Hans Gautschi

Wer hat ihn nicht gekannt, den Mann in der blauen Berufsschürze? An der Predigergasse hat Hans Gautschi seinen Betrieb geführt, seine Schlosserei und Kunstschmiede. Bis zuletzt. Obwohl er längst nicht mehr hätte arbeiten müssen, nächstes Jahr wäre er achtzig geworden. Sicher bis dahin oder solange er noch Lust hatte auch darüber hinaus, wollte er weiterarbeiten. Das war ihm von Vermieterseite auch so zugesichert worden. Nun ist es anders gekommen. Von einer Hirnblutung, die er am 6. Dezember erlitt, hatte er sich zwischenzeitlich bereits etwas erholt, als eine Lungenentzündung dazu kam. Am 16. Januar ist er (geb. 18.8.1936) gestorben.
Der Vater von drei Kindern aus erster Ehe ist im Kreis 4 aufgewachsen, mit seiner Frau Barbara wohnte er im Niederdorf, am Sonntagsteig im Kreis 6 und die letzten Monate in Witikon.
Seine Lehre hat er ab 1951 in der Schlosserei seines Vaters im Oberdorf gemacht und den Betrieb nach dessen Tod übernommen. 1966 konnte er dann die seit 1896 bestehende Werkstatt an der Predigergasse übernehmen. Dem vor der Eingangstüre stehenden, schräg wachsenden Baum musste er immer wieder den Stamm etwas anschleifen, damit die Türe sich noch öffnen liess. Seine Werkstatt ist wie ein Zeuge aus alten Zeiten. Hier hat Hans Gautschi neben gewöhnlichen Auftragsarbeiten immer wieder kunsthandwerkliche Prachtstücke geschaffen, wie sie nur ein Meister seines Fachs fertig bringt. Mit grosser Sorgfalt und Können bearbeitete er das glühende Eisen und fügte die Einzelteile zu teils filigran wirkenden Objekten zusammen, deren Gewicht man ihnen nicht ansieht. Zu Recht stolz war er auf jene Werke, die er für den Stararchitekten Santiago Calatrava geschaffen hatte, der ihm seit über dreissig Jahren teils schwierige Aufträge zur Ausführung anvertraut hat. Und die ihm Folgeaufträge für weitere prominente Auftraggeber einbrachten. – Hans Gautschi ist gegangen. Als Mensch bleibt er uns in Erinnerung. Und seine Werke können wir täglich sehen, etwa in Form prächtiger Wirtshausschilder.
Am 29. Januar hat die ergreifende Abschiedsfeier in der bis auf den letzten Platz gefüllten Predigerkirche stattgefunden.   

Elmar Melliger