Markt auf dem «Dorfplatz»

Für die Altstadt hat die Gemüsebrücke Dorfplatzcharakter. Hier trifft sich die Bevölkerung von beiderseits der Limmat. Was liegt näher, als der Brücke ihren Markt zurückzugeben?

Wer die Gemüsebrücke auf einem Stadtplan sucht, der sucht vergebens. Wer jemand nach der Gemüsebrücke fragt, erhält sogleich die richtige Antwort. Mit der Rathausbrücke verhält es sich in etwa umgekehrt.
Sechs Jahrhunderte lang wurde hier Markt abgehalten. Hartnäckig hält sich in der Bevölkerung der eingebürgerte Name. Der Volksmund ist beharrlich und lässt sich den Schnabel nicht verbieten. Dem soll nun gewissermassen Rechnung getragen werden.

Einmalig schöne Lage
«Es war ein lange gehegter Herzenswunsch von mir, dass hier am Samstag ein Frischmarkt stattfindet. Hier soll man sich treffen können und nach dem Marktbummel in einem der zahlreichen Lokale noch etwas zu sich nehmen.» Die das sagte, ist Stadträtin Esther Maurer, die sich diesen Wunsch nun erfüllt. Damit spricht sie bestimmt auch einem grossen Teil der Bevölkerung aus dem Herzen. Ein charmanter und verlockender Gedanke, an diesem einmaligen Ort wieder einen Markt abzuhalten! Dieser Tenor ist zu vernehmen, wenn man sich umhört. (Der Altstadt Kurier führt hier nebenbei erwähnt seit Jahren einen Tauschmarkt durch, verbunden mit Entrümpelungsgelegenheit. Dieses Jahr am 18. September, 10 bis 16 Uhr.)

Seit 1320 und ab 2004
Die erste Erwähnung eines Marktes auf der Brücke datiert um 1320. Auch in späteren Jahrhunderten wurde der Markt auf der «Unteren Brücke» immer wieder erwähnt. Im 19. und bis ins 20. Jahrhundert fand der Markt auf der Gemüsebrücke täglich ausser an Sonn- und Feiertagen statt. Die Umbenennung erfolgte übrigens im 20. Jahrhundert, Markt fand in gewisser Form bis zum Abriss der alten Brücke 1972 statt. Die heutigen Kioskaufbauten erinnern noch an diesen Umstand. – Jedenfalls: Am 25. September findet der Frischwarenmarkt vom Samstagmorgen erstmals (wieder) auf der Brücke statt. Die sechs Marktstände, die bisher am Limmatquai beim Central waren, ziehen hierher um. Bereits sind also schon Früchte, Gemüse, Blumen und Fische erhältlich. Damit der Markt auch eine schöne Marktatmosphäre ausstrahlt, soll das Angebot noch erweitert werden, zum Beispiel um einen Käsestand.
Natürlich hat der neue Standort auch Nachteile. Er ist weniger windgeschützt, zum Beispiel, und es gibt logistische Fragen zu klären. Und: die Strassenbenennungskommission wird möglicherweise irgendwann über die Bücher gehen müssen.

Elmar Melliger