Die Trittligass-Ballade

Die Zürcher Balladen, erstmals aufgeführt 1960, erfahren eine modernisierte Wiederaufnahme am ursprünglichen Aufführungsort, an der oberen Trittligasse. Der Altstadt Kurier hat eine Probe besucht.

Von der ersten Idee bis heute sind Jahre vergangen, die letzten Monate waren intensiv für den Initiator der Trittligass-Ballade, den umtriebigen Christian Jott Jenny. In der Altstadt hat er sein Büro, das Amt für Ideen. Und die Ideen gehen ihm tatsächlich nicht aus. Ideen, die er in Tat umsetzt. Gerade ist er zurück von St. Moritz, wo er das Festival da Jazz ins Leben gerufen hat und seit Jahren leitet.

Amtsstube im Grossandrang
Für die Trittligass-Ballade liegen die Bewilligungen vor, tausend Dinge sind organisiert, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Seit der zweiten Augustwoche probt das Ensemble an sechs Tagen die Woche in Miller’s Studio im Seefeld. «Der Sonntag ist unsere Reserve, den nehmen wir wenn nötig dazu», sagt Jenny. Am Freitag, 11. August, wird gerade etwas aus dem ersten Drittel des Stücks geprobt. Alle acht Schauspielerinnen und Schauspieler sind auf der Bühne. – Die Ungeduld ist gross, man wartet vor der Amtsstube auf Einlass, während ein genervter Amtsvorsteher (Jenny) mit der Arbeit nicht nachkommt. Das ist der Plot: Zürich muss sparen, die Ausgaben sind aus dem Ruder gelaufen. Schliesslich bleibt nur ein einziges Amt bestehen, das «Amt für Alles». Ob das gut gehen kann?

Intensive Proben
Die Zürcher Ballade oder eben die an unsere Zeit adaptierte Neuauflage Trittligass-Ballade nimmt die Probleme und Menschen der Stadt unter die Lupe und besingt sie in bekannt gewordenen Liedern wie «Mis Dach isch de Himmel vo Züri». In der soeben geprobten Version heisst der Text leicht abgeändert «de Himmel vo Europa». Christian Vetsch, der Regisseur, gibt vom Tisch aus Anweisungen, neben ihm der Autor des Stücks, Jeremias Dubno, der übrigens direkter Anwohner ist an der Trittligasse. Es wird konzentriert gearbeitet, dennoch bleibt Raum für ein Spässchen zwischendurch. Für die folgende Szene gruppieren sich die Schauspieler, die alle auch singen – es ist eine Musikrevue – um den Flügel, an dem Andres Joho, der musikalische Leiter des «Zürcher Staatsorchesters» sitzt, welches in der folgenden Woche dazustossen wird. Und probt ein Lied, in dem Oerlikon besungen wird. Sobald das sitzt, geht es zurück auf die Bühne, wo die Choreografin die zugehörigen (Tanz-)Schritte und Bewegungsabläufe vorzeigt und dann begleitet, bis alles gut funktioniert. Schliesslich kann das Ensemble Feierabend machen, bald ist ein neuer Tag, wird erneut geprobt. Die letzten Tage vor der Premiere finden die Proben dann vor Ort, auf dem Plätzchen an der oberen Trittligasse statt.

In freudiger Erwartung
Die Fortschritte sind gross, Christian Jott Jenny ist zuversichtlich für das gute Gelingen und sagt: «Es macht Spass, macht Freude. Es ist auch schön, wie all die verschiedenen Akteure zusammenspielen in einer Atmosphäre von gegenseitigem Respekt.» Immerhin stehen drei Generationen auf der Bühne, mit Walter Andreas Müller ein wohlbekannter Schauspieler, ebenso Jürg Randegger, der bei den Aufführungen von 1960 als 25-Jähriger mitwirkte. Weiter spielen mit: Barbara Baer, Heidi Diggelmann, Samuel Zünd, Reto Hofstetter und Roberto Turri.
Es ist spannend, die Vorfreude steigt. Und bald schon darf man auf gutes Wetter hoffen, für die Aufführungen des Freilichtspiels «Trittligass»,
«z’oberscht a de Trittligass, i de Mitti vo de City»!

Elmar Melliger


Weitere Infos zu Programm und Tickets unter www.trittligass.ch. Die Aufführungen sind vom 30. August bis 16. September, jeweils Mittwoch bis Sonntag (ausser 17. September), um 20 Uhr.