Gedenktafel für Sigi Schär

Ein leidenschaftlicher NZZ-Lokaljournalist, Bewohner, Kenner und Liebhaber der Zürcher Altstadt insbesondere rechts der Limmat, ist nicht mehr unter uns.


Sigi Schär ist kurz nach dem Tode seiner Frau, der SP-Politikerin Johanna Tremp, seinerseits abgetreten und am 4. Juli auf dem Friedhof Fluntern beigesetzt worden.
Mit Träumen von Literatur, Kunst, Jazz, Theater und Schauspielerei war der gescheiterte Solothurner Mittelschüler und Absolvent einer staatlichen Verwaltungslehre in Balsthal als neugieriger Bursche in den frühen Sechzigerjahren in die Stadt seiner Sehnsüchte, nach Zürich aus-, besser, in Zürich eingewandert. Hier schlug er seine Wurzeln. Hier half er schon bald im Hechtplatz-Theater. Und er kümmerte er sich später um das Theater am Neumarkt, dessen Verwaltungsratspräsident er zu Zeiten von Volker Hesse war. In Zürich bürgerte er sich ein. Und hierher zog es ihn fraglos zurück, auch wenn er in andern Weltteilen als Sendbote des damaligen Verkehrsvereins das Alphorn für die Kongressstadt an der Limmat blies.
Seine Erfahrung im hiesigen Tourismus, aber auch ein Gastspiel in der Präsidialabteilung brachten ihn 1978 in die Stadtredaktion der NZZ. Hier fand er sich mit seiner Schreibbegabung, seinem leicht schelmischen Witz, seiner vom Solothurner Bürger-Freisinn geprägten politischen Intelligenz und mit seinem persönlichen Charme unter vorwiegend akademisch geprägten Kollegen rasch zurecht. Seine Berichte und Porträts waren lebendig und farbig, seine Kommentare knapp und prägnant, niemals steif.
Dabei agierte er als Journalist, zuletzt auch als Leiter der Zürich-Redaktion, weit weg von Parteibüffelei. Er war ein Mann des vertrauensvollen Gesprächs, des fairen, dem gemeinsamen Wohl dienenden Umgangs mit Hintergrundinformationen und des unabhängigen journalistischen Urteils. Dieses konnte, auch gegenüber Freisinnigen, zuweilen hart ausfallen. Seine Art der Auseinandersetzung war, wo nötig, die der kämpferischen politischen Aufklärung. Stadträtin Ursula Koch («Zürich ist gebaut») hat für ihren elitären, exklusiven Steuerungsanspruch bei Architektur- und Stadtentwicklungsfragen zuweilen ätzende Kritik abbekommen. Diese blieb erträglich und wirksam, weil Sigi Schär immer auch guten Humor und verschmitztes Lachen mit sich führte.

Hugo Bütler