Nahes Ende der Kita Frankengasse?

Die Tage der Kindertagesstätte an der Frankengasse sind gemäss den Plänen des Sozialdepartements gezählt. In einem Jahr soll diese Kita ins Artergut beim Kreuzplatz umgesiedelt werden. Dagegen regt sich Widerstand der betroffenen Eltern.

Im Frühjahr 2008 informierte das Amt für Soziale Einrichtungen und Betriebe des städtischen Sozialdepartements die betroffenen Eltern über die geplante Integration der Kita Frankengasse ins Kinderhaus Artergut im Kreis 7. Begründet wird diese Veränderung einerseits mit betriebswirtschaftlichen Überlegungen und andererseits mit den nicht optimalen Räumlichkeiten an der Frankengasse. Der Hauptgrund muss aber in den Kosten vermutet werden, denn die genannten Vorteile, wie Möglichkeiten für gruppenübergreifende Projekte, vermehrter pädagogischer Austausch, Gartenzugang für alle Kinder, bessere Nutzung der Räumlichkeiten und Ressourcen im Artergut, können die betroffenen Eltern nicht überzeugen.
Sicher sind diese Verbesserungen für das Artergut vorteilhaft und dienen der nötigen Begründung für den zu bewilligenden Kredit für den geplanten Ausbau im Artergut. Wir in der Altstadt aber verlieren die einzige städtische Kindertagesstätte im Quartier. Das können wir so nicht hinnehmen. Bereits hat der Elternverein Altstadt rechts der Limmat seine Bestürzung über die geplante Schliessung dem Sozialdepartement mitgeteilt und gleichzeitig darauf hingewiesen, dass er diesen Entscheid anfechten wird. Ebenfalls haben die Gemeinderäte Andrew Katumba (SP) und Gabriele Kisker (Grüne) eine schriftliche Anfrage eingereicht. Zentraler Punkt ist die Frage, wie sich eine allfällige Schliessung der einzigen städtischen Kindertagesstätte im Quartier mit dem Massnahmenplan für die familienergänzende Kinderbetreuung im Vorschulalter 2006 bis 2010 vereinbaren lässt, wonach die Anzahl Betreuungsplätze erheblich erhöht werden soll. Eine Erhöhung der Betreuungsplätze im «Ausland» auf Kosten eines Abbaus «zu Hause» können und wollen die Eltern der Altstadtkinder nicht akzeptieren und verweisen in ihrem Schreiben auf ein Zitat der bisher zuständigen Stadträtin Monika Stocker hin: «Jede Kinderphase, jede familiäre Situation, jedes Quartier braucht massgeschneiderte Lösungen.»

Wichtige Infrastruktur
Es stellt sich ebenfalls die Frage, wie die geplante Schliessung der Kita Frankengasse mit den Bestrebungen der Stadt nach mehr Wohnraum für Familien in der Altstadt zu vereinbaren ist. Die Liegenschaftenverwaltung der Stadt Zürich vermietet grössere Altstadtwohnungen fast ausschliesslich an Familien mit mehreren Kindern und kostengünstigeren Wohnraum auch vermehrt an alleinerziehende Eltern – ein Konzept, das sehr geschätzt wird. Um tatsächlich Familien in der Altstadt begrüssen und erhalten zu können, ist die Sicherstellung notwendiger Infrastrukturen unabdingbar. Können die zuständigen Stellen, welche die Streichung der einzigen städtischen Kindertagesstätte in der Altstadt anstreben, die Qualität einer Krippe im Quartier beurteilen? Können sie sich den Unterschied eines Spaziergangs an die Frankengasse verbunden mit Kontakt zur Bevölkerung und den Geschäftstreibenden gegenüber einer Fahrt zum Kreuzplatz vorstellen? Da konkurrieren finanzielle Aspekte und die Lebensqualität der betroffenen Familien.

Gute Verankerung
Dem Hinweis, dass die Räumlichkeiten an der Frankengasse keine optimalen Bedingungen für die Betreuung von Kindern bieten, ist Nachfolgendes entgegenzuhalten: Die Kita Frankengasse gibt es seit 1992. Sie bietet bis heute mit 10 Plätzen etwa 18 bis 22 Kindern eine Tagesbetreuung an. Das pädagogisch gut geschulte Personal erlaubt auch die Aufnahme von Kindern, die besondere Aufmerksamkeit benötigen, wie Kinder mit Entwicklungsrückständen oder Kinder, die aus schwierigen Familienverhältnissen stammen. Die Krippe ist tief im Quartier verankert. Dies ist sicher das Verdienst der ersten Krippenleiterin Yvonne Ursprung. Selbst mit ihrer Familie an der nahen Kirchgasse wohnhaft, hat sie es verstanden, die schönen und hellen Räume optimal zu nutzen und immer wieder den notwendigen «Auslauf» zu finden. Ihre ausgezeichneten Beziehungen zum «Karli» und anderen Institutionen tragen bis heute Früchte und bereichern die Betreuung der Kinder massgeblich. Die Kita Frankengasse hat keinen Garten und keinen Hof, dafür können sich die Kinder auf der nahen Trittliwiese austoben. Im Sommer haben sie einige Meter vom Haus entfernt im Klausenbrunnen ihr eigenes Schwimmbad gefunden. Die hervorragende Vernetzung im Quartier ermöglicht es den Kindern auch heute noch im Theatersaal des «Karli» zu turnen oder dort, zusammen mit Koch Mark in der grossen Küche gemeinsam zu backen.
Eltern und Kinder sind mit dem Angebot der Kita Frankengasse sehr zufrieden und wollen, dass die Kita Frankengasse auch weiterhin erhalten bleibt.

Christine Schmuki