Zähringerplatz: Wie weiter?

Der Zähringerplatz dient seit vielen Jahren als Zufahrt und Parkplatz. Seit fast ebenso vielen Jahren gibt es immer wieder Bestrebungen, das zu ändern. Am Samstag, 1. September, hatte eine Veranstaltung auf dem Platz das Ziel, diesbezüglich Lösungsansätze zu erarbeiten.
Bei widrigen Bedingungen – Regen und 13 Grad kalt – versammelten sich rund dreissig Personen auf dem zu diesem Zweck autofrei gemachten Zähringerplatz, um von 13 bis 16 Uhr an der Zukunft des Platzes zu arbeiten. Von SP-Leuten initiiert und organisiert und unter dem Patronat des Quartiervereins Zürich 1 rechts der Limmat stehend, stiess die Veranstaltung auf reges Interesse. Zu Beginn zeigte die Kunsthistorikerin Christina Horisberger einen von ihr produzierten Film zur Geschichte des Platzes, der die verschiedenen Bemühungen aufzeigte, den Parkplatz anderswie zu nutzen: seit über vierzig Jahren ist dies ein Thema! Und seit 2014 ist ein entsprechendes Postulat der Grünen hängig, das die Umnutzung von Zürichs «lauschigstem Parkplatz» fordert.
Esther Arnet, Direktorin der Dienstabteilung Verkehr, informierte aus Sicht der Stadt. Sie wies auf den Historischen Kompromiss hin, der es erschwert, die 32 Parkplätze aufzuheben, denn diese müssten anderswo kompensiert werden und gegenwärtig ist kein neues Parkhaus in Planung.
Unter der Leitung von Roman Dellsperger wurden Voten der Anwesenden gesammelt. Rasch wurde klar, dass die Aufhebung der Parkplätze ohne flankierende Massnahmen bei den Anwohnenden nicht goutiert würde, die eine Zunahme nächtlichen Lärms befürchten. Und dass das Gewerbe eine bestimmte Zahl Parkplätze beibehalten will.
In drei Gruppen wurden sodann Probleme, Befürchtungen und Ideen zur Nutzung diskutiert. Zwei der Gruppen zogen sich in die Predigerkirche zurück, wo es weniger kalt war.
Ab 15 Uhr wurden die Ergebnisse aus den Gruppen im Plenum präsentiert. Christina Horisberger stellte die Ideen vor. Besonders zu erwähnen wäre hier vielleicht die Idee, den Platz zunächst temporär anders zu nutzen, beispielsweise jeweils samstags als Marktplatz, wenn die Gemüsebrücke zur Baustelle wird. Weitere Ideen betrafen etwa die Gestaltung: als Kiesplatz, Spielplatz, begrünt, mit Gastronomie etc. – Sabine Ziegler stellte die Resultate der Gruppe «Nachtleben» vor: Es wird eine Zunahme der nächtlichen Immissionen befürchtet insbesondere durch alkoholisierte Jugendliche. Deshalb wolle man nicht so viele zusätzliche Sitzgelegenheiten, zudem wären Patrouillen von Polizei und SIP wünschenswert, mehr Personal bei der Polizei, ein Verbot des Verkaufs von Alkohol nach Mitternacht wäre zu prüfen etc. – Andrew Katumba sprach für die dritte Gruppe, zum Thema Gewerbe: Die Aufhebung der Parkplätze vertreibe das Gewerbe, hat jemand eingebracht. Es brauche genügend Parkplätze für das Gewerbe. Man wolle das gute Verhältnis Anwohnende/Gewerbe erhalten. Unter den Anwesenden in der Gruppe hat man sich auf einen Kompromiss geeinigt und als Idee eingebracht: Die Hälfte der 32 Plätze könnte man aufheben, nämlich die untere Reihe. Und dort Boulevardbestuhlung zulassen, was den Platz beleben würde. Die Zufahrt zu den Parkplätzen wäre dann oben entlang der Zentralbibliothek.
Zu guter Letzt kam die Vorsteherin des Sicherheitsdepartements, Karin Rykart, vorbei, hörte sich eine Zusammenfassung der Resultate an und erklärte, sie nehme das eine oder andere gerne mit. Allerdings fallen einige der Themen, etwa die Platzgestaltung, gar nicht in ihr Departement. Die Organisator/innen werden nun die Ergebnisse noch aufbereiten. – Es war nach 16 Uhr, die Veranstaltung vorbei, man war durchfroren und hätte nach Hause gehen können. Und was ist passiert? Viele sind noch geblieben und haben in kleinen Gruppen weiter diskutiert. – Das war ein toller Anlass mit einem konstruktiven Austausch und kreativen Ideen. Den Organisierenden gehört ein Dank und ein Lob!
Elmar Melliger