei 20 bis sogar 30 Jahren. Milchkühe allerdings werden meistens schon mit fünf Jahren geschlachtet. Das Konzept des «Crazy Cow» aus den Neunzigerjahren hatte sich also sozusagen logisch selber überlebt. Auch der neue Name des Restaurants ist Programm: Die Postleitzahl 8001! So zürcherisch wie Zürich nur sein kann, rechts und links der Limmat. In Marketing-Latein heisst das «moderne Swissness».
Das Swiss Hotel Leoneck ist ein Betrieb der Fred Tschanz Management AG, wie das «Odeon», das «Bauschänzli», das «Walhalla». Chefin ist seit 2013 Stéphanie Portmann, Enkelin des charismatischen Firmengründers Fred Tschanz, der Ende 2012 starb. Das Leoneck, ein gmögiges Stadthotel, wie auch das Restaurant wurden in diesem Sommer aufwendig renoviert. Kürzlich fand eine Welcome-Party statt, der Andrang war gewaltig. Der motivierte Restaurantleiter Cedric Nake stammt aus der Lutherstadt Wittenberg, fühlt sich aber in der Zwinglistadt Zürich fast schon zu Hause. – Willkommen sind im Restaurant «8001» nicht nur Touristen und auch nicht nur «akkreditierte» Altstadtbewohner, sondern Zürcherinnen und Zürcher aus allen Quartieren und Leute von auswärts. Man sitzt, alles in einem Raum, an der Bar, in der Lounge, im locker möblierten Restaurant mit Tischen am Fenster oder in den separaten halbprivaten Kabäuschen (mit WLAN-Anschluss), die sich für Besprechungen von Geschäftsleuten, Dozenten und wahrscheinlich sogar für therapeutische Beziehungsarbeit eignen.

Mittagsmenüs und «Häppli Hour»
Täglich gibt es zwei Mittagsmenüs, eines immer vegetarisch oder vegan. Auch gluten- und lactosefrei sind
für das freundliche Personal keine Fremdwörter. Aber Manos Kalbshackbraten mit Morchelsauce und Kartoffelstock (Fr. 32.50) schmeckt so oder so. Mano Manikkam ist der Küchenchef (mit ceylonesischen Wurzeln, aber schön eingeschweizert). Am sehr grosszügig portionierten Clubsandwich (Fr. 24 Fr.–) war für meinen Geschmack etwas zu viel Mayonnaise. Den «8001»-Beefburger haben wir noch vor. Und den Riesling-Risotto können wir sehr empfehlen.
Aber wir sind ja noch gar nicht bei den Hauptgängen. Speziell sind im «8001» die Swiss Tapas, nämlich Chnoblibrot, Grissini mit Bündnerfleisch, Dörrpflaumen mit Speck, Rindshacktätschli, gebackene Auberginen und Peterlisalat. Ausgesprochen lecker, diese Häppchen! Und während der sogenannten «Häppli Hours», jeweils mittwochs und donnerstags von 17 bis 19 Uhr, werden sie zu jedem Getränk gratis aufgetischt, wie es etwa in Italien während der Apérozeit Tradition hat. Generell fallen in diesem City-Umfeld die ausgesprochen sportlichen Preise im «8001» auf.

Fondue aus Splügen, Wein aus Dâo
Wert gelegt wird im «8001» auf regionale, urige schweizerische Produkte. Das Fondue (Fr. 28.–) schmilzt aus Splügener Bio-Bergkäse. Ein kleines Raclette gibts auch als Vorspeise, wie die Bündner Gerstensuppe und den Wurstkäsesalat mit Cervelat und Appenzellerkäse. Alles eben möglichst schweizerisch. Auch was die Weine betrifft. Neben den traditionellen einheimischen Anbaugebieten Deutschschweiz, Waadtland, Wallis und Tessin pflegt man auch eine Selektion von Schweizer Weinen, die von Schweizer Winzern im Ausland stammen: Der weisse Château du Châtelard von Patrick Fonjallaz (dl Fr. 6.50) und der rote Lote Quinta das Marias von Ex-«Zürich»-Manager Peter Eckert im portugiesischen Dâo (7,5 dl Fr. 49 Fr.–), der Bündner Herrschäftler Pinot Noir Passion von Donatsch (Fr. 89.–)… Die Serviceleiterin Janina Kälin, mit Einsiedler Wurzeln, kann kompetent Auskunft geben.

Esther Scheidegger

Restaurant/Bar «8001», Leonhardstrasse 1, 8001 Zürich. Tel. 044 261 40 55, www.restaurant-8001.ch.