In ländlicher Idylle

Für einmal besteigen die Mitglieder an ihrem traditionellen Herbstausflug des Quartiervereins Zürich 1 rechts der Limmat am Knabenschiessen-Montag nicht beim Rössli-Brunnen den Reisecar, sondern beim Bahnhof Wiedikon das Postauto.

Dieses bringt sie nach halbstündiger Fahrt direkt ans Ziel des Ausflugs, zur Aumüli in Stallikon in der Nähe des Türlersees nämlich. Dort werden die Ausflügler in ländlicher Idylle von Alphorn-Tönen empfangen.

Spannende Führung
Fredi Hofmann begrüsst die 28 Gäste und führt sie zusammen mit Anton Amrein durch die Anlage der Aumüli, die aus mehreren Gebäuden besteht. Die Mühle wurde in einer Urkunde von 1328 erstmals erwähnt, ist aber um einiges älter. Sie mahlte Getreide noch bis Ende des 19. Jahrhunderts und stellte dann ihren Betrieb ein.
Die Stiftung Pro Aumüli konnte 1999 die Mühle von der Besitzerfamilie Weyermann kaufen und instand stellen. Die Mühle kann heute wieder Korn mahlen, zu Demonstrationszwecken. Die Stiftung veranstaltet jeweils einmal jährlich den Mühletag und unter dem Jahr auch Führungen wie diese. Die Mitglieder des Quartiervereins konnten die durch ein Wasserrad angetriebene Mühle in Aktion sehen und erhielten fachmännische Erklärungen dazu.
Im Gebäude daneben ist eine ebenfalls mit einem Wasserrad betriebene Sägerei, die bis in die 1950er-Jahre noch in Betrieb war – und wieder funktionstüchtig gemacht wurde.
Hinter der Mühle lagern einige Mühlesteine. Neben dem üblichen Granitstein befindet sich hier auch ein Champagnerstein, der zum Mahlen besonders gut geeignet ist. Er besteht aus mit Metallreifen zusammengehaltenen Teilstücken, einem Gestein, das nur in der Champagne vorkommt. Ein Mühlestein hat die Lebensdauer eines Müllerlebens, ein Wasserrad überdauert fünfzig Jahre, wie die Gäste erfahren. Im Waschhaus wird jeweils am Mühletag der Zwetschgenschnaps gebrannt, der heute auch gekauft werden kann.
Alice Weyermann gibt im Obergeschoss der Mühle eine Kostprobe ihres Könnens: hier steht ein Webstuhl, mit dem sie unter anderem Waffeltücher webt, von denen einige neuerdings in Altstadthaushalten im Einsatz sein dürften.
Nach der spannenden Führung hat sich ein Zvierihunger und Durst eingestellt, es ist sommerlich warm. Vor dem Haus an der Sonne, es gibt auch einige Schattenplätze, ist an langen Tischen aufgedeckt worden, von unsichtbarer Hand.

Die Gäste werden verwöhnt
Am Grill stehen zwei Männer, die nun allerlei saftige Fleischstücke und Würste anzubieten haben, am Buffet gibt es diverse Salate. So wird aus dem erwarteten Zvieriplättli eine veritable Mahlzeit. Und wie man so richtig satt und zufrieden ist, ertönt der Ruf, das Dessert-Buffet sei nun bereit. Und in zahlreichen Platten und Schüsseln locken Köstlichkeiten wie Mousse au Chocolat, eine leckere Süssmost-Crème, selbstgebackener Kuchen und anderes mehr.
Dahinter, von der Führung bis zum Dessert, steckt viel Können und grosses Engagement, die hier Mitwirkenden sind allesamt Freiwillige, die sich für die Mühle einsetzen.
Der jährliche Ausflug des Quartiervereins ist immer wieder ein schönes geselliges Ereignis, und man lernt dabei erst noch etwas Neues kennen. Und dieses Mal, so war man sich einig, war es besonders schön.

Elmar Melliger