Menu 1 mit Beilage
Ottilie sass jüngst im GZ Altstadthaus, wo die Altstadtbewohnerin Barbara Streiff und Bea Wetli (vom Buchbinderatelier an der Froschaugasse) zu ihrem ersten «excellenten Nachtessen» geladen hatten…
Das Duo war stundenlang am Herd gestanden, um sechzehn Gästen – mehr haben nicht Platz – für äusserst gnädige zwanzig Franken einen Dreigänger herbeizuzaubern. «Menu 1 mit Beilage» nennen die zwei Frauen den Abend, der künftig jeden zweiten Donnerstag im Monat wiederholt werden soll. Am Tisch beugten sich die Leute erfreut zum Salat, den brasilianischen Fleischspeisen und zum Dessert hinab. «Sauguet!» hörte man, und «Sehr guet!». Dabei habe sie noch gar nie brasilianisch gekocht, gestand Barbara Streiff. Die Frage, die alle umtrieb: Wo im Dörfli wohnst denn du? Am Predigerplatz, an der Steinbockgasse, an der Obmannamtsgasse, am Rüdenplatz, am Seilergraben und – an der Röntgenstrasse. «Aha, im Ausland!», kommentierte ein Niederdörfler trocken wie der Weisswein, und nahm einen tiefen Schluck, um den Schreck nieder zu trinken. «Am Rüdenplatz gibts doch dieses Eiertütschen, nicht?», fragte die Röntgenstrasse. «Ja», antwortete der Niederdörfler, «Zwänzgerle. Die vertätschten Eier sammeln wir ein und bringen sie in den Limmatclub und machen daraus Eiersalat.» – Vor dem Dessert stieg die Gesellschaft in den Keller, um der Gruppe Capoeira Luanda zuzugucken. Beim Capoeira, einem brasilianischen Kampftanz, zerwerfen die jungen gelenkigen Menschen Arme und Beine derart, dass die Füsse manchmal oben sind und die Hände unten und der Rumpf quer oder kopfüber. «Jetzt wissen wir wenigstens, warum Bea immer Muskelkater hat», baffte die Schoffelgasse. Bea Wetli trainiert nämlich mit den Capoeira-Leuten zweimal die Woche.