Grosse Welt ganz klein, im Haus Appenzell

Das Haus Appenzell an der St. Peterstrasse versteht sich als «Zürcher Schaufenster» der beiden Kantone Appenzell, in dem auf die reichen Kulturschätze dieser Ostschweizer Region aufmerksam gemacht wird.

Wie in früheren Jahren zeigt die Ernst-Hohl-Kulturstiftung auch heuer wieder eine liebevoll zusammengestellte Ausstellung, in diesem Winter zum Thema «Grosse Welt ganz klein – Verkaufslädeli & Miniaturen aus West und Ost».
In Gegenwart von Appenzeller und St. Galler Polit-Prominenz sowie des chinesischen Generalkonsuls in Zürich fand die Vernissage bereits anfangs Oktober statt.
Im Zentrum der Ausstellung stehen die Spielzeug-Kaufläden, die Frieda Wick-Willi aus Teufen AR während fünfzehn Jahren bis zu ihrem Tod 2016 an Flohmärkten, in Brockenhäusern oder im Internet erworben und in geduldiger Arbeit restauriert hat. Das älteste der rund achtzig Exponate datiert um 1840, die jüngsten entstanden in den 1980er-Jahren. Nürnberg, Stuttgart und mehrere Orte im Erzgebirge waren die hauptsächlichen Produktionszentren dieser prächtigen Läden und ihrer vielfältigen Ausstattungen. Vom Lebensmittelgeschäft über Metzgerei, Apotheke, Spielzeug- und Blumenladen bis zum Oster- und Weihnachtsangebot und der Devotionalienhandlung ist alles zu bewundern, was die Herzen von «Verkäuferlis» spielenden Kindern begehren mögen, und was mit dem unendlichen Detailreichtum auch die erwachsenen Betrachter begeistern kann. Yu Hao, die Ausstellungskuratorin im Haus Appenzell mit chinesischen Wurzeln, hat die uns vertraute Kauflädeli-Welt um die Miniaturszenen der «Hairy Monkeys» aus ihrer Heimat erweitert.
Die Maohou, von Kunsthandwerkern in Peking im 19. Jahrhundert erfundene Miniatur-Spielzeuge, werden heute wieder von zeitgenössischen Künstlern in überlieferter Technik und mit den traditionellen Materialien hergestellt: Dabei werden Teile der Panzer von Zikaden und pelzige Magnolienknospen zu winzig kleinen affenähnlichen Püppchen zusammengefügt, die, umgeben von verschiedensten Requisiten, auf anschauliche Weise Geschichten aus dem chinesischen Alltagsleben erzählen.
Ein Film dokumentiert die sorgfältige Restaurierung des Wickschen Sammlungsgutes, und ein reich illustrierter Katalog bietet ausführliche Informationen zu Geschichte und Produktion der Spielzeugläden sowie zur Entstehung und Herstellung der chinesischen Maohou.

Matthias Senn


«Grosse Welt ganz klein», Ausstellung im Haus Appenzell, St. Peterstrasse 16, bis 28. April 2018. Geöffnet Dienstag bis Freitag 12 bis 17 Uhr, Samstag 11 bis 17 Uhr, www.hausappenzell.ch.