Köstlichkeiten, von Hand zubereitet

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Seit einigen Wochen ist die Zähringerstrasse um ein spezielles Lokal reicher. Es bietet taiwanesische Gerichte an, die mit viel Handarbeit liebevoll zubereitet werden.

Die Farbe Rot spielte in der jüngeren Vergangenheit der Zähringerstrasse, benannt nach Herzog Berchtold V. von Zähringen (geb. um 1160, gestorben 18.2.1218), dem Gründer der Stadt Bern, mitunter auch eine andere Rolle als auf dem Teller.

Städtebaulicher Rückblick
1865 läutete man eine städtebauliche Planung, auch bekannt als «Correction de Zuerich», ein. Sie hätte auch Auswirkungen auf den Verlauf der Zähringerstrasse gehabt. Gemäss den Planungen von 1867 (Correctionen des Niederdorfes) erstreckte sie sich nicht nur wie heute zwischen dem Central und dem Zähringerplatz, sondern wäre über Obmannamt an der Obmannamtsgasse bis zum Hirschengraben weitergeführt worden.
Dem Projekt, damals auf heftigen Widerstand nicht nur der Anwohnerschaft stossend, wären ganze Häuserzeilen zum Opfer gefallen. Obwohl es recht schnell still um das Vorhaben wurde, verschwand es erst 1930 endgültig vom Tisch. Zeitweise und zum Teil bis heute, konzentrierte sich auch das Rotlichtmilieu an der und um die Zähringerstrasse.
Die Farbe Rot begegnete uns aber vor allem bei unserem Essen im neuen taiwanesischen Restaurant «Dumpling Delights», im Haus Nummer 12.

Knödel oder nicht?
Dumpling ist der englische Oberbegriff für Teigtaschen aus Mehl oder Hartweizengriess, Wasser, Salz und manchmal auch Eiern, die schon seit Jahrhunderten in den verschiedensten Variationen verbreitet sind. Sie haben eine lange und vielfältige Geschichte, die sich über viele Kulturen und Länder erstreckt. Die angeblich früheste Form der Teiglinge stammt aus China und soll während der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) von einem Mediziner namens Zhang Zhongjing erfunden worden sein. Dies, um seine Mitmenschen während eines kalten Winters zu wärmen und zu heilen. Auch prähistorische Jäger und Sammler sollen bereits Dumplings gekannt haben. Diese frühen Versionen waren wahrscheinlich eine Möglichkeit, Getreide auf einfache Weise zuzubereiten und zu konsumieren. Man kennt sie in vielen anderen Ländern, etwa als italienische Tortellini, polnische Pierogi, deutsche Spätzle etc.
Neben dem Kochen und Dämpfen gibt es auch noch eine knusprige Variante, das Anbraten in Öl. Dazu reichen Chinesen ein Schälchen mit einer Mischung aus Sojasauce, Reisessig und gehacktem Knoblauch zum Dippen. Ob gebraten oder gedämpft, hier scheiden sich allerdings die Geister.

Qualität und Handarbeit
Unser Chefkoch ist ein Meister der chinesischen Küche, der über vierzig Jahre Erfahrung darin hat, traditionelle Wok-Künste mit der Kunst des Dim-Sum zu kombinieren. Er bringt sein Fachwissen und seine Leidenschaft in jedes Gericht ein, das er bei «Dumpling Delights» kreiert, versicherte uns Fabian Mack, der neben seiner Mutter, genannt Frau Leng, dem Chefkoch und einer Küchenhilfe seit Juli für das leibliche Wohl der Gäste sorgt.
Die Leidenschaft für gutes Essen, hochwertige Produkte und viel Handarbeit seien ihr Antrieb. Von alledem konnten wir uns überzeugen. Den Reigen eröffnete eben die Farbe Rot, in Form einer geschälten und in Fruchtsaft eingelegter Cherry-Tomate, als Gruss aus der Küche. Bis dahin war uns nicht bekannt, dass man diese kleinen Cherry-Tomaten auch schälen kann. Die eigentliche Vorspeise bestand aus einem sehr frisch schmeckenden Haussalat (Tofu, Seetang und Glasnudeln, Fr. 23.–) und einem Gurkensalat mit einer dazu in starkem Kontrast stehenden, in Randensaft eingelegten Rettichblume (Fr. 8.–).

Kulinarisches Highlight
Dem Namen des Restaurants folgend, teilten wir uns als Hauptgang verschiedene Varianten der Dumplings. Gedämpfte Sakura-Crevetten-Dumplings (Fr. 16.–), ebenso gedämpfte Dumplings mit Schweinefleisch (Fr. 14.–) und gebratene Gemüse-Dumplings (Fr. 15.–). Insbesondere die Sakura-Crevetten-Dumplings waren nicht nur kulinarisch ein Highlight. Von Hand in eine Rose gefaltet und mit einem Klecks grüner Wasabi-Mayonnaise in der Mitte, sorgten sie auch bei anderen Gästen für Aufsehen und geschmacklich zu einer Explosion am Gaumen. Den Abschluss bildeten zwei Espressi und in dieser Art Restaurant oft gesehenen, kleinen Schälchen Reiswein.
Die Getränke gerieten, ob der vortrefflichen Kulinarik, fast ein wenig ins Hintertreffen. Preislich findet man sich, über die ganze Karte gesehen, eher am oberen Ende. Dies ist wohl auch der vielen Handarbeit geschuldet.
Freunden der asiatischen Küche im Allgemeinen und dem taiwanesischen Ableger im Besonderen, sei ein Besuch an der Zähringerstrasse wärmstens empfohlen.

Alexander Villiger

Restaurant «Dumpling Delights», Zähringerstrasse 12, 8001 Zürich, Tel. 077 940 12 28. Geöffnet Montag bis Samstag von 11.45 bis 14 und von 17.30 bis 22 Uhr.