35. Eidg. Boule und Pétanque

Gemach, Sportsfreunde, zum Jammern besteht wenig Ursache. Auch wenn nie ein olympisches Feuer Zürichs Ozonwerte weiter erhöhen wird und keine Fussballspiele von europäischem Belang die Massen in nicht existierende Stadien locken werden, Zürich bleibt eine sportliche Macht.

Denken wir an den Silvesterlauf, das Leichtathletikmeeting oder Zürichs Marathon (worauf die Sportredaktion nächstes Jahr aus besonderem Anlass gerne zurückkommen wird). Und denken wir nicht zuletzt daran, dass Zürich seit Jahrzehnten eine Hochburg von internationalem Ruf in Sachen Pétanque ist! Über das grosse Turnier jeweils im Juli auf der Josefswiese mögen andere berichten, das Weltblatt vom Kreis 1 beschränkt sich einmal mehr auf das lokale Grossereignis vom Bettag auf dem Lindenhof. Nachdem die Sache letztes Jahr Ausmasse von beängstigender Grösse angenommen hatte und nicht wenige sich fragten, ob der Anlass in diesem Rahmen überhaupt noch durchzuführen sei, konnte heuer Entwarnung gegeben werden. 84 Mann- beziehungsweise Frauschaften kämpften unter der recht souveränen Leitung von Jürg Woodtli und seiner Gruppe um den langsam etwas havariert aussehenden Pokal. Gewonnen wurde das Turnier zum etwa sechsten Mal (die Akten sind diesbezüglich etwas lückenhaft) von Patrick Grüninger und seinem Partner Wolfgang Kleinbub, ihres Zeichens meisterliche Spieler vom Katzensee. Auf lokale MatadorInnen werden wir wohl weiter hoffen müssen, da leider weder Edith Fenner, noch Walter Zandel, noch etliche weitere vormalige SiegerInnen, die sich wacker am Spiel beteiligten, ihrer einstigen Grösse gerecht werden konnten. Auch weitere Beteiligte beklagten sich zum Teil bitterlich über ihre bescheidenen Leistungen mit den eisernen Kugeln. Das Wort vom «Sotto-mulino-Syndrom» machte mehrmals die Runde und auch kurzzeitiges Auswandern wurde in Betracht gezogen. Beim anschliessenden rauschigen Ball im Limmatclub, dessen zur Verfügungstellung hiermit herzlichst verdankt sei, beruhigten sich indessen die meisten Gemüter umgehend, was womöglich auf die Kurzlebigkeit sportlicher Rekorde schliessen lässt.
Abschliessend kommen wir nicht umhin, auf eine Besonderheit des diesjährigen Turniers hinzuweisen. Auch wenn die heurige Meisterschaft zum jubilierenden 35. Male ausgetragen wurde, begann am Bettag doch eine neue Ära, wurde doch erstmals eine offizielle Bewilligung erforderlich und löblicherweise auch erteilt. Möge der Mitbegründer und langjährige Präsident und Organisator des Lindenhof-Turniers, Etienne de Graffenried selig, den alles Amtliche zeitlebens äusserst befremdete, der neuen Leitung milde gesinnt sein.

Remy Roos