Quartierfest Plus...

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Der Quartierverein Zürich 1 rechts der Limmat feierte sein 125-jähriges Bestehen mit einem angereicherten Quartierfest, dem Neumarktfest plus. Pluspunkte waren unter anderem zwei Diskussionsveranstaltungen, der Auftritt der Gruppe «Les Sauterelles» sowie am Sonntag ein Quartierbrunch mit Festakt und Musik.

Das Kinderprogramm ist buchstäblich ins Wasser gefallen. Am Samstagnachmittag, 25. August, ist es kalt und es schifft, um es mal so zu sagen. Deshalb lassen sich am Neumarkt nur wenige Kinder blicken. Wer dennoch kommt, hat Spass. So haben sich elf «Ehemalige» des Kinderprogramms, junge Erwachsene von bald dreissig Jahren und teils selber schon Eltern, darauf eingelassen, die Kinder an den Ständen zu unterstützen. Sie tun das mit viel Enthusiasmus und wohl auch mit nostalgischen Gefühlen. Vor Jahren haben sie hier selbstgebackene Guezli verkauft oder ein Geschicklichkeitsspiel angeboten. Um die dreissig Kinder mögen es sein, die im Lauf des Nachmittags am Neumarkt auftauchen.

Gesprächsveranstaltungen
Um halb fünf startet im Foyer des Theaters Neumarkt eine Gesprächsveranstaltung, moderiert von Charles Weibel. Zum Thema «Früher in der Altstadt» erzählen Hans Imholz, Friedli Meier und Silvia Hüsler von ihrer Kindheit in der Altstadt, die etliche Jahrzehnte zurückliegt. Man erfährt neben viel Persönlichem beispielsweise, dass ein Pfund Brot damals 31 Rappen kostete. Oder dass im Sommer für die Eisschränke der Restaurants mit Pferd und Wagen 30-Kilo-Eisblöcke angeliefert wurden, die im Winter aus der dicken Eisschicht des Katzensees gesägt worden waren.
Gleich anschliessend geht es weiter mit einer Diskussionsrunde über die zukünftige Entwicklung der Altstadt. Den Fragen von Daniel Bürgisser stellen sich Benedikt Loderer, Stadtwanderer, Barbara Wick, Verein «Quartier im 1» und Claus Reuschenbach von der städtischen Liegenschaftenverwaltung. Dabei geht es um das Thema Gentrifizierung, die Rolle der Stadt als Vermieterin, überhand nehmende Vorschriften, zu erwartende Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur etc. Rund siebzig Personen verfolgen auch diese zweite Diskussionsveranstaltung im Foyer des Theaters.

Tolles Musikprogramm
Unterdessen, es ist halb sieben, haben die Stände auf dem Neumarkt den Betrieb aufgenommen. Man kann sich verpflegen mit Grilladen, Salaten, Risotto, Getränken vom Buffet oder an der Cüpli-Bar, es gibt Kaffee und Kuchen, und allmählich haben auch die fleissigen Leute am Geschirrabwaschstand alle Hände voll zu tun.
Weil das kühle Regenwetter nicht überraschend kam und man sich entsprechend anziehen kann, kommen dennoch immer mehr Quartierbewohner/innen an den Neumarkt, wo die Tische und Bänke mit Partyzelten überdeckt worden sind. Sodass man trocken bleibt, wenn nun die Gruppe «The Cordon Blues Band» spielt, mit Heinz Hofer, dem Coiffeur vom Neumarkt, am Schlagzeug.
Der Höhepunkt des Abends ist der Auftritt der Gruppe «Les Sauterelles». Die Kultband um Toni Vescoli existiert seit sage und schreibe 56 Jahren! Drummer ist der Quartierbewohner Düde Dürst. Die legendäre Gruppe zieht ihr Publikum von den ersten Tönen an in ihren Bann und lässt es nicht mehr los. Sie spielen unter anderem Beatles-Songs, aber auch viele eigene Stücke. Ein Riesenhit ist dieses Konzert, da sind sich wohl alle einig.
Zuletzt spielen die «Sixpack-Stompers» gekonnt Jazz und Dixie. – Um 1 Uhr, es hat nochmals merklich abgekühlt, halten sich nicht mehr allzu viele Leute am Neumarkt auf, wo das Fest eine Stunde später ausklingt.
Herzlichen Dank allen Beteiligten vom OK, dem Team des Altstadthauses, den vielen Helferinnen und Helfern für ihr Engagement! Es ist wieder ein tolles Fest geworden!

Elmar Melliger

 

Quartierbrunch mit Festakt
Am Sonntagmorgen, 26. August, beginnt um halb elf der Quartierbrunch, für den alle QV-Mitglieder einen Gutschein erhalten haben. So lässt man sich nieder und geniesst den vom Restaurant «Kantorei» vorbereiteten Brunch – begleitet durch den Quartierbewohner Jürg Bosshart, der mit seinem Schwyzerörgeli umhergeht.  Um 11.30 Uhr, nach einem musikalischen Auftakt der Feuerwehrmusik Altstadt, kann der QV-Präsident Peter Rothenhäusler eine stattliche Anzahl Gäste begrüssen. Über 150 Personen haben sich an diesem strahlend schönen Morgen eingefunden, zur Feier des 125-Jahr-Jubiläums.
Als Hauptredner tritt Stadtrat Daniel Leupi auf, der zum Jubiläum gratuliert und sagt, er sei immer sehr gern in der Altstadt. Als Vorsteher des Finanzdepartements, dem auch die Liegenschaftenverwaltung angehört, sei er auch beruflich mit der Altstadt verbunden, sind hier doch etwa ein Viertel aller Wohnungen in städtischen Liegenschaften. Die Stadt leiste einen wichtigen Beitrag an die Vielfalt und soziale Durchmischung in der Altstadt. Der Quartierverein wiederum engagiere sich für eine gute Lebensqualität im Quartier.
Schliesslich tritt Michael Schädelin ans Mikrofon, der in seiner Rede zunächst auf einige statistische Grundlagen zu sprechen kommt: Er führt vor Augen, dass die Bewohner gegenüber den hier Arbeitenden in der Minderzahl sind, dass es auf dreizehn Bewohner einen Gastrobetrieb gibt – und so fort. Und er zieht den Vergleich zum Gallierdorf, das umzingelt ist von den Römern. Sodann sieht er einen Bürgersinn vonnöten und fordert, man müsse sich einmischen, sich wehren betreffend Verkehr, Wohnen, sich einsetzen für gute Bedingungen für das Gewerbe etc. Und wie die Gallier bei den Römern brauche man einen starken Zaubertrank. Einen starken QV, aber auch junge Leute, die sich engagieren.
Etwas später tritt in leicht abgewandelter Formation der Altstadtchor auf, der einige Lieder singt und schliesslich begleitet durch die Feuerwehrmusik «Ich han en Schatz am schöne Zürisee» vorträgt, dem ein stürmischer Applaus folgt. Die Feuerwehrmusik spielt noch zwei weitere Stücke und gegen 14 Uhr klingt der Quartierbrunch und somit die Jubiläumsfeier so langsam aus.

EM