Schlemmen im Obergeschoss

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Das Restaurant «Il Gattopardo» ist sogar für viele Oberdörfler ein Geheimtipp. Das kleine, intime Lokal, in dem am Morgen die Hotelgäste frühstücken, befindet sich im ersten Stock über der «Rösslibar» an der «Piazza Meili». Mafiöse Spaghetti, oder lieber ein delikater Branzino? Man kann hier wunderbar essen und trinken.

Die historische, denkmalgeschützte Liegenschaft aus dem 14. Jahrhundert an der Rössligasse 7 gehört seit 1996 den Meili Unternehmungen. Das Hotel Rössli war das erste Hotel, das der umtriebige Anwalt und Immobilienunternehmer Alfred Meili aus Luzern (geb. 1947) kaufte, damals für 4 Millionen Franken. Im gleichen Jahr kam noch das Haus gegenüber dazu, die Rössligasse 8.
Inzwischen hat Meili, der auch die börsenkotierte Immobiliengesellschaft Mobimo begründete und als Erbauer von Tennis-Centren (Lengg usw.) ein grosser Förderer des weissen Sports ist, die Firma seinen Söhnen übergeben. Dazu gehören in Klosters und Zürich ein gutes halbes Dutzend individueller und gepflegter Hotels, in Zürich auch Ambassador, Opera, Seehof und Felix.
In und vor der «Rösslibar» treffen sich, ausser am Sonntag, Krethi und Plethi und erfinden die Welt neu. Aber wir streben ja heute nach Höherem. Dreizehn Stufen (oder Lift). Das «Gattopardo» ist ein kulinarisches «Grazie mille» an den italienischen Schriftsteller Giuseppe Tomasi di Lampedusa (1896-1957), dessen Klassiker postum, 1958, veröffentlicht wurde, bei Feltrinelli. Legendär geworden ist das Motto des Garibaldi-Gefolgsmanns Tancredi Salina: «Es muss sich alles ändern, wenn alles so bleiben soll wie es ist.»

Wunderbar gegessen
Wir haben wunderbar gegessen. Gekocht hat die Italienerin Imma Fertitta, die Frau von Enzo Fertitta, die mit ihm zusammen mit ihrem «Gattopardo» einen Slalom durch die Zürcher Edel-Gastronomie schaffte.
Wir delektierten uns einleitend an den legendären Spaghetti Mafiosi (Fr. 30.–, kleine Portion Fr. 18.–) und den natürlich hausgemachten Tagliolini mit Eierschwämmchen (Fr. 30.–/18.–). Das heissgeliebte Ossobuco (Fr. 46.–) gabs an diesem Abend leider nicht. (Wir werden es wieder versuchen.) Toll wären auch das Filetto di Manzo «alla Siciliana» mit Auberginen, Basilikum, Artischocken und Cherrytomaten, oder das Cotoletta di Vitello mit Salbei und Rosmarin.
Doch wir entschieden uns für den Branzino. Er hatte einen super Auftritt im Salzmantel (Fr. 112.–, für zwei Personen). Den Wolfsbarsch, perfekt gewürzt, begleiteten Spinat und ein wunderbar sämiger Zitronenrisotto. Zum Abschluss teilten wir uns, unvermeidlich, eine Crema Catalana (Fr. 14.–).
Schade, dass es «La cucina di Imma» nicht auch als Kochbuch gibt.

Gute Begleitung
Durchs Menu begleitete uns Ramos, wie Miguel Ramos von allen genannt wird. Er ist 62, schlank und wendig, kommt aus Teneriffa, ist seit 1993
in Zürich und seit sechs Jahren im «Gattopardo». (Das Lokal im Hotel Rössli ist ein eigenständiger Betrieb.) Mittags steht er auch am Herd. Er beriet uns kundig auch beim Wein. Die Karte ist für ein so kleines Lokal mit nur zwanzig Plätzen in Vielfalt und Qualität eine Sonderleistung.
Da wir uns beim südlichen Weisswein nicht so gut auskennen, baten wir Ramos um eine Empfehlung. Sie war im doppelten Sinne wertvoll: Der Albarino mit seiner beinah barocken Fülle passte vorzüglich, und meines Mitessers Glas roter Amaya (Fr. 11.–) zu den mafiösen, das heisst mit Kalbfleisch und einem wuchtigen Sugo veredelten Spaghetti hatte genau die richtige Kühle. Und zweitens war Ramos’ Weinempfehlung mit einem Flaschenpreis von 79 Franken ebenfalls die richtige, massvolle Temperatur. Ramos ist sehr aufmerksam und reagiert subito, wenn ein Glas leer ist. Auch edelste Weine gibt es hier glasweise. Entdeckungsfreudige Gäste schätzen das!

Den Ramos gibts im Doppel
Das Lebensmittelgeschäft am Neumarkt, das bis 2014 das Reich unserer Helen Faigle gewesen ist, führt seither ein anderer Ramos, allerdings portugiesischer Herkunft. Auch er betreut seine Kundschaft mit erlesenen Produkten und Höflichkeit. Kunststück, seit Sergio Ramos der Star von Real Madrid ist, steht der Name für ungewöhnliche Qualität und Menschenfreundlichkeit. Sergio Ramos erteilt den jüngsten Nachwuchsspielern regelmässig Kurse, zum Beispiel über die Abwehr von Penaltys…

Esther Scheidegger


Restaurant «Il gattopardo», Rössligasse 7 (1. Stock), Tel. 076 334 11 23, ilgattopardo0(null)@gmail.com, www.ilgattopardo.ch. Geöffnet Montag und Samstag 18 bis 24 Uhr, Dienstag bis Freitag 12 bis 14.30 und 18 bis 24 Uhr.