Fast alles Gold, was glänzt

Der letzte Werkstattbesuch mit dem GZ Altstadthaus führte zu Yves Betschmann, der den Gästen sein Metier als Goldschmied näher brachte.

«Ein Rotgoldring ist mit Kupfer, ein Gelbgoldring mit Silber und Kupfer. Italienisches Rotgold ist röter…» Der Goldschmied Yves Betschmann zieht seine Gäste sofort in seinen Bann. Die Frauen sind in der Überzahl und wollen so manches aus der Welt von Gold und Schmuck genauer wissen, sodass der Gastgeber kurz Atem holt und weiterfährt:
«Im Weissgold hats Palladium, früher war das Nickel, das heute verboten ist, weil es Allergien auslösen kann.» Zur Verarbeitung als Schmuck nimmt man kein reines Gold, weil das zu weich ist, sondern wählt eine Legierung, meist 18 Karat statt 24 Karat.
Das Goldschmieden ist ein Kunsthandwerk, ein Künstler ist Yves Betschmann auch sprachlich, wenn er sagt: «Zwei zu verbindende Bleche muss man mit der Flamme des Brenners wie mit einem Pinsel umschmeicheln…» Zuerst erfolgt, erklärt er, das Ansägen des Werkstücks, um zu der Grundstruktur zu gelangen, dann kommt die Feile zum Einsatz und schliesslich die Flamme. Oder man fertigt ein Wachsmodell an und schickt es ein, zum Giessen.

Gemmologie
Ein Goldschmied hat übrigens sein persönliches Werkzeug, das er mitbringt, wenn er eine Stelle antritt. Betschmann wechselt das Thema und spricht von Steinen, Edelsteinen, denn er ist auch gelernter Gemmologe, also Edelsteinfachmann. Und er zeigt einige Stücke, Quarz, Smaragd, Turmalin, Sternsaphir. Die zehn Personen, die sich hier versammelt haben, rücken noch etwas näher zum Tisch. Ein Witzbold ruft: «Keiner verlässt den Raum!» Betschmann erläutert die verschiedenen Schliffe, Einschlüsse, Bearbeitungsmethoden etc.
«Ah!», sagen die Gäste, und: «Oh!» Yves Betschmann zeigt drei Diamanten, einen weissen, einen gelben und einen schwarzen.
Er hat übrigens seine Sicherheitsvorkehrungen optimiert, seit bei ihm eingebrochen worden ist. Und mit Humor auf den Einbruch reagiert: Auf der provisorisch mit Sicherheitsglas verschlossenen eingeschlagenen Schaufensterscheibe hat er damals auf seine regulären Ladenöffnungszeiten hingewiesen.
Yves Betschmann (34) hat sich nach seiner vierjährigen Lehre ein Jahr lang zum Gemmologen weitergebildet und danach die Meisterprüfung als Goldschmied gemacht.

Angefangen im Schlafzimmer
Mit 21 hat er im Schlafzimmer für Berufskollegen gearbeitet, danach ein Atelier im Hürlimann-Areal gemietet und Aufträge für Geschäfte an der Bahnhofstrasse ausgeführt. Schliesslich konnte er sein Geschäft an der Ecke Brunngasse/Froschaugasse eröffnen. Das war vor fünf Jahren. Er arbeitet etwa je zur Hälfte für Juweliere und für eigene Kundinnen und Kunden.
Die Gespräche gehen bei einem Glas Wein munter weiter und die Gäste lassen sich mit Apérohäppchen verwöhnen. Und weil bei Betschmann fast alles Gold ist, was glänzt, sind die Brownies mit echtem Blattgold überzogen.

Elmar Melliger