Altstadt-Entrümpelung

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Die vom Altstadt Kurier organisierte Altstadt-Entrümpelung hat in angenehmer Atmosphäre auf der Gemüsebrücke stattgefunden. Es wurde eifrig getauscht und entsorgt.

Einer der dieses Jahr so zahlreichen schönen Spätsommertage war der Samstag, 16. September. Schon frühmorgens vor Beginn der Entrümpelungsaktion haben einige ihre Ware auf der Gemüsebrücke deponiert und sind ins Aktivwochenende verreist. Und zum offiziellen Start um 10 Uhr beginnt es zu wuseln, neben den Ständen des Wochenmarkts. Seit dreissig Jahren vom Altstadt Kurier organisiert und mit Entsorgung + Recycling Zürich (ERZ) durchgeführt, gibt es hier fast nur noch Habitués. Links die Mulde für das Altmetall, rechts das Kehrichtfahrzeug für alles Brennbare, so die Grundregel. Daneben, dazwischen und davor das für viele Spannende am Ganzen: Hier werden brauchbare Gegenstände deponiert und können gratis mitgenommen werden.
Rasch haben die Helfer einige Stühle ergattert, um sich zwischendurch ausruhen zu können. Und schon kommt die erste Anfrage: «Das Sitzbänklein, wäre das noch zu haben? Ich könnte das so gut gebrauchen.» Aber gern. Auch der antike Stuhl, der zwei geschickte Hände, Leim und Lack vertragen kann: Aber gern. Für die Pause tut es auch ein weniger schickes Modell.

Viel Brauchbares
Die beiden Chauffeure Albert Messmer und Bruno Zortea, seit vielen Jahren dabei, legen Hand an bei schweren Gegenständen und wissen Rat. Ganze Betten werden mit Veloanhängern und Lastenvelos angekarrt, Schränke, Polstersessel. Die Bücher werden eifrig auf Seltenheit oder zu erwartendes Lesevergnügen geprüft, Kinderspielsachen von den kleinen Profis sofort ausprobiert und deren Aneignung bei höherer Stelle beantragt.
Wer eine Karre zur Verfügung hat, sieht sich nicht selten mit Anfragen konfrontiert: Ob man nicht vielleicht einen kitzekleinen Abstecher damit machen könnte, rein kurz um die Ecke sozusagen…
Wer gern schöne Sachen bei sich hortet, trennt sich ungern von Dingen. Und wenn, dann will man ihnen ein gutes neues Zuhause versprechen können. Dann ist es fertig mit Gleichmut, Emotionen dringen an die Oberfläche. Im Zweifelsfall nimmt man das gute Stück lieber wieder mit nach Hause. Oder dafür wenigstens etwas anderes, Gleichwertiges. Das Ganze kann dann leicht mehr werden als die Summe der Teile.

Ein Happening
Viele schauen einfach mal vorbei und bleiben auf einen Schwatz, denn jemanden kennen tut man bei diesem Happening ja immer. Da hilft die nahe Kaffee-Quelle beim Kiosk. Wie dann nach dem Mittag die Marktfahrer ihre Stände abbauen, kann man sich ausbreiten, ist man in direkter Nachbarschaft mit dem Karussell, das auf der flussaufwärts gelegenen Brückenseite immer um diese Jahreszeit Kinder und Erwachsene verzaubert, und nostalgische Chilbiorgelklänge wehen herüber.
Gegen Ende des Happenings kann es dann plötzlich ernst werden. Um 16 Uhr muss die Brücke sauber sein. Was es bis dahin nicht in ein neues Zuhause geschafft hat, tritt den letzten Gang an, den zum Hagenholz.
Erschreckt stellen die Anwesenden fest, dass zwei noble antike Tische eben erst hingestellt wurden. Die Zeit drängt. Der eine davon hat kunstvolle Intarsien auf der Oberfläche eingelegt, in Form von Rhomben. Wie einer der Umstehenden fachmännisch einwirft: «Geeignet für Diagonalschach.» Eine junge Frau telefoniert aufgeregt, innert Minuten kommt eine Freundin mit ihrem Velo herbei, das einen massiven Gepäckträger aufweist. Kurzerhand aufgeschnallt wird der Tisch, unter Beifall des Bodenpersonals. Wie auch der andere der wunderbaren Tische aus Massivholz Abnehmer findet, kann man schon von weit einen kleinen Freudentanz beobachten, auf der Gemüsebrücke. – Es hat sich wiederum gelohnt, voll gelohnt.

Elmar Melliger

Zuletzt landen 4820 Kilogramm Sperrgut im Hagenholz (Vorjahr: 4500 kg, 2021: 3260 kg) und 1200 Kilogramm Altmetall (Vorjahr: 650 kg, 2021: 1300 kg).