Ideenfabrik, nie langweilig

Der Globus am Bellevue ist wieder da, dort wo er seit 2003 hingehört (davor war hier der ABM), gerade rechtzeitig zu Weihnachten. Bereits 1828 hatte Franz Bruch im deutschen St. Wendel per «Etablissements-Anzeige» die Geschäftsaufnahme verkündet. Seinem Versprechen «billigster und reellster Bedienung» wolle Globus treu bleiben, sagt der heutige Chef, auch wenn
am Bellevue die Haushaltwarenabteilung abgeschafft wurde. Globus am Bellevue, die «Goldküsten-Kantine», ist nach zwei Jahren Umbau jetzt fast «nur» noch Restaurant. Und man wird wieder bedient. Freundlich und kompetent. Es gibt personalisierten Champagner, Trüffelschinken (korrekt: Prosciutto Tartufo), Bio-Kaviar, Botanist Gin, Etter-Spezialitäten (Kirsch), Feines aus der über «hundertbändigen Käsebibliothek» – und natürlich Dubai-Schoggi.
Nicht mehr bedient werden soll man in der Post Urania, 8025 Zürich. Die Post AG will sie aufgeben. Haben Sie die Petition des Quartiervereins ­Zürich 1 rechts der Limmat resp. von Syndicom hoffentlich unterschrieben? Kommt als nächstes wohl die ZB (Zentralbibliothek) dran? Man könnte sie ja schliessen und das Haus als grossen Comestible-Laden nutzen, zum Beispiel wie das Grossformat «Eataly» im Süden. Oder wie der kleinere, sagenhafte Rogacki an der Wilmersdorferstrasse in Berlin, wo es Fisch, Fleisch, Käse und hundert andere Leckereien gibt, alle auch an Buffet-Restaurants, aber grundsätzlich nur zum Verzehr im Stehen. Sprichwörtlich ist die Ber­liner Schnauze der stämmigen Verkäuferinnen, die, kaum haben sie ­eine Bestellung des Kunden notiert, fordernd raunzen: «Und ausserdem? Und ausserdem?»
Und ausserdem ist es schon merkwürdig: Die Privatwirtschaft inves­tiert an teuerster Lage in traditio­nelle Bedienungsformen – und der Staatsbetrieb lässt einen erstklassigen Standort in der City einfach ­fahren, auf dass dort die Vielfalt ­unseres Detailhandels durch einen zusätzlichen Turnschuhladen oder Ähnliches bereichert werde. Dem ­alten Globus-Konzern, der 2020 erst an einen österreichischen Luftibus und dann an die thailändische ­Central Group ging, ist definitiv zur rechten Zeit mehr Neues eingefallen als der Migros, die den Konzern von 1997 bis 2020 besass und dabei etwa den gleichen unternehmerischen Einfallsreichtum bewies wie die Postverwaltung.
Vater und Sohn Mahler, die Leiter des Globus-Konzerns, waren nicht nur die Göttis von Globi, der popu­lärsten Schweizer Comic-Figur. Sie erfanden die Kleinfilialkette ABM, den Herren-Globus, die Interio (fürs Wohnen) und Office World (Büro­artikel). Zu seinen Glanzzeiten hatte Globus Filialen im Ausland und machte mit 3000 Mitarbeitenden 1,7 Milliarden Umsatz (2003).
Globus war eine Brutstätte von Erfolgen, Misserfolgen, neuen Ideen – aber nie von Langeweile.  

Regula