Weisse Socken gegen Riesling…

Der ehemalige Geb Füs würde mit den Nachbarn liebend gern ein paar Dinge tauschen.

Lieber Stadtwanderer

Schön zu erfahren, dass wir beide wenigstens in militärischen Dingen mehr oder weniger auf derselben Schiene rollen. Dass du allerdings als Oblt aD (für in Wehrfragen Unbedarfte: Oberleutnant ausser Dienst) in Ueli Maurers Begabten-Reserve in Betracht gezogen gehörst, wage ich doch stark zu bezweifeln. Ich weiss, deine Talente sind deren einige, aber im Militärischen dürften sie kaum zu suchen sein, denn Oblt aD gibt es wie Sand am Meer – als Strandläufer und ehemaliger Geb Füs (FiWU: Gebirgs Füsilier) muss ich dies ja schliesslich wissen. Erschwerend ist hinzuzufügen, dass mit dem Rang eines Oblt kein Staat gemacht werden kann, früher nicht und heute wohl auch nicht, denn Oblt galten stets als etwas «abverheite» Hptm (FiWU: Hauptmann; Hauptmänner ist militärisch unkorrekt, das hiesse dann Hauptleute). Nichtsdestotrotz ist auch mir eine etwas verwirrte und lahmarschige Armee, die sich in milder Schlamperei übt, um ein Vielfaches ansprechender als eine von Ueli Maurers Ungnaden weltmeisterliche. Ich wage zu behaupten, dass dem Schmid Sämi solcherlei Spinnereien höchst fremd gewesen sind.
Ich will da den Schmid Sämi nicht übermässig in Schutz nehmen, der hat halt einfach hin und wieder etwas zu viel abgebissen, so dass er nicht mehr kauen konnte. Denn es ist doch unbestreitbar von grossem Vorteil, die Fehler, aus denen man lernen könnte, recht früh zu machen. Ha, manchmal ist es fast unmöglich, sich die Trivialfilosofie vom Leibe zu halten… Im Übrigen bin ich schon seit längerem der Meinung, dass wir das Veltlin, das du unlängst mit Gewalt erobern wolltest, viel schonender einfach gegen die Ostschweiz eintauschen sollten (die beiden Appenzell könnten wir meinetwegen behalten). Und wenn wir schon am Geschäften sind, tauschen wir doch auch gleich den Aargau gegen das Elsass. Atomkraftwerke gegen Baeckeoffe, weisse Socken gegen Riesling… Die Elsässer hätten wohl kaum etwas dagegen, das sind ja schliesslich halbe Landsleute von uns und mir im Fall extrem sympathisch. Oder wie findest du folgende Weisheit, die einst ein Elsässer Freund von sich gab: Berge von unten, Kirchen von aussen, Beizen von innen? Hab ich mir schwer zu Herzen genommen, mein lieber Stadtwanderer, wenngleich ich bisweilen einem anständigen Hoger bei Kaiserwetter nicht widerstehen kann. Nicht nur des Gipfeltrunkes wegen – aber hievon vielleicht ein andermal.
Mit landschaftsverschachernden Grüssen
dein Strandläufer