Lebhafte Quartierversammlung

Die 124. Generalversammlung des Quartiervereins Zürich 1 rechts der Limmat war wie gewohnt abwechslungsreich, mit vielen Wortmeldungen aus dem Plenum.

Nach dem einführenden Apéro konnte der Präsident Peter Rothenhäusler am 21. März um 19.30 Uhr genau 100 Mitglieder begrüssen sowie rund 30 weitere Personen, womit einmal mehr der Zunftsaal im «Grünen Glas» voll besetzt war.
Ergänzend zum bereits in der Februarausgabe des Altstadt Kuriers abgedruckten Jahresbericht gab zunächst vor allem das Thema Barrieren zu ­reden. Der Präsident bemängelte das Vorgehen der Stadt, die auf über dreissig Briefe von Anwohnenden und Gesprächsangebote seitens des Quartiervereins nur unbefriedigend reagiert hat. Die Quartierbevölkerung hat mit Verärgerung auf den sechsmonatigen Versuch mit den abmontierten Barrieren reagiert. Autos fahren seither ungehindert in die Nachtfahrverbotszone. Jemand fragte, weshalb man in Zürich die Zufahrt nicht mit versenkbaren Pollern regeln könne, «etwas, das sogar in Bologna funktioniert».
Der Quartierverein hat sich an der letzten GV dafür ausgesprochen, die Bewilligung für den 24-Stunden-Shop an der Niederdorfstrasse anzufechten. Hier konnte in einem Vergleich eine Verkürzung der Öffnungszeit erzielt werden. Die Auswirkungen des Nachtlebens auf die Anwohnenden sind ja ohnehin schon beträchtlich. Rothenhäusler: «Ausgehen soll man können, aber wir wollen hier keinen ‹Ballermann›!» Die GV hat mit wenigen Gegenstimmen die Übernahme der Kosten des Rechtsverfahrens in der Höhe von 7064 Franken beschlossen.
Es gab aber auch Erfreulicheres zu berichten: So hat der QV neuerdings Platz für sein Archiv, in einer Mansarde an der Mühlegasse. Dies wird auch die neue Adresse des QVs sein, wenn die Fraumünsterpost im Herbst geschlossen und die Postfachanlage aufgehoben wird.
Der QV hat den Verein Kindermittagstisch mit 2000 Franken unterstützt.
Und «richtig toll», so der Präsident, war die Rettung des Kiosks am Neumarkt. Der QV hat zusammen mit dem Altstadt Kurier «in einer Nacht- und Nebelaktion» eine Petition lanciert und in Gesprächen mit den Hauseigentümern schliesslich die Weiterführung des Kiosks erreicht.

Jahresrechnung und Wahlen
Der Kassier Martin Bischoff präsentierte die ­Jahresrechnung, die aufgrund der oben erwähnten Kosten für das Rechtsverfahren mit einem Verlust von Fr. 6861.50 abschloss. ­Somit bleibt dem Verein noch ein Vermögen von Fr. 81 469.38.
Die Buchhaltung des Neumarktfests weist einen Kontostand von rund 16 000 Franken auf. Der Antrag des Vorstands, das Konto umzubenennen in «Festkonto», auf dem dann auch das Frühlingsfest abgewickelt wird, wurde mit einer Gegenstimme angenommen.
Neu in den Vorstand gewählt wurde Jacqueline Wild. Sie hat bereits ein Jahr aktiv mitgewirkt und sich gut in den Vorstand integriert. Als zweite Revisorin (neben Rolf Landolt) wurde das frühere Vorstandsmitglied Katharina Nicca gewählt, als «Suppleantin» (Reserve) Margrit Tappolet.

Ehrenmitglied
Michael Schädelin, der mit seiner Frau Susanne Keller aus dem Quartier wegzieht, wollte in aller Bescheidenheit aus dem Verein austreten. Doch daraus wird nun nichts. Michael Schädelin war etwa zehn Jahre im Vorstand, hat bis 2011 dreizehn Jahre als Präsident des Herausgebervereins Altstadt Kurier gewirkt, hat die Website www.zuerich1.ch konzipiert und den Index Zürich 1 mit auf die Beine gestellt und einiges mehr für das Quartier in ehrenamtlicher Arbeit geleistet. Man kann wohl behaupten, dass es ohne sein Engagement das Altstadthaus in der heutigen Form nicht mehr gäbe. Michael Schädelin wurde mit lang anhaltendem Applaus zum Ehrenmitglied gewählt.

Weiteres
Vor der kurzen Pause trat zur Unterhaltung Lisbeth Rüegg (mit Hütchen in Rot) auf, die aus ihrem langjäh­rigen Leben in der Altstadt witzige ­Anekdoten zum Besten gab und für viele Lacher und begeisterten Applaus sorgte.
Michael Ultsch von Entsorgung + Recycling Zürich präsentierte den Anwesenden allerlei Interessantes aus seinem Tätigkeitsgebiet. Etwa, dass 220 Leute für die Reinigung der Strassen der Region Süd (Kreise 1, 2, 7 und 8) besorgt sind und dass die Länge der zu reinigenden Strassen zweimal pro Woche der Strecke Zürich – Palermo entspricht. Man wolle den Dialog mit der Bevölkerung suchen und auf deren Anliegen gern eingehen. So sei es gekommen, dass man morgens nicht zu früh in die ­engen Altstadtgassen fahre mit den lärmigen Reinigungsmaschinen. Für das Züri-Fäscht, das dieses Jahr grösser denn je daherkommt (17 Prozent grösseres Festgelände), plädierte er für Verständnis, wenn man früher als gewohnt mit der Reinigung beginne. Man werde auch möglichst rasch die Strassen waschen, um Geruchsimmissionen zu beseitigen. Dies führte denn auch zu einigen Wortmeldungen, die unzureichende Zahl von Toiletten betreffend.
Als Präsidentin des Trägervereins Altstadthaus berichtete Ulla Grob kurz über das erfolgreiche Jahr 2015. Es sei sehr gute Arbeit geleistet worden und die Finanzen seien solid.
Charles Weibel vom Vorstand berichtete als Verantwortlicher für das Ressort «Lärm und Sicherheit» über das von der Stadt initiierte Projekt «Toolbox». Eine «tripartite» Projektgruppe (in welcher Verwaltung, Nachtclubs und Bewohner vertreten sind und in der er zusammen mit einer anderen Person die Interessen der Bewohner vertritt), erarbeitet unter dem Motto «Nachtleben und Nachbarschaft» ­eine Website, auf der man künftig ein umfassendes Informationsangebot findet betreffend Nachtlärm etc. sowie den Umgang mit Konflikten.
Schliesslich galt es über den Antrag abzustimmen, die «Gartengruppe» neu als Arbeitsgruppe des QVs wirken zu lassen. Nach einigem Hin und Her wurde der Antrag mit wenigen Gegenstimmen angenommen.
Nach einer Reihe weiterer Wortmeldungen konnte der Präsident die lebhafte GV um 22 Uhr schliessen.

Elmar Melliger