Von der Verlegung eines Amtssitzes
Ottilie räkelte sich voller Vorfreude und Spannung auf ihrem Stuhl, als der junge Mann auf der Bühne anfing:
«Wir kommen zum Geschäft Sanierung des Klärschlammbeckens 3…», um sogleich zu reklamieren: «He, das sind ja die falschen Unterlagen!» Der Tausendsassa da vorn ist nämlich nicht nur ein begnadeter Tenor, Musiker, Performer, er hat nicht nur das Festival da Jazz ins Leben gerufen und zehn Jahre organisiert. Auch ist er an dessen Austragungsort, in St. Moritz, soeben als Gemeindepräsident gewählt worden, hat er sich durchgesetzt gegen den Bisherigen, der das Amt seit acht Jahren innehat. Das Programm im Miller’s im Seefeld, verriet Christian Jott Jenny (Vorsteher des Amts für Ideen mit Amtsstube in der Altstadt) dem Premierenpublikum am 2. November im Vertrauen, habe er zusammengestellt in Erwartung seiner Nichtwahl: «Quand on n’a pas ce qu’on aime – Die Krise als Chanson». Nun, ein toller Abend mit ihm und dem Zürcher Staatsorchester ist es trotzdem geworden, kräftig gewürzt mit seinen Sprüchen. Im Publikum konnte Ottilie einige bekannte Gesichter ausmachen, etwa Beat Curti, den Filmer Rolf Lyssy, alt Regierungsrat Markus Notter mit seiner Partnerin Esther Arnet (Direktorin Dienstabteilung Verkehr), Peter Wanner (AZ Medien) oder Jürg Randegger (Cabaret Rotstift), der dann selber noch zu einem Einsatz auf der Bühne kam. Beim Medley zum Abschied sang Christian Jott Jenny nicht nur «My Way» und
«Time to Say Goodbye», sondern auch «Junge, komm bald wieder». Was die traurig im Unterland Verbleibenden natürlich hoffen lässt auf ein Wiedersehen auf der Bühne und auf eine nicht allzu lange Serie von Amtszeiten in St. Moritz. Irgendwann muss doch diese Kläranlage saniert sein!