Reverenz an die Goldenen Zwanziger

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Im Oktober 2021 hat das Restaurant «Du Pont», Brasserie und Bar, seinen Betrieb aufgenommen. Zeit also für einen Besuch. – Unser Kulinarier war davon sehr angetan.

Fast wie Phönix aus der Asche stieg das «Du Pont» aus den Brandruinen der Belle-Époque-Häuser. Wer erinnert sich nicht an die Nacht vom 24. auf den 25. August 2018, als ein Grossbrand den ganzen Häuserkomplex zu vernichten drohte!

Die glamourösen 1920er-Jahre
Das palastartige Gebäude, genannt «Haus Du Pont», wurde im Jahr 1913 an der Waisenhausstrasse von den Architekten Jakob Haller und Karl Schindler erbaut. Bauherr war der illustre Jean Speck. Ein Dandy, wie man sagt. Ihm gehörten die Palast-Lichtspiele im Kaspar-Escher-Haus (Eröffnung 1912) und das Orient im «Haus Du Pont» (Eröffnung 1913). Sie verkörperten den bestimmenden Bautyp der grandiosen Lichtspielpaläste der 1920er-Jahre. Wie auch das Scala, das Apollo und das Forum. 101 Jahre lang blieb es das Zuhause eines Kinos. Zuerst als Kino Orient, welches später ABC hiess. Das ABC (Kitag) stellte im März 2014 seinen Betrieb ein, da der Mietvertrag mit der Immobilienbesitzerin PSP Swiss Property ausgelaufen war. Ebenfalls ausgelaufen war im Jahr 2016 der Vertrag mit dem am Beatenplatz 4 gelegenen Restaurant «Movie». Einst war im Gebäude das Zürcher Casino geplant, welches dann jedoch in der Nähe vom Stauffacher eröffnet wurde.
Heute nun sorgt die Candrian Gastronomie & Hotel AG, verantwortlich für rund 45 Häuser in und um Zürich, für einen reibungslosen Betrieb im Restaurant «Du Pont».

Zurück in die Zukunft
Im historischen Ambiente der lebendigen, kosmopolitischen Brasserie lassen sich zu jeder Tageszeit abwechslungsreiche Kreationen geniessen: Ein belebendes Frühstück, leichte Snacks, feine Klassiker aus aller Welt, ein gesunder Lunch oder ein entspanntes Dinner im «Rustic Industrial Style». So die Bewerbung auf der Homepage.
Das «Du Pont» teilt sich die Fassade mit dem gleich nebenan liegenden, ebenfalls neuen Ruby Mimi Hotel. Auch dies eine Hommage an die 1920er-Jahre. Hiessen doch fünf bekannte (Film-)Nachwuchstalente alle Mimi. Geteilt wird auch ein Eingang. Links geht es zum Hotel, rechts ins «Du Pont». Was als Erstes auffällt? Die allgemeine Grosszügigkeit und die sehr prominent platzierte Bar. Diese steht mittig im Raum und kann komplett umrundet werden.
Besonders abends, zum Zeitpunkt unseres Besuches, glitzern und glimmen die vielen bunten Getränke, Gläser und Flaschen im Licht der Spots. Wir fühlen uns direkt in den Glamour dieser Zeiten zurückversetzt. Das Lokal ist sehr gut besetzt.  Vorausschauend, man weiss ja, wie das mit neuen Lokalen in Zürich ist, haben wir reserviert. Ein kurzer Check der Zertifikate und schon werden wir an unseren Tisch geleitet, wo uns Chantal vom Service schon erwartet.

Mut zur Grösse
«Rustic Industrial Style» bedeutet grosse, offene (Industrie-)Räume, fast in ihrem Originalzustand. So auch hier. Passend zur Weite des Raumes wählen wir ein Gericht der übersichtlichen Karte aus der Weite des Meeres.
Moules et frites sind angesagt. Eine grosse Portion – genug für zwei Portionen (Fr. 34.–). Sehr lecker. Meine Partnerin wagt sich an eine Gemüse-Tajine (Fr. 32.–). Diese wird leider nicht in der Tajine serviert, sondern auf einem Teller. Welcher auf unserem kleinen Tisch aber auch einfacher zu platzieren ist. Die Zwiebelsuppe für mein Gegenüber und meine Kartoffel-Lauchsuppe zur Vorspeise sind durchaus solide in Geschmack und Konsistenz. Sie schlagen mit je Fr. 12.– zu Buche. Begleitet wird unser Dinner von einem Ruit Hora Bolgheri, IT, DOC Caccia al Piano; Merlot Cabernet Sauvignon, Petite Verdot, Shiraz (Fr. 14.– pro Dezi). Die offenen Weine findet man auf der Speisekarte. Es gäbe aber auch noch eine separate Weinkarte.
Unseren Abend beschliessen wir mit je einem Espresso Macchiato, mit extra nur Milchschaum, perfekt zubereitet (Fr. 5.–).
Das Lokal gefällt uns optisch sehr gut. Besonders auch die Bar. Sie liegt strategisch günstig auf meinem Arbeitsweg zum HB. Beim Verlassen des Lokals legt sich noch schön passend der swingende Titel aus den «Roaring Twenties», «Schöner Gigolo, armer Gigolo», gesungen von Max Raabe, auf unsere Ohren. Perfekt.

Alexander Villiger



«Du Pont» – Brasserie & Bar, Beatenplatz 4, 8001 Zürich, info@dupont.ch, Tel. 044 542 92 20. Offen Dienstag bis Donnerstag 11.30 bis 23, Freitag und Samstag 11.30 bis 1 Uhr, Sonntag und Montag geschlossen. Am Freitag und Samstag von 22 bis 1 Uhr ist «Pizza Night». Reservation empfohlen. (Übliche Öffnungszeiten, ohne Corona: Sonntag und Dienstag bis Donnerstag 9 bis 24 Uhr, Freitag und Samstag 9 bis 1 Uhr, Montag geschlossen.)