Zu Land und zu Wasser
Wie im Vorjahr setzte der Vorstand des QV Zürich 1 rechts der Limmat auch diesmal auf öffentliche Verkehrsmittel, als das Programm für den traditionellen Herbstausflug bekannt war. Das Ziel war gut zu erreichen und so konnte auf einen Reisebus verzichtet werden.
Am Knabenschiessenmontag, dem 14. September, versammeln sich am frühen Nachmittag 28 Vereinsmitglieder auf dem Hauptbahnhof, um mit der Bahn nach Horgen zu fahren. Dort stehen zwei Besichtigungen zur Auswahl. Entweder man besucht das Agentenhaus oder das Ortsmuseum, beides zusammen liegt zeitlich nicht drin. – Nach kurzem Spaziergang zweigt die eine Hälfte der Ausflügler ab zum Ortsmuseum, das in einem markanten Gebäude am See eingerichtet ist und neben einer Dauerausstellung immer wieder auch Wechselausstellungen zeigt.
Die andere Hälfte geht noch ein paar Schritte weiter zum «Agentenhaus» – was ja doch spannender klingt, oder nicht? Dabei handelt es sich um eines der schönsten Riegelhäuser am See, errichtet um 1730, in dem der Arzt Emil Kern ab Mitte des vergangenen Jahrhunderts eine Art Wohnmuseum einrichtete, als Beispiel gehobener Wohnkultur im 18. Jahrhundert. Er selbst bewohnte dieses Haus und schenkte es 1998 der Stiftung des Zürcher Heimatschutzes, seit 2000 wird es museal genutzt. Neben den mit antikem Mobiliar ausgestatteten Räumen in den unteren Etagen gibt es im obersten Geschoss eine Sammlung von Zürcher Porzellan zu sehen, der bedeutendsten übrigens neben derjenigen im Zunfthaus zur Meisen. Emil Kern, der im letzten Dezember im Alter von hundert Jahren gestorben ist, hat diese Sammlung aufgebaut. Die Exponate stammen aus der Porzellanmanufaktur in Kilchberg, die von 1763 bis 1790 existierte.
Der Name «Agentenhaus» hat enttäuschenderweise nichts mit James Bond zu tun: «Agent national» war in der Helvetischen Republik Ende des 18. Jahrhunderts die Bezeichnung für den Gemeindevorsteher, wie Albert Jörger während der interessanten Führung durch das Haus erklärt.
Anderthalb Stunden später treffen sich die beiden Gruppen auf dem Bahnhof. Zufriedene Gesichter auch bei den Besucherinnen und Besuchern des Ortsmuseums: Das dort Gebotene geht dem Hörensagen nach weit über das Präsentieren von ein paar alten Heugabeln hinaus. Ja, zweiteilen sollte man sich manchmal können.
Eine kurze Zugfahrt bringt die Schar nach Au. Die ellenlange Treppe führt den Rebberg hoch zum Landgasthof «Halbinsel Au», wo ein Zvieriplättli serviert wird.
Wie sich die muntere Gruppe schliesslich hinunter zum Schiffsteg begibt, fallen erste dicke Tropfen. Das Schiff legt an und kaum sind die Passagiere an Bord, giesst es in Strömen, begleitet von stürmischem Wind und hohen Wellen. Man kann froh sein, auf einem stattlichen Schiff und nicht auf einem der kleinen Segelboote zu sein, die nun das Ufer ansteuern. – Eine Stunde später können die Ausflügler am Bürkliplatz das Schiff trocken verlassen, die Wolken haben sich verzogen.
Das passt ja sehr schön zu diesem gelungenen Ausflug, fast als gehörte es zum Programm.
Elmar Melliger