Liebeserklärung an eine Gasse

Zürichs Altstadt ist kreuz und quer durchzogen mit Gassen und Gässchen aller Art. Diese hier aufzulisten, würde den Rahmen dieser Kolumne natürlich sprengen.
Felix will sich daher heute mit einer, nein der «Lieblingsgasse» befassen, nämlich der Froschaugasse.
Benannt nach Christoph Froschauer, dem ersten Buchdrucker und Verleger des alten Zürich, der berühmt wurde durch seine von Huldrych Zwinglis übersetzte erstmals gedruckte Bibel, und so zu einem wichtigen Förderer der Reformation wurde. In seinem Haus fand auch 1522 das berüchtigte sogenannte Wurstessen statt, dem auch Zwingli beiwohnte. Da dies während der Fastenzeit geschah, musste sich Froschauer vor dem Stadtrat erklären und verteidigen.
Die Froschaugasse hiess allerdings nicht immer so. Da sich im 14. Jahrhundert ganz in der Nähe eine Synagoge befand, nannte man sie lange Judengasse, worauf die heutige Synagogengasse noch immer hinweist.
Später wurde sie Enges Brunngässlein, dann Kleines Brunngässlein und schliesslich auch Stritgasse genannt. Ob damals in der Stritgasse ausserordentlich viele Streitereien ausgefochten wurden, entzieht sich leider Felixens Kenntnis. Möglicherweise weiss da jemand aus der geneigten Leserschaft mehr.
Christoph Froschauer zu Ehren wurde die Gasse erst 1865 nach ihm benannt, da seine letzte Druckerei sich da befand, die übrigens nach seinem Tod (er starb an der Pest) von seinem gleichnamigen Neffen weitergeführt wurde.
Die Froschaugasse von heute ist sicher einzigartig. Felix kennt keine andere Gasse oder Strasse in der Altstadt, die so viel Charme und Anziehungskraft ausstrahlt. Roland Thurnheer, begnadeter Blasinstrumentenbauer und Inhaber seines kleinen Musikhauses, nennt die Froschaugasse die letzte Handwerkermeile in Zürich. Und tatsächlich, es finden sich da Goldschmiede, ein Gravieratelier, eine Buchbinderei, ein Schuhmacher und sogar eine Schreinerei, die neulich an einen jungen Fachmann überging. Zwei Restaurants, einen Teeladen, eine Coiffeuse, eine Comicbücherei, eine Modeboutique und ein Kunstatelier vervollständigen das erfreuliche Bild. Die unzähligen Touristen von nah und fern, die den einmaligen Charakter der Froschaugasse tagtäglich fotografisch festhalten, zeugen weiter vom Zauber dieser Gasse. Die anstehenden Bauarbeiten (die Werkleitungen sind erneuerungsbedürftig) werden leider die Gasse längere Zeit ihrer Attraktivität berauben.
Ohne in Nostalgie zu schwelgen, ist Felix dennoch zuversichtlich, dass die Froschaugasse auch in Zukunft ihren Reiz behalten wird und appelliert an die zuständige Behörde der Stadt, dass alles getan werden möge, um dies zu bewerkstelligen. Auf dass Felix und seine Freunde auch weiterhin ihren Apéro im Restaurant «Madrid» geniessen dürfen.

Felix