Luca Jagmetti ist Kreis-1-Gemeinderat

Nach etwas über einem Jahr ist Thomas Bär aus dem Gemeinderat zurückgetreten (Altstadt Kurier, Juniausgabe). Seine Nachfolge hat am 1. Juli der Altstadtbewohner Luca Jagmetti angetreten. Der Altstadt Kurier hat mit ihm gesprochen.

Luca Jagmetti ist einer der jüngsten Gemeinderäte. Er ist 1976 in Zürich geboren und aufgewachsen. Nach dem Gymnasium studierte er Jurisprudenz in Zürich und ein Jahr in Frankreich. Anschliessend arbeitete er als Auditor und juristischer Sekretär am Bezirksgericht Zürich. Nach bestandener Anwaltsprüfung arbeitet Jagmetti momentan an seiner Dissertation. Seit 2001 wohnt er in der Altstadt links der Limmat, an der Wohllebgasse.

Luca Jagmetti, weshalb wollten Sie Gemeinderat werden?
Ich meldete mich beim Vorstand der FDP 1, wollte mich politisch engagieren. Kürzlich bin ich in den Vorstand gewählt worden. Dass Thomas Bär zurücktreten würde und ich gerade nachrutschen konnte, ist Zufall. Für mich ist das eine unerwartete Gelegenheit und eine grosse Chance!

Bis zu den Wahlen Mitte Februar sind es nur noch einige Monate. Die Stadtkreise 1 und 2 werden dann zu einem Wahlkreis zusammengelegt. Werden Sie den Sitz halten können?
Ich stehe auf Listenplatz Nummer vier und werde sicherlich mein Bestes geben. Es besteht allerdings ein erhebliches Risiko, dass der Sitz verloren geht, dessen bin ich mir bewusst. Denn der neue Wahlkreis wird zwölf Sitze im Gemeinderat haben. Davon hat der Kreis 2 heute zehn, der Kreis 1 zwei, die FDP hat vier, drei davon im Kreis 2.

Inwiefern möchten Sie sich engagieren?
Einmal aus FDP-Sicht: Es gibt mir zu denken, wie viel heute reglementiert ist. Ich möchte dazu beitragen, dass es zumindest nicht schlimmer wird. Zum Thema Integration von Ausländern: Für mich ist die Sprache der Schlüssel zur Integration. Das Erlernen der deutschen Sprache muss daher an oberster Stelle stehen. Insbesondere sollten auch Frauen geschult werden, in Kontakt kommen mit der Schweizer Kultur und integriert werden. Zum Thema Sicherheit gibt einem die Situation an der Langstrasse zu denken. Der Respekt vor der Polizei hat gelitten. Wir müssen Personal und Mittel bereit stellen. Die Sparbemühungen des Kantons stehen da quer in der Landschaft. – Insgesamt steht die Stadt nicht schlecht da. Wir müssen die Finanzen in den Griff bekommen, sind aber auf gutem Weg.

Welche Bedeutung hat für Sie der Kreis 1?
Das ist nicht ein Stadtkreis, wo man nur wohnt. Die vielen Besucher stellen eine Parallelwelt zu derjenigen der Wohnbevölkerung dar. Links der Limmat, wo ich selber wohne, ist der Lärm weniger ein Problem, wohl aber rechts der Limmat. – Was mich beschäftigt, ist das Lädelisterben. Dass überall eine Boutique herausschiesst, wo zuvor ein Lädeli war, ist eine traurige Sache. Ich habe hier aber auch keine einfache Lösung bereit.

Wie steht es mit dem Thema Verkehr?
Hier ist interessant, wie sich das mit dem neuen Verkehrsregime in der Altstadt rechts der Limmat entwickeln wird. Zum Beispiel konnte man im letzten Altstadt Kurier ja lesen, dass die Zufahrt nach 12 Uhr mit einem Mobility-Auto nicht möglich ist: Die Zufahrtsbewilligungen sollten eben nicht auf ein Fahrzeug, sondern auf eine Person ausgestellt werden. Gerade hier in der Altstadt, wo viele kein eigenes Auto haben.

Stichwort Gestaltung des Limmatquais?
Das wird sicher auch ein Thema sein. Ich werde versuchen, bei dessen Gestaltung im Rahmen des Möglichen Einfluss zu nehmen. Insbesondere dürfen die Bewohner des Kreises 1 nicht benachteiligt werden. Dies gilt allgemein, sei es die Altstadtzone, sei es das Limmatquai. – Vieles ist ja im Fluss, wie die Einführung der Unterflur-Container. Die ersten sind in Betrieb…

Gibt es weitere Probleme, die Sie konkret angehen wollen?
Es ist Aufgabe jedes Gemeinderates, sich für die Anliegen seines Kreises einzusetzen. Dies ist auch eine Einladung an die Bevölkerung, sich mit Anliegen an einen Gemeinderat, an mich, zu wenden. Das ist eine legitime Sache. Erreichbar bin ich unter anderem über meine neue Website: www.jagmetti.ch.

Hatten Sie schon Gelegenheit, Ihre Kreis-1-Kollegin im Gemeinderat, Judith Bucher von der SP, kennen zu lernen? Können Sie sich eine parteiübergreifende Zusammenarbeit vorstellen?
Ich kenne sie noch nicht, aber wir vertreten ja beide den Kreis 1. Da gibt es viele Anliegen, die nicht parteipolitisch gefärbt sind, und ich habe keine Berührungsängste. Ich will lösungsorientiert arbeiten, nach vernünftigen Lösungen suchen statt nach einem Parteidogma vorgehen. Was mir wichtig ist: Gerechtigkeit, eine gerechte Gesellschaft. Das heisst, dass die, die Hilfe brauchen vom Staat, diese auch bekommen, dass Leute mit gutem Einkommen nicht in verbilligten städtischen Wohnungen wohnen sollen, um nur zwei Beispiele zu nennen. Ich habe betreffend Gerechtigkeit auch schon einen Vorstoss geplant. Die Rechte des Bürgers sollen auch wirklich ernst genommen werden. Der Rechtsstaat und Grundrechte wie persönliche Freiheit sind mir wichtige Werte.

Interview: Elmar Melliger