Für eine lebendige und lebensfähige Altstadt

Der Präsident des Quartiervereins Zürich 1 rechts der Limmat berichtet in seinem Jahrebericht über das vergangene Vereinsjahr. Man hat sich mit allerlei Problemen befasst und auch die Geselligkeit gepflegt.

Bei einem Spaziergang durch die Altstadt mit dem Journalisten des Tagblattes konnte ich einiges über das Leben und die Veränderungen erzählen. Von bereits verstorbenen Dorf-Originalen, von einer verschwundenen Bäckerei und einem ehemaligen Käseladen, von einem Tabaklädeli, wo der Besitzer bis ins hohe Alter amtete und von alten Zürcher Lokalen, die Quartiertreffpunkte waren. Ich zeigte ihm ein Haus, das nach dem Umbau seit Jahren leer steht, und ging mit ihm an einem herausgeputzten Altstadthaus vorbei, welches nun mit teuren Appartements vermietet ist.

Drohende Einschnitte
Veränderungen sind immer wieder Schnittpunkte. Auch der Vorstand des Quartiervereins kann dies nicht stoppen. Ein Beispiel im letzten Jahr war die Ankündigung der Schliessung des Restaurants «Cantina», der wunderschönen «Tina-Bar» und des Pepito-Snacks. Dies war für viele ein Schock. Für diejenigen, die in der «Tina» ihren Stammtisch haben, für diejenigen, die die «Cantina» als Fasnachtslokal kennen oder für die Jungen, die das Orginial-Pepito mit scharfer Sauce lieben. Der Vorstand suchte das Gespräch mit dem Betreiber und dem Vermieter, doch die Interessen waren so unterschiedlich, dass (noch) keine Lösung gefunden werden konnte.
Auch das Wohnen und Arbeiten in der Altstadt ist ein Thema. Im letzten Jahr unterstützten wir die städtische Abstimmung «Für bezahlbare Wohnungen» und die Aktion des Quartiervereins Riesbach im Gemeinderat. Im Seefeldquartier hat bereits der Mittelstand grosse Mühe, eine bezahlbare Wohnung zu finden. In der Altstadt können wir von Glück reden, dass die Stadt mit ihren Liegenschaften noch die Verpflichtung für eine gute Durchmischung der Mieter wahrnimmt.

Lärm und Verkehr
Die neue Situation mit rauchfreien Lokalen und dem vermehrt davor schwatzenden Publikum war der Grund für einen Infoanlass. Die Arbeitsgruppe Lärm unter der Leitung von Charles Weibel organisierte einen gut besuchten Abend unter dem Titel «Schall und Rauch». Ein neues zentrales Thema ist die Ansammlung von zahlreichen Jugendlichen auf Plätzen – besonders an warmen Wochenenden – und der damit verbundene Lärm und Dreck. Auch an der Zähringerstrasse mit grösserem Aufkommen von Prostituierten ist der Lärm von jugendlichen Gaffern ein Übel. Nach einem persönlichen Gespräch mit dem Polizeivorstand, Stadtrat Daniel Leupi sind wir auch mit der Fachstelle SIP (Sicherheit, Intervention, Prävention) in Kontakt. Unsere Forderung: Die Stadt muss wirksame Massnahmen einleiten, sei es mit mehr Polizeikontrollen oder einer starken Präsenz der SIP. Die Fussgängerzone in der Altstadt funktioniert mehr oder weniger. Die Fussgänger haben Vortritt, doch das Zusammenwirken mit den Velofahrenden ist nicht immer ideal. Und das eigentliche Fahrverbot für Velos, ausgenommen auf den drei Velorouten durch die Altstadt, wird öfters nicht eingehalten. Das Thema kommt mit einem Vorschlag der Stadt wieder aufs Tapet. Das neue Konzept will das Velofahren überall innerhalb der Zone zulassen und spricht neu von Mischverkehr. Eine Fussgängerzone sieht für mich jedoch anders aus.

Geselligkeit
Die Kontakte zu den Lädelibesitzern, zu den Wirten, zu den Gewerblern und Handwerkern, das Pflegen des Netzwerks ist ein wichtiger Teil. Der Vorstand pflegt dies, initiiert und unterstützt Quartieranlässe. Die Generalversammlung im «Grünen Glas», mit immer spannenden musikalischen Gästen, ist unser Treffen im März. Das Eiertütschen am Ostermontag beim Rüdenplatz mit der Feuerwehrmusik Altstadt ist ein jährliches Muss. Das Quartierleben wird auch mit Traditionen gefördert; so ist das Frühlingsfest in der Barfussbar der Frauenbadi sowie das Neumarktfest ein fester Bestandteil. Diese Anlässe können wir nur mit Unterstützung von Quartierbewohnerinnen und -bewohnern machen. Speziellen Dank auch dem Team des GZ Altstadthaus für die tatkräftige Unterstützung der Quartieranlässe. Der QV-Ausflug am Knabenschiessenmontag gehört auch dazu. Das Lichterfest der Ladenbesitzer im November am Neumarkt, Rindermarkt, Froschau- und Brunngasse entwickelt sich zu einer Vorweihnachtstradition, die wir auch finanziell mittragen.
Die Mitglieder des Vorstandes beschäftigten sich in ihren monatlichen Sitzungen mit Anliegen von Mitgliedern, Medien und Behörden. Die bisherigen Vorstandsmitglieder, die alle ehrenamtlich mitmachen, stellen sich für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung. Die Suche nach Nachfolgerinnen und Nachfolgern für den Vorstand geht aber intensiv weiter. Wir suchen neue Gesichter!
Die Vereinskasse schliesst im letzten Jahr mit einem positiven Ergebnis ab, dank der grosszügigen Unterstützung durch die Stadt. Auch die Mitgliederzahl hat sich erfreulich gehalten und ist weiterhin sehr hoch. Der Start des Inserates «Dazugehören – Mitmachen» im Altstadt Kurier hat gewirkt.
Das Dankeschön im Namen des Vorstandes geht an alle, die sich im vergangenen Jahr für unser Quartierleben eingesetzt haben.

Martin Brogli, Präsident

GV 2011 des QV rdL
Die Generalversammlung des Quartiervereins Zürich 1 rechts der Limmat findet am Montag,
21. März, um 19 Uhr im Zunftsaal «Zum Grünen Glas», statt.
Gemäss unserer Tradition beginnen wir mit einem Apéro und in der Pause gibt es eine musikalische Überraschung. Interessierte sind herzlich willkommen.