Kirchen im Gespräch

Am 18. März lud das Forum Soziokultur Kreis 1 zu einem Podiumsgespräch zum Thema Zukunft der Kirchen resp. «Innenstadt-Skyline wohin?» ins Zentrum Karl der Grosse.

Nach der Begrüssung durch Barbara Meyer und einer Einleitung durch Gabi Kisker moderierte Charles Weibel die sich zum lebhaften Austausch entwickelnde Podiumsdiskussion, an der sich das Publikum aktiv beteiligte. Eine Scheu, vor grossem Publikum zu sprechen, gab es nicht zu überwinden. Den etwa zehn «Offiziellen» sassen gleich viele Gäste gegenüber, sodass es ein recht familiärer Abend wurde.
Entwaffnend ehrlich oder auch provokativ waren einzelne Voten. Auf die Frage, was denn wäre, wenn es alle Altstadtkirchen plötzlich nicht mehr gäbe, antwortete Reto Müller, Pfarrer der Liebfrauenkirche: «Man würde nicht viel merken im Kreis 1.» Wobei die Liebfrauenkirche mehr in Richtung Kreis 6 orientiert ist. Alte Menschen würden nicht mehr besucht und betreut. Hanspeter Leiser von der Heilsarmee: «Schade, aber in ein oder zwei Jahren hätte man uns vergessen.» Dem entgegnete Elisabeth Gasser vom Gemeindedienst Liebfrauen, dass viele Leute durch die Maschen des Netzes fielen. Denn die Kirchen unterstützten auch viele niederschwellige Angebote. Erika Elsener vom Sozialdienst Grossmünster würde das Wegfallen der Diakonie bedauern. Grossmünsterpfarrer Christoph Sigrist sagte, dass vieles bestehen bliebe, die Gebäude, Beziehungsnetze etc. Doch das Vermitteln von Werten, die Gewissensarbeit, die würde fehlen. Daniel Lienhard, Präsident der Kirchgemeinde zu Predigern, würde ein Stadtbild ohne die Kirchen arm finden. Für Prisca Senn, Kirchenpflege Grossmünster, wäre das Wegfallen des Jugendtreffs, der Sonntagsschule schade, auch der Aktivitäten der Helferei. – In der Folge gaben die spärlich besuchten Gottesdienste zu reden, wobei die Kirchen mit Zentrumsfunktion von weit her aufgesucht werden, wie Reto Müller erklärte. Die Liebfrauenkirche fülle sich täglich mit Hunderten von Gläubigen, wovon nur wenige aus dem Quartier seien. – Die Kirchen müssten sich öffnen, wurde gefordert, anderen Nutzungen, auch Andersgläubigen, ohne zu einem Shopping-Center der Beliebigkeit zu verkommen. Offen für alle Menschen sollten die Kirchen sein, nicht für alles, präzisierte jemand seinen Wunsch an die Kirchen. Und ein Bedürfnis nach Spirituellem, nach sakralen Räumen, nach Stille und Einkehr, mit oder ohne Kerzenlicht, stellten alle fest.
Daniel Lienhard präsentierte seine Vorstellungen davon, wie sich die Kirchen in der Altstadt weiterentwickeln könnten, unter dem Titel «Was muss sich ändern, damit es bleibt, wie es ist?». Unter anderem wäre die Zusammenlegung der vier Kirchen in eine einzige Kirchgemeinde möglich, die aber noch immer vier Gremien hätte.
Solche und andere Gedanken sind es sicher wert, weiter gedacht zu werden. Es war eine spannende Diskussionsrunde.