Film «Brunngasse 8»

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«Brunngasse 8 – Zeitreise nach Zürich», so lautet der Titel eines Dokumentarfilms von Hildegard Keller, der Mitte Januar 2022 Premiere feierte und aktuell noch im Kino läuft (und auf srf.ch zu finden ist). Darin geht es um die bei der Renovation des Hauses 1996 zum Vorschein geholten Wandmalereien. Diese wurden anfangs 14. Jahrhunderts von der jüdischen Familie der Frau Minne in Auftrag gegeben und zeigen Tanzszenen und Wappen vornehmer Familien. Sie belegen, dass diese Familie zur Oberschicht der Stadt Zürich gehörte. Was sie nicht vor dem Pogrom verschonen sollte, bei dem im Jahr 1349 die Juden umgebracht oder aus der Stadt vertrieben wurden. Die Pest wütete und indem man den Juden Brunnenvergiftungen anlastete, konnte man sich der Schulden bei den Kreditgebern entledigen.
In dem 2017/18 gedrehten Film zu Wort kommen denn auch der damalige Stadtarchäologe Dölf Wild, der Schriftsteller Raoul Schrott, der Rabbiner Elijahu Tarantul, der (in der Nachbarschaft lebende) Psychotherapeut Daniel Teichmann und die Zürcher Judaistik-Expertin Ingrid Kaufmann. Und last but not least die damalige Bewohnerin der Wohnung, in der nun das kleine Museum «Schauplatz Brunngasse» eingerichtet ist, die heute 103-jährige Silvana Lattmann. – Der Film arbeitet die Geschichte des Hauses und der Zürcher Juden auf eindrückliche Weise auf. Er bezieht einen Teil seines Charmes aus dem Lokalkolorit, dem Wiedererkennen der gezeigten Lokalitäten. Und er ist ganz wesentlich eine liebevolle Ehrerweisung an eine ganz besondere Persönlichkeit, Silvana Lattmann.

EM