Alex Sadkowsky

Der bekannte Multimedia-Künstler Alex Sadkowsky ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Er wohnte seit 1966 mit seiner Familie am Lindenhof. Schon sehr jung feierte man sein Talent. Zusammen mit Friedrich Kuhn war er Mitbegründer der «kleinen Zürcher Wahnwelt», einer lust- und kraftvollen Gegenbewegung zu den «Zürcher Konkreten», denen unter anderen Max Bill und Richard Paul Lohse angehörten. Ihr Lebensstil war der Bürgerlichkeit suspekt und sie liebten es, Happenings zu veranstalten, die manche Leute nicht verstanden. Er war ein Freigeist und bis ins hohe Alter ein höchst disziplinierter Schaffer eines riesigen bildnerischen Werks.
Malen ist ein sehr stiller Beruf. Wenn er in jüngeren Jahren von seinem Atelier an der Südstrasse ins Dorf zurückkam, konnte es vorkommen, dass er in der «Malatesta» Entspannung fand und überbordete. Es gab sehr seltene Nächte, wo er nach der Polizeistunde gleich die versammelte Runde mit nach Hause brachte, was von mir als Jugenlicher mit lautstarkem Protest quittiert wurde.
Mit dem Drehbuch und der Regie von Fredi M. Murer, ebenfalls in der Altstadt wohnhaft, entstand 1969 ein Künstlerporträt über ihn: «Sad*is*Fiction*». Nach seiner grossen Einzelausstellung 1993 im Kunsthaus wurde es 2014 anlässlich einer umfassenden Retrospektive im Helmhaus einem neuen Publikum vorgestellt und beeindruckte durch seine Zeitlosigkeit und Fantasie.
Er, der sich als Kosmopolit verstand, verreiste zeitlebens viel und über längere Zeiträume. Besonders Nordthailand hatte es ihm in den letzten 25 Jahren angetan. Er schrieb schon immer, aber dort entstanden viele Gedichte und literarische Arbeiten wie sein grosser, dreiteiliger Roman, der lobende Kritiken erhielt: «Die chinesische Wespe» (bilgerverlag).
Er war eine inspirierende Persönlichkeit, die Massstäbe setzte. Er beklagte sich in seinen letzten Jahren nie, dass sich die Kunstwelt verändert hatte. Möge das unvergleichliche Werk dieses wahren Künstlers der Öffentlichkeit erhalten bleiben und zukünftig auch ein junges Publikum begeistern. Adieu Alex. Es gäbe noch so viel zu erzählen.
Rahel Sadkowsky