Altstadt-Entrümpelung

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Die vom Altstadt Kurier organisierte Altstadt-Entrümpelung hat in angenehmer Atmosphäre auf der Gemüsebrücke stattgefunden. Es wurde eifrig getauscht und entsorgt. Und man konnte die Sonne geniessen.

Immer von neuem ist es spannend zu sehen, wie sich die Altstadt-Entrümpelung entwickelt. Der Altstadt Kurier organisiert diesen Anlass bald seit Menschengedenken alljährlich im September zusammen mit Entsorgung + Recycling Zürich (ERZ). 2020 beispielsweise war ja durch die Corona-Krise geprägt. Der Altstadt Kurier hat den Anlass zwischen zwei Wellen mutig durchgeführt, sie ist ja gut belüftet, die Brücke über die Limmat, Aerosole werden blitzschnell pulverisiert. Und ganz viele kamen, welche einige der unzähligen zu Hause verbrachten Stunden offensichtlich zum Räumen genutzt hatten. Mal die Wohnung entrümpeln und Keller und Estrich gleich dazu. Ganze Wohnungseinrichtungen konnte sich auf der Gemüsebrücke zusammenstellen, wer gerade einen Haushalt gründen wollte. Zuletzt blieb eine grosse Tonnage zu entsorgen im Hagenholz – ein Indiz für die Rekordbeteiligung.

 

Prachtswetter

2021: Wiederum Corona-Krise, Teil 2. Diesmal nun scheinen die vor Jahresfrist optimierten Räume noch ganz passabel in Form. Die Wetterprognose zeigt einen zum Jauchzen schönen Spätsommertag an – und am Sonntag himmeltraurig grässliches Regenwetter.

Also wuselt es bereits am Morgen kurz nach Beginn auf der Brücke, alle kommen auf einen Sprung vorbei. Bringen ein paar nicht mehr benötigte Dinge und bedienen sich bei den verlockenden Preziosen. Und wusch, sind sie wieder weg, eilen an den See oder fliegen aus in die Bergwelt.

Am Nachmittag sind es vornehmlich Flanierende, die sich neugierig dem Sammelgut zuwenden und die eine oder andere Trouvaille nach Hause bringen können.

 

Quartiertreffen

Während es am Vormittag zwischen dem Kehrichtfahrzeug, dem Container für Altmetall und den Ständen des gleichzeitig stattfindenden Marktes durchaus mal etwas eng werden kann, entspannt sich die Lage, als die Marktfahrer nach dem Mittag zusammenräumen. Das Karussell ist nun direkter Nachbar und wie von weit her wehen die nostalgischen Chilbiorgelklänge herüber.

Jemand sagt, dies sei doch eigentlich das einzige Quartiertreffen, das im Coronajahr 2 stattfinden kann. All die übrigen Festivitäten wurden vom Virus weggeblasen. Das Boule-Turnier vom folgenden Tag wäre kläglich ersoffen…

 

Im Glück

So geniessen die Entrümpelungs-Habitués den Tag. Abgesehen von all den Kontakten und Begegnungen mit den Bekannten aus der Nachbarschaft, die man endlich wieder einmal antrifft, gibt es ja auch immer wieder etwas Amüsantes zu beobachten.

Wie etwa das Folgende: Wie das Ende der Veranstaltung näher rückt, sind die Verantwortlichen dafür besorgt, dass möglichst wenig Brauchbares entsorgt werden muss. – Steht da doch ein intaktes, gepflegt aussehendes Kindervelo. Und spaziert eine Mutter mit einem kleinen Jungen vorbei. «Hättest du gern ein Velo?», fragt Francesco Falone den Knirps. Dieser schüttelt den Kopf und eilt zu seiner Mama. Offensichtlich zählt er Velos im weitesten Sinn zu den Süssigkeiten, die von fremden Männern anzunehmen ihm verboten ist. Doch unser Mann lässt nicht so leicht locker und wendet sich mit fast derselben Frage – also ob ihr Sohn vielleicht ein Velo brauchen könnte – an die Mutter. Sie liest im Gesicht des Sohnes ein «Ja, bitte» und bejaht. Der wohl etwa Dreijährige schwingt sich flugs auf das Velo und saust los. Hinter ihm her rennt die Mutter, die ihn nach einer weiten Schlaufe einholt, an den Schultern zu fassen kriegt und zum Halten bringt. Dann erklärt sie ihm die beiden Hebel am Lenker, die Bremsen. Wie die beiden die Brücke verlassen, strömt etwas von ihrem Glück herüber zu den letzten Anwesenden. – Es hat sich wieder gelohnt, voll gelohnt.

 

Elmar Melliger

 

Zuletzt im Hagenholz gelandet sind 3260 Kilogramm Sperrgut (2019: 4190 kg, 2020: 5110 kg) und 920 Kilogramm Altmetall (2019: 670 kg, 2020: 1300 kg).