Bei Fedderson & Klostermann

Ein Werkstattbesuch mit dem GZ Altstadthaus führte zum Planungsbüro Fedderson & Klostermann im zum Neumarkt 6 gehörenden Werkhaus.

Durch den Eingang beim Rehgässli wird eine grosse Gruppe Interessierter in das Werkhaus von Fedderson & Klostermann geführt. Das Werkhaus gehört der Familie Gontersweiler. Rainer Klostermann ist froh, diesen Ort zur Verfügung zu haben, denn zum Arbeiten sind diese zwei Stockwerke und die grossen Atelierräume geradezu ideal. Sieben Personen arbeiten hier. Die Büros sind voller Pläne und Modelle. Rainer Klostermann vom Planungsbüro stellt uns seine Arbeiten im Bereich Stadtentwicklung, zu Licht, Architektur und Verkehrskonzepte vor, er ist diplomierter Architekt ETH/SIA, Planer Reg A/FSU.
Der Besuch beginnt mit einer überraschenden Bemerkung von Rainer Klostermann: «Eine Stadt kann man nicht nur von oben, nein, man kann sie auch von unten anschauen. Wichtig aus diesem Blickwinkel sind Wasser, Hitze und Wärme.» Die Altstadt aber sei vom Städtebaulichen her nicht sonderlich interessant. Fast alles stehe unter Denkmalschutz und darum finde keine oder kaum eine Bewegung statt. – Also gehen wir auf Wanderschaft.
Das Planungsbüro Fedderson & Klostermann beschäftigt sich mit den verschiedensten Projekten in der Stadt, der Schweiz, und wegen der familiären Wurzeln von Rainer Klostermann auch in Polen.

Am Gotthard aktiv
Zuerst zeigt er uns anhand des kleineren Projekts der Seilbahn von Flüelen ein anschauliches Projekt-Modell. Wichtig bei den Modellen ist, dass sie nicht nur exakt das Projekt abbilden, die Modelle müssen auch sehr leicht sein, damit man sie gut transportieren und vor Ort begutachten kann. Im Planungsbüro sind Modelle Arbeits- und nicht Ausstellungsmodelle.
Ein wichtiges Projekt von Fedderson & Klostermann ist der Gotthardtunnel. In vier Jahren soll es losgehen beim Nordportal vom Alptransit Gotthard, mit dem längsten Eisenbahntunnel der Welt, der die Fahrzeit von Zürich nach Mailand um zwei Stunden verkürzen wird. Der Gotthardtunnel ist ein typischer Bahntunnel und kein Autotunnel. Wobei man genau genommen von zwei Tunnels sprechen müsste. Aus Sicherheitsgründen sind es beim Gotthardtunnel nämlich zwei Tunnels; der Bahntunnel und der Sicherheitsstollen.
Für den Gotthardtunnel gibt es verschiedene Beratungsgruppen, unter anderem auch eine Beratungsgruppe Gestaltung, wo Fedderson & Klostermann das federführende Atelier ist. In dieser Beratungsgruppe müssen eine Vielzahl von Problemen gelöst werden. Zum Beispiel, wie die warme Luft am besten aus dem Tunnel «gepumpt» werden kann oder auch wie die Landschaft um den Tunnel am besten gestaltet werden kann.
So ist zum Beispiel der geplante Warmluftkamin des Gotthardtunnels sehr hoch und passt nicht in die Landschaft. Kommt dazu, dass auch eine kleine Passstrasse am Tunnel vorbei führt und man diese nicht verändern möchte. Fedderson & Klostermann hatten hier einen ebenso einfachen wie genialen Lösungsvorschlag. Sie haben vorgeschlagen, einen Keil aus dem Bergfelsen herauszusprengen und den Kamin in diesen Keil quasi zu versenken. Die Landschaft bleibt so fast unberührt und zusätzlich kann mit dieser Lösung auch ein kleiner Kehrplatz für Handwerker und Kontrolleure gebaut werden. Der Kamin wird jetzt nach dem neuen Vorschlag gebaut.

Glattalbahn
Im zweiten Atelierraum stellt Rainer Klostermann der interessierten Besuchergruppe die Glattalbahn vor. Wir alle kennen ja die Trams der Glattalbahn: weiss mit einem blauen Streifen, immer wieder zu sehen am Central. Dieses Projekt wurde von seinem Planungsbüro viele Jahre betreut. Für dieses Projekt hat das Planungsbüro das ganze Gebiet rund um die Glattalbahn studiert und analysiert. Rainer Klostermann meint, man müsse die Landschaft und die Industrie kennen, müsse wissen, wie sich diese Umgebung entwickle, wenn man ein solches Projekt erfolgreich verwirklichen wolle. Er zeigt der Besuchergruppe Bilder zur Umgebung der Glattalbahn. Bilder, die zeigen, wie dieses Gebiet rund um die Glattalbahn in den letzten Jahren gewachsen ist. Rainer Klostermann meinte übrigens auch, die Bilder ums Hagenholz zeigten einen richtigen «Salat». Wir sahen aber auch Bilder vom Katzenbach, dem Leutschenbach, Bilder von den Gärten am Stadtrand und Bilder von den Sportplätzen.

Geheimnisvolle Baumkreise
Eine Besonderheit der Glattalbahn sind nach Rainer Klostermann die Baumkreise. Die Restflächen um die Glattalbahn wurden jeweils mit Säuleneichen in einem Baumkreis bepflanzt. Die Eichen wachsen in zwanzig Jahren ca. zwanzig Meter in die Höhe. Von weitem sehen sie aus wie Pappeln. Sie schlagen tiefe Wurzeln, die aber nicht unter die Schienen wachsen. Die eigentliche Bedeutung des Baumkreises aber ist ein Geheimnis des Planungsbüros. An diesem Abend hat es Herr Klostermann den Besuchern verraten, aber nur unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Wer es also wissen will, der muss Herrn Klostermann direkt fragen; wir verraten nichts.
Die Glattalbahn führt durch verschiedene Gemeinden. Mit der Bahn wurden Gebiete und Grenzen gesprengt. «Es war eine Zeit», so Klostermann,
«in der man sich immer wieder neu orientieren musste.» Verschiedene Gemeinden mussten miteinander verhandeln, die Gemeindepräsidenten miteinander diskutieren. Fragen wie «wo erstellen wir Haltestellen und wer bezahlt» mussten beantwortet werden. Schliesslich aber konnte sie erfolgreich realisiert werden, die Glattalbahn. Auch mit Hilfe von Fedderson & Klostermann. Heute werden mit der Glattalbahn anonyme Agglomerationen mit der Stadt verbunden. Das Gebiet ist attraktiver geworden. Wo vorher noch niemand wohnen wollte, wollen Leute jetzt wohnen. Es sind Wohn- und Arbeitsgebiete entstanden. Eine Reise mit der Glattalbahn bis zum Flughafen ist heute auf jeden Fall zu empfehlen.
Am Schluss des Besuchs gabs dann für alle Besucher ein Glas Wein mit Brot und Salami und Käse. Offeriert von Fedderson & Klostermann. Die Stadtplaner aus unserem Quartier.

Myrtha Guggenbühl