Anne-Marie Korn
Bis zum 30. Juli 2024 lebte unter uns die erinnerungswürdige, blitzgescheite, spannende, humor- und gefühlvolle Anne-Marie Korn (geb. Rytz), die das Nieder- und das Oberdorf besonders und Zürich generell – also auch links der Limmat – von Herzen liebte und das Miteinander von schon zu ihrer Zeit sehr verschiedenen Menschen ein langes Leben lang fair und fröhlich und direkt stärkte und belebte.
Am 28. August wurde sie in feierlichem Rahmen im 92. Lebensjahr verabschiedet.
Pfarrerin Käthi La Roche hielt eine eindrückliche Predigt über das Lebensgewebe und den roten Faden, der bis zuletzt mit eingewoben war in die vielfältigen Lebensbezüge der engagierten Frau.
Sie verstand viel von Büchern, war mit der Helvetas als junge Frau auch in aussereuropäischem Kontext aktiv, engagierte sich nach Jahren in Nepal für die Tibeter in der Schweiz und war Psychologin. 1984 gehörte sie mit zu den GründerInnen des Altstadt Kuriers. Acht Jahre amtete sie als Präsidentin des Quartiervereins Zürich 1 rechts der Limmat und sie machte bis in die hohen 80er dort mit, wo sie konnte. Es war bemerkenswert viel. Zu ihrem 60. Geburtstag 1993 schrieb der Altstadt Kurier über ihr Fest im «Weissen Wind». Sie hat, heisst es dort, immer Wege gefunden, um das Leben im Gespräch am Tisch leichter zu machen, Lösungen zu suchen und auch zu finden.
Als sie aufhörte, sagte sie: «Man muss sich mit Vehemenz und Herzblut mitten reinschmettern, und es gelassen hinnehmen, wenn es nachher den Nachtlärm und den Abfall immer noch und die Kinderspielplätze immer noch nicht gibt.»
Tauchen und Lesen waren Teil ihrer Passion und ihres inneren wie äusseren Unterwegs-Bleibens. Minderheiten haben sie immer interessiert. Für Menschen und Menschliches nahm sie sich Zeit. Bis zuletzt blieb sie eine wache, offene und leuchtende Gesprächspartnerin und Zuhörerin, die schon auch, auf Fragen hin, etwas von sich sagte, aber im Grund geheimnisvoll blieb. Verbunden war sie auch mit dem Schauspielhaus, hatte im Sprechchor von Ellen Widmann mitgewirkt und 1993 wurde sie für die BNZ (Beizenfront Niederdorf) haushoch in den Gemeinderat gewählt. «Ihr politisches Profil kann mit fatalistischem Optimismus umschrieben werden, das entspricht der Stimmung im Kreis 1», hiess es.
Ja, sie erreichte viel und wirkte auch seit seinen Anfängen im Präsenzdienst des Grossmünsters mit. Ihre jahrzehntelange deutlich erfahrbare Anerkennung von Menschlichkeit ist der paar Worte mehr als würdig.
Mögen auch Sie sich gern an sie erinnern.
Kathrin Rehmat, Pfarrerin