Gedrucktes und Gepresstes

Felix nimmt an (in massloser Selbstüberschätzung), dass die Lieblingsskriptüre eines Grossteils der geneigten Leserschaft selbstredend das vorliegende Weltblatt für den Kreis 1 sei. Denn Ehre, wem Ehre gebührt! Möglicherweise wird hin und wieder ja auch in der alten Tante von der Falkenstrasse oder im etwas luftiger daherkommenden Tagi geblättert. Auch das farbige Blatt mit den grossen Lettern dürfte sie zuweilen konsumieren. Felix tut es ihr gleich, muss aber gestehen, dass sein bevorzugtes Leib- und Magenblatt seit jeher das Städtische Amtsblatt, das Tagblatt der Stadt Zürich ist. Kein anderes Medienerzeugnis widerspiegelt die Freuden und vor allem die Nöte der Zürcher Bevölkerung so trefflich wie das Tagblatt. Da werden zum Teil Probleme gewälzt, von deren Komplexität Felix nicht die geringste Ahnung hatte. Besonders die Rubrik der Leserbriefe hat es Felix angetan. Wer wissen will, wie es wirklich um die Stadt Zürich bestellt ist, wo dem Volk der Schuh drückt, kommt nicht um die Leserbriefe im Tagblatt herum.
Wobei der Gerechtigkeit halber angemerkt werden muss, dass es sich da wohl um den eher älteren Anteil der Gesellschaft handelt, der hier seinen Unwillen ausdrückt. Jüngere sind dem Tagblatt und der weiteren papierenen Presse ja kaum zugetan, es sei denn, sie liege gratis im Tram und wird in maximal 20 Minuten überflogen. Auch der Altstadt Kurier wird gemäss letzter Erhebung vor allem von älteren Semestern geschätzt und gelesen. Man müsste und möge sich Gedanken machen, wie dem zu begegnen sein könnte. Dies dürfte schwierig sein, da ja die gesamte gedruckte Presse am selben Übel leidet. Reine Online-Medien, die zu abonnieren sind, haben bislang einen meist schweren Stand und da sich das Jungvolk fast ausschliesslich über die sogenannten Social Media informiert, können wir vom Weltblatt kaum mithalten.
Wie dem auch sei, Felix wird sich auch in Zukunft weiter am Tagblatt der Stadt Zürich gütlich tun und das Twittern und Facebooken den Jungen und Trumpigen überlassen.
Felix ist und bleibt halt ein digitaler Tubel, auch wenn er diese Kolumne am Computer in die Tasten haut. Er hofft, dass ihm die geneigte Leserschaft dennoch die Treue halten wird, trotz Selbstüberschätzung und gelegentlicher verbaler Diarrhö. Denn wie wurde ihm neulich beschieden: «Bevor Sie nichts sagen, denken Sie daran, was Sie damit sagen wollen.»

Felix