Der letzte der Gründer

Mit Peter Keck tritt jemand aus Herausgeberverein und Redaktionskommission zurück, der den Altstadt Kurier mitgegründet und seither engagiert mitgetragen hat. Der erste Präsident des Herausgebervereins hat den folgenden Beitrag verfasst.

Sens civique treibt ihn an. Er schaut hin, nicht zu. Zivilcourage zeichnet ihn aus. So kam er auch zum Altstadt Kurier. Als die damalige Präsidentin des Quartiervereins Zürich 1 rechts der Limmat, Anne-Marie Korn, den allgemeinen Unmut und das laute Murren über die lausige «Zürcher Altstadt» als Energie verstand, die ein echtes Quartierblatt hervorbringt, da konnte sie sich auf Peter Keck verlassen. Mit ihm tritt der letzte aus der Gründergeneration zurück, jene Leute, die das «Weltblatt für den Kreis 1» erfunden, gegründet, am Leben erhalten und zum Blühen gebracht haben.
Keck ist ein Bürger im besten Sinn. Er verkörpert das republikanische Milizprinzip. Eine Aufzählung seiner Ämter verdeutlicht das: Er war erster Schreiber der Stadtzunft, 18 Jahre Präsident des Rennweg-Quartier-Vereins, Präsident der Vereinigung Zürcher Spezialgeschäfte, Vizepräsident des Zürcher Yacht-Clubs und dort Regattenpräsident, Pflegschaftsvorsteher in einer Freimaurerloge und, das ist das Wichtigste: Er war 29 Jahre lang Vizepräsident des Herausgebervereins des Altstadt Kuriers. Er war massgeblich an den Aktionen beteiligt wie Motorabstellen vor dem Rotlicht, gegen das wilde Plakatieren, «In der Altstadt alle gleich schnell». Keck drückte sich nie.
Die Leser kennen ihn vom Kulinarium. 310 Beiträge hat er verfasst. Den Hundertsten feierte die Redaktionskommission in der «Kronenhalle», den Zweihundertsten im GZ Altstadthaus und den Dreihundertsten gar nienen. Immer hat er pünktlich abgeliefert, eine seltene Schreibertugend, die er von der legendären Journalistin Eva Maria Borer gelernt hatte. Da er nicht gerne allein isst, ass er zuerst mit Heidi Albonico, dann mit Herrn Amman und schliesslich mit Frau Lier. Am Anfang, so berichtet er, seien die Wirte skeptisch gewesen. Später sagten sie: «Chömetsi ruhig» und heute rufen sie an und fragen, wann er wieder vorbeischaue. Er hat die Runde aller Beizen gemacht im Quartier. Er war bei den Jubiläen dabei, 10 und 20 Jahre «Blockhus» zum Beispiel oder der 10., 20. und 30. Geburtstag der «Catalana». Er hat zugesehen, wie Ketten (Candrian, Commercio, Bindella) an Bedeutung gewannen und selbständige Wirte seltener wurden. Die Patrons mussten den leitenden Angestellten weichen. Keck musste sich 29 Jahre lang über die zu hohen Weinpreise ärgern und hat die Behauptung «marktfrisch» zu relativieren gelernt. Er zählt die Verluste: Unter anderem die Traiteure Bianchi und Seiler, Chäs Hebeisen, Müdespacher, der Karli-Beck und, erlaubt sich der Berichterstatter beizufügen, die «Malatesta».
Bevor Keck zum Gastroschreiber wurde, war er Wetterfrosch, seine erste Kolumne hiess «Das Wetter im Kreis 1».
Aufgewachsen ist er im Hegibach, seine Familienjahre verbrachte er in Höngg, dann wohnte er am Stadelhofen und heute am Predigerplatz. Alle kennen den Namen Keck, genauer Knopf-Keck, das 1902 gegründete Merceriegeschäft an der Oetenbachgasse führte er 49 Jahre lang. Warum nicht 50? Weil er so das Jubiläum umgehen konnte. Bevor er selbständiger Geschäftsmann wurde, machte er eine halbe Kochlehre, besuchte den Vorkurs der Kunstgewerbeschule, wollte zur See und machte eine ganze Banklehre. Jede dieser Ausbildungen haben ihm etwas gebracht: Er ist ein hervorragender Koch, selbst in der winzigen Junggesellenküche, die er in seiner Absteige an der Augustinergasse hat. Er ist ein begabter Aquarellist und ein begeisterter Segler.
Den Altstadt Kurier gibt es seit dem 15. Mai 1984! Dass es ihn noch gibt, daran hat Peter Keck einen wesentlichen Anteil. Geduldig und hartnäckig, nie laut, aber mit klarer Meinung war er der Doyen in der Redaktionskommission. Sein Urteil gab den Ausschlag, seine Hintergrundarbeit war die Stütze, seine Beziehungen waren das Sicherheitsnetz der Zeitung. Keck war der Aussen-
minister des Blattes.
Er tritt nun zurück, will es ruhiger nehmen, malen, kochen, lesen – und ab und zu vielleicht etwas schreiben für sein geliebtes «Weltblatt für den Kreis 1».
Der Dank aller Leser und Schreiber wird ihn begleiten.

Benedikt Loderer