Zum Tode von Walter Reichmuth

Am Dienstag, 29. November, ist Walter Reichmuth (geb. 31.3.1937) nach schwerer Krankheit gestorben. Peter Keck würdigt seine einzigartige Persönlichkeit.

Obwohl wir alle um seine angeschlagene Gesundheit wussten, kam der Tod für uns nun doch sehr plötzlich.
Mit Walter Reichmuth verliert das engere Quartier um den Predigerplatz eine ziemlich einzigartige Persönlichkeit und der Quartierverein ein engagiertes Vorstandsmitglied. Als Gastgeber im «Marion» und Freund für viele von uns, aber auch für Gäste aus aller Welt. Niemand war ihm zu wenig, er lebte die gleiche Liebenswürdigkeit (oder manchmal auch nicht), ob Strassenreiniger oder Stadträtin oder Stadtpräsident, ja Bundesrat.
Sein Morgengruss aus dem «Bistrokiosk», wo er gerne die Leute beobachtete und einen Schwatz hielt, und seine Sprüche in unverfälschtem Innerschweizer Dialekt werden uns fehlen, insbesondere wenn man vor sieben ins Café kam und er sagte: «Spinnsch dänn du, häsch uf d’Uhr glueget, du ghörsch na is Bett!»
Seit April 1998 war er offiziell im Vorstand des Quartiervereins. Er engagierte sich für die verschiedensten Anliegen in der Altstadt. So war er für gesellschaftliche Anlässe und für die Beziehungen zum Gewerbe verantwortlich. Sein Anliegen war das Wohlergehen von Jung und Alt im Quartier. So unterstützte er die Nachbarschaftshilfe und sorgte auch bei Ausflügen des Quartiervereins fürs leibliche Wohl, wobei er nicht selten einen Teil der Kosten übernahm.
Walter machte das KV in Einsiedeln, wer seinen Dialekt kannte, weiss, dass er irgendwo von da kam, arbeitete danach bei der SUVA und kam 1971 über verschlungene Pfade zu seinem ersten Café, dem «Java» an der Oetenbachgasse. Unter seiner Leitung wurde das Café zu einem geschätzten Jugendtreff (von den Nachbarn nicht immer geschätzt),
es wurden Tanzabende veranstaltet, und es war immer etwas los. 1982 wurde neben anderen als weiterer Betrieb das Café «Marion» am Zähringerplatz übernommen. Als später das «Java» wegen Umbau geschlossen wurde und die Pläne von Löwenbräu als Hauseigentümerin unklar waren, konzentrierte sich Walter Reichmuth ganz auf das «Marion». Walter war immer Gastgeber par excellence, aufmerksam, hilfsbereit, Zuhörer, Beichtvater, aber auch manchmal zu Recht Zurechtweiser. Wenn ich schreibe hilfsbereit, ist dies wahr im besten Sinne des Wortes. So hat der Altstadt Kurier schon von seinen Älplermakronen, «die Besten von Europa», profitiert, die Aidshilfe von seiner Vermittlung beim Beleuchten der Wasserkirche im November 2004, wo er auch wieder am Buffet stand, die Heilsarmee bei ihrem 100-Jahr-Jubiläum, wo er wieder den Löffel schwang. Sein Credo war: Erst der Mensch, somit sein angenehmer Aufenthalt im Lokal, oder eben die grosszügige Hilfe für alle, die es nötig hatten und haben. Also Sponsoring, helfen, organisieren (manchmal auch improvisieren) und – Makronen zubereiten. – An das «Marion» ohne Walti wird man sich gewöhnen müssen, er wird in unserer Erinnerung im beschriebenen Sinne weiterleben. Seinem langjährigen Partner Eddie Baumann und seinem Team wünschen wir von Herzen alles Gute.

Peter Keck